"Vom Aufstehen", so hieß schon der Text, mit dem Helga Schubert 2020 den Bachmannpreis gewann und für viel Aufmerksamkeit sorgte, nicht nur weil die deutsche Autorin damit als 80-Jährige ein literarisches Comeback hinlegte, sondern auch weil sie darin eine bemerkenswerte Geschichte über eine äußerst schwierige und komplexe Mutter-Tochter-Beziehung erzählt. Sage und schreibe 40 Jahre zuvor wurde Schubert als 40-Jährige schon einmal nach Klagenfurt eingeladen, durfte damals aber nicht aus der DDR ausreisen. In 29 autofiktionalen Geschichten, in denen zunächst vieles nicht gut ist, erzählt sie uns von den Zeiten der DDR-Diktatur, der Wende und den Wendejahren und vor allem von ihrem traurigen Dasein als Kriegskind, das mit nur einem Jahr den Vater verliert und mit der Mutter eine dramatische Fluchtgeschichte erleben muss. Schuberts Buch handelt schließlich viel davon, wie aus so vielen biografischen Widrigkeiten doch noch ein gelingendes Leben werden kann, an dessen Ende gilt: Alles ist gut. (red, 16.4.2021)