Whatsapp hat derzeit mehr als zwei Milliarden Nutzer.

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Anfang des Jahres informierte Whatsapp seine Nutzer über die Aktualisierung der Datenschutzrichtlinie des Messengers – und löste damit eine Welle der Empörung aus. Viele wechselten zu Telegram oder Signal. Facebook würde die Zustimmung nämlich erlauben, sämtliche Nutzerdaten künftig im gesamten Unternehmensnetzwerk für Werbezwecke zu nutzen. Nun hat der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar ein Dringlichkeitsverfahren gegen den Konzern eingeleitet. Denn das Vorgehen könnte derzeit illegal sein.

"Derzeit besteht Grund zu der Annahme, dass die Bestimmungen zum Teilen der Daten zwischen Whatsapp und Facebook mangels Freiwilligkeit und Informiertheit der Einwilligung unzulässig durchgesetzt werden sollen", wird Caspar in einer Presseaussendung zitiert. Um einen "gegebenenfalls rechtswidrigen massenhaften Datenaustausch zu verhindern", habe er nun ein "förmliches Verwaltungsverfahren zum Schutz Betroffener" eingeleitet.

Prüfung der Unterlagen

Geplant sei, vor dem 15. Mai zu einer Entscheidung auf Grundlage der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gegen Facebook in Irland zu kommen. "Whatsapp wird in Deutschland mittlerweile von fast 60 Millionen Menschen genutzt und ist die mit Abstand meistgenutzte Social-Media-Anwendung noch vor Facebook", sagte Caspar. Das dürfe nicht zu einer missbräuchlichen Ausnutzung der Datenmacht führen.

Im Rahmen einer Anhörung wird auch der US-Konzern die Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. Ein Sprecher verwies auf jüngste Änderungen, die klarer machen würden, wie Daten gesammelt und genutzt werden. Auch zukünftig blieben Nachrichten privat. Facebook werde die vom Hamburger Datenschutzbeauftragten verschickten Unterlagen prüfen und darauf reagieren.

Erfolgreichster Chatdienst

Für europäische Nutzer ergänzt die Aktualisierung laut Whatsapp vor allem jenen Bereich, der festlegt, wie Unternehmen Whatsapp für die Kommunikation mit Kunden nutzen können, berichtete der STANDARD. Nutzerdaten dürften hingegen auch weiterhin nicht an Facebook-Unternehmen weitergegeben werden, um für Werbezwecke genutzt zu werden. Während außerhalb Europas mit dem 15. Mai die Möglichkeit wegfällt, der Weitergabe zu widersprechen, müsste es für europäische Länder auch zukünftig eine sogenannte Opt-out-Möglichkeit geben.

Mit mehr als zwei Milliarden Nutzern ist Whatsapp derzeit der erfolgreichste Chatdienst, gefolgt vom Facebook Messenger. Dieser zählt derzeit 1,3 Milliarden User. Jedoch meldeten Konkurrenzprodukte wie Telegram und Signal in den Wochen nach Ankündigung der Aktualisierungen starken Zulauf. Laut Whatsapp sind Missverständnisse im Umlauf, die man bis Mitte Mai verstärkt ausräumen wolle. (mick, APA, 15.4.2021)