Balkone, Terrassen, kleine Gärten: Seit dem ersten Lockdown sind sie ganz besonders begehrt. Ein Glück, wer ein privates Naherholungsgebiet auf wenigen Quadratmetern sein Eigen nennt und sich beim Umerden im Blumentopf die Finger schmutzig machen, den Tomaten beim Wachsen zuschauen oder sich ein paar Minuten in der Sonne ausstrecken kann. Balkone und Co sind bei Wohnungssuchenden zum Nonplusultra geworden – auch wenn sie manchmal so klein sind, dass kaum ein Tisch mit einem Sessel darauf Platz hat.

Faulpelz, Insektenfan, Selbstversorgerin: Drei Ideen für die Balkongestaltung.
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Ein Blick auf städtische Balkone offenbart aber auch eine andere Realität. Manche Freiflächen werden am Ende nicht als Nutzgarten behübscht, sondern dienen dazu, Wäsche aufzuhängen oder das alte Fahrrad zu lagern. Und manche gärtnerische Ambition scheint nicht über den Kauf von Basilikum hinauszugehen, das dann auf dem Balkon traurig vor sich hin verdorrt.

Erweitertes Wohnzimmer

Das zeigt: Die richtige Balkonnutzung will wohlüberlegt sein. Soll der Balkon wie ein erweitertes Wohnzimmer funktionieren, wollen Sie Blumen und damit auch Bienen und andere Insekten ein Zuhause bieten – oder erhoffen Sie sich für heuer eine reiche Tomatenernte?

All das hängt natürlich auch davon ab, wie der Balkon geschnitten ist, wie viel Platz zur Verfügung steht und ob er im Sommer der prallen Sonne ausgesetzt ist oder immer im Schatten liegt. Entscheidend ist letztendlich auch, wie viel Zeit und Geld man in die paar Quadratmeter Freifläche investieren will.

Jetzt ist jedenfalls die richtige Zeit, den grünen Daumen auf dem Balkon zu beweisen, längst verdorrte Kräuter auszurupfen und die Balkonmöbel aus dem Keller zu holen. Also: Welcher Balkon-Typ sind Sie?

Der Balkon ist zum Entspannen da? Das sollte man bei der Planung bedenken.
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Balkon-Typ 1: Der Faulpelz

Sie wollen Ihren Balkon in vollen Zügen genießen – ohne dafür Pflanzen umtopfen oder Blumenerde schleppen zu müssen? Außerdem fehlt Ihnen die Zeit, im Hochsommer notfalls mehrmals zu gießen? Dann werden Sie mit dem Balkon für Faule glücklich, auf dem die Entspannung im Mittelpunkt steht.

Hier kann man – je nach Platz und Budget, versteht sich – möbeltechnisch aus dem Vollen schöpfen. Victoria Kranz vom Wiener Gartengestaltungsbüro Blütenkranz rät zu einem Außensofa, einem Sitzpouf oder einem Lounge-Chair. Wer draußen nicht nur chillen, sondern auch essen will, wird einen kleinen Tisch mit Stühlen brauchen. Weniger ist bei der Möblierung aber mehr. Vor allem weil viele im Baumarkt die Größe ihres Balkons falsch einschätzen, wie Gartengestalterinnen und -gestalter erzählen. Als Daumenregel gilt: Wenn Sie sich beim Sonnenbaden nicht mehr vom Rücken auf den Bauch drehen können, ohne mit den Sitzmöbeln zu kollidieren, ist es zu eng.

Damit es auf dem Balkon gemütlich wird, braucht es stimmungsvolle Beleuchtung. Dafür eignen sich Laternen, Solarleuchten, oder Lichterketten auf dem Balkongeländer. Heimelig kann auch ein Außenteppich aus dem Möbelhaus wirken – oder gleich ein ganz anderer Bodenbelag. "Stein wirkt immer ein wenig kalt", sagt Victoria Kranz. Alternativ könnte man einen Klickboden aus Holz darüberlegen.

Wer auf Grün doch nicht ganz verzichten will: Mit einem Kräuterkistl oder Lavendel kann man wenig falsch machen. Auch Erdbeeren sind pflegeleicht, verspricht Kranz. Doch sie betont: "Natürlich braucht jede Pflanze Wasser." Wem das also immer noch zu viel Commitment ist, der kann Kunstrasen aus dem Baumarkt ausrollen. So wird es ein wenig grüner. Keine Sorge: Den müssen Sie nicht einmal gießen.

Wer Insekten ein Zuhause bieten will, braucht Wildblumen auf dem Balkon.
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Balkon-Typ 2: Der Insektenfan

Ein Balkon ist für Sie nichts anderes als ein Garten in luftiger Höhe? Und die Größe eines solchen definieren Sie über die Tomatenpflanzen, die darauf Platz haben? Dann sind sie der Typ Selbstversorger. Vor Ihnen liegt ein nicht ganz leichter, aber ein lohnender Weg. "Es ist erstaunlich, was auf einem Balkon alles funktioniert", erzählt die deutsche Buchautorin Silvia Appel, die den Blog "Garten Fräulein" betreibt. Sogar Kartoffeln, Himbeeren und Heidelbeeren gehen auf dem Balkon mit etwas Glück und einem leicht- bis mittelgrünen Daumen auf.

Bevor Sie sich jetzt aber gleich zum Gartenmarkt aufmachen, rät die Expertin zu guter Planung: "Wichtig ist, sich die Bedingungen auf dem Balkon genau anzuschauen." Und erst dann die Pflanzen auszuwählen: Auf schattigen Balkonen funktionieren Spinat, Petersilie, Rucola und Schnittlauch gut. Als kleiner Trick zahlt sich hier aus, die Pflanzgefäße hoch ans Geländer zu hängen, damit sie länger in der Sonne sind als auf dem schattigen Boden.

Auf sonnigen Balkonen fühlen sich wiederum Chilis und Tomaten wohl. Dafür wird es hier im Sommer sehr heiß. Silvia Appel rät daher, sehr große Pflanzgefäße zu verwenden, in denen möglichst viel Wasser gespeichert werden kann. An besonders heißen Tagen zahle sich sogar aus, einen Sonnenschirm aufzuspannen, weil die Pflanzen sonst einen Sonnenbrand bekommen – kein Scherz!

Ein Anfängerfehler, vor dem Appel warnt: zu kleine Gefäße. Die Pflanzen aus dem Gartenmarkt sollten sofort in einen größeren Topf umgesetzt werden. "Die Pflanze will sich ja entwickeln, muss aus ihrer Kinderstube raus." Ein häufiger Fehler ist auch, dass man es beim Gießen zu gut meint, dann fangen die Wurzeln zu faulen an. Wichtig: für die erste Saison nicht zu viel vornehmen! Dafür werden die ersten Tomaten vom Balkon die weltbesten Tomaten sein. Auch wenn es nur zwei sind.

Reiche Ernte gewünscht? Tomaten fühlen sich auf sehr sonnigen Balkonen wohl.
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Balkon-Typ 3: Die Selbstversorgerin

Zum perfekten Tag gehört für Sie das Summen von Bienen? Und ein Marienkäfer ist für Sie nicht nur Insekt, sondern auch Glücksbringer? Dann brauchen Sie einen Balkon, auf dem sich diese Tiere auch wohlfühlen. Viel Platz ist dafür nicht notwendig: Sogar eine Fensterbank lässt sich mit ganzjährig blühenden, heimischen Wildblumen bepflanzen, die eine wichtige Nahrungsquelle für die Tiere sind. "Je mehr solche kleinen Inseln es in der Stadt gibt, umso besser", sagt Björn Schoas von der Umweltberatung.

Wichtig ist bei der Blumenauswahl, dass die Blüten ungefüllt sind, damit die Bienen auch an ihre Nahrung kommen. Im Blumenhandel gibt es eigene Samenmischungen mit Wildblumen für Bienen. Auch Kräuter wie Bohnenkraut, Thymian und Schnittlauch eignen sich, sofern man sie blühen lässt. Lavendel ist sowieso ein "Insektenmagnet", sagt der Experte. Wer ein wenig mehr Platz hat, kann balkontaugliche Gehölze wie die Felsenbirne oder die Kornelkirsche aufstellen. Diese bieten Schatten, Kühlung und Nahrung für Vögel und Insekten. Wichtig sei auch, Biopflanzen aus der Region zu kaufen, betont man bei der Umweltberatung.

Noch insektenfreundlicher wird der Balkon, wenn man den Tierchen in regenarmen Wochen Wasser anbietet. "Aber da braucht es Trittinseln, etwa in Form von Moos oder Steinen, damit die Insekten nicht ertrinken", betont Schoas. Damit diese sich längerfristig einmieten, brauchen sie auch Nistmöglichkeiten. Zwar kann man Insektenhotels kaufen.

Der Experte rät aber dazu, selbst eines zu bauen: "Da wuselt es im Frühjahr." Übrigens funktioniert so ein Insektenparadies sogar auf Balkonen inmitten der Stadt, solange es dort blühende Pflanzen gibt. Ein Vorteil am Wildblumenbalkon: Er muss nicht tipptopp sein, hier darf es wuchern. "Einfach ein bisschen ausprobieren", rät Schoas. Und dann dem Summen der Bienen lauschen. (Franziska Zoidl, 17.4.2021)