Der 1,97 Meter große Felix Auböck kann weit ausholen. Er traut sich zu, an Erfolge eines Markus Rogan oder Dinko Jukic anzuknüpfen.

Foto: APA/AFP/FRANCOIS-XAVIER MARIT

In Stockholm freute sich Auböck über zwei Rekorde.

Foto: ISL/Mike Lewis

Das waren Zeiten! In der ersten Dekade dieses Jahrtausends hat allein Markus Rogan zweimal Olympiasilber, neun EM-Titel, Kurzbahn-WM-Gold, etliche weitere Medaillen und einen Kurzbahn-Weltrekord verbucht. Maxim Podoprigora, Dinko Jukic und natürlich Mirna Jukic, die Olympiadritte und fünfmalige Europameisterin, steuerten auch nicht wenig bei in der goldenen Ära des heimischen Schwimmsports. Doch spätestens seit Dinko Jukic bei den Spielen 2012 eine Medaille knapp verpasste, hat Österreich im olympischen 50-m-Becken kaum noch Wellen geschlagen. Das könnte sich heuer ändern.

1:45,70 Minuten über 200, 3:44,51 über 400 und 7:46,72 über 800 Meter Kraul. Das sind Zeiten! Mit diesen Marken und drei Siegen hat sich Felix Auböck am Wochenende bei den Swedish Open in Stockholm in der Weltspitze etabliert. Der Weltverband (Fina) führt den 24-Jährigen aus Bad Vöslau zweimal an zweiter und einmal an dritter Stelle der Jahresbestenliste. Das gemahnt durchaus an Rogan, obwohl die Saison noch jung ist und klarerweise weniger Meetings stattfinden als üblich. "Jetzt bin ich dort, wo ich hinwollte", sagt Auböck dem STANDARD. "Ich bin dort, wo es um die Medaillen geht."

Der 1,97 Meter große Auböck hat eine weite Reise hinter sich. Von Bad Vöslau in die Südstadt war es vergleichsweise ein Katzensprung. Doch schon mit 16 Jahren übersiedelte er nach Berlin, um sich bei den Wasserfreunden Spandau weiterzuentwickeln. Der nächste Schritt war ein großer, er führte Auböck über den Atlantik und noch ein Stück weiter nach Ann Arbor, an die University of Michigan. Dort erhielt der Niederösterreicher ein Stipendium, um vier Jahre lang zu studieren (Politikwissenschaften und Geschichte) und für die Uni zu schwimmen. Im Vorjahr ging’s quasi retour, jetzt trainiert und studiert Auböck an der englischen Loughborough University in der Nähe von Leicester, wo er nächstes Jahr seinen Master machen will.

Profisport mit Profis

Momentan steht die Schwimmerei im Vordergrund. An seiner Uni findet Auböck Möglichkeiten vor, von denen er in Österreich nur träumen könnte. Dem "Director of Swimming" Andi Manley assistieren weitere Schwimmcoaches und nicht weniger als fünf Fachkräfte: eine Ernährungsberaterin, ein Biomechaniker, eine Psychologin, ein Konditionstrainer, ein Physiologe. Auböck: "Ich kann immer irgendwo einen Hebel ansetzen. Wer Profisport machen will, muss mit Profis zusammenarbeiten."

Walter Bär, zu Südstadt-Zeiten der Trainer von Auböck, ist mittlerweile Sportdirektor des Schwimmverbands (OSV). Er verfolgt die Entwicklung seines Ex-Schützlings mit Freude. "Felix ist ein lockerer Typ und trotzdem zielstrebig", sagt Bär. "Und er hat in zwei wichtigen Punkten echte Fortschritte gemacht." Punkt eins? "Felix brachte früher selten an zwei Tagen en suite Spitzenleistungen, das ist jetzt ganz anders." Punkt zwei? "Er hat den Start und die Wenden optimiert, taucht deutlich weiter als noch vor einem Jahr. Er kommt mit mehr Körperspannung aus der Wende heraus, nimmt viel Schwung mit." Aus vier bis fünf Metern unter Wasser seien sechs bis sieben geworden, das spart den einen oder anderen Armzug und also Kraft, was sich "hinten heraus" auswirkt.

Papierform und Plan

Was Auböck noch fehlt, ist eine Medaille bei einem Großevent. Bei der WM 2017 war er Fünfter, bei der EM 2018 Vierter über 400 Meter Kraul, das ist seine Paradestrecke. Die nächste EM soll im Mai vor leeren Rängen in Budapest steigen. Dort könnte sich Auböck, so alles nach der Papierform und nach Plan läuft, erstmals dekorieren. Der nächste größere Ausflug sollte ihn nach Tokio führen, zu den Olympischen Spielen (ab 23. Juli). Von einer Medaille redet Felix Auböck nicht, er sagt aber schon: "Dort, wo ich jetzt bin, will ich mich behaupten." (Fritz Neumann, 15.4.2021)