Es ist verständlich, dass Regierungen beim Einsatz von Impfstoffen vorsichtig vorgehen. Aber zu viel Vorsicht in der Medizin kann auch Menschenleben gefährden – besonders in einer Pandemie. Der kurzfristige Stopp von Astra Zeneca in vielen EU-Staaten hat dazu geführt, dass viele dem Impfstoff nicht mehr vertrauen und sich dann gar nicht impfen lassen. Die Zusicherung der Experten, der Nutzen sei viel größer als das Risiko, kann diese Sorgen nur wenig mildern.

Der kurzfristige Stopp von Astra Zeneca in vielen EU-Staaten hat dazu geführt, dass viele dem Impfstoff nicht mehr vertrauen.
Foto: imago/Lagencia/Maria Josà Lopez

In den USA wurde nun der Einsatz von Johnson & Johnson wegen noch viel seltenerer Nebenwirkungen – acht Thrombosefälle bei sieben Millionen Impfungen – unterbrochen und diese Pause um mindestens eine Woche verlängert. Der Schaden für die US-Impfkampagne ist enorm; weil der Impfstoff nur einmal verabreicht werden muss, ist er auch für Menschen, die aus sozialen Gründen schwer erreichbar sind, geeignet. Gerade dort aber ist die Impfbereitschaft am niedrigsten.

Noch schlimmer wirkt sich das Zögern auf die Länder des globalen Südens aus. Die Impfstoffe von Astra Zeneca und J&J sind billiger und logistisch leichter zu handhaben als die neuartigen mRNA-Vakzine. Doch wenn der Norden die Botschaft verbreitet, dass diese Mittel für die Reichen zu gefährlich sind, dann werden auch die Ärmeren sie nicht wollen. Das wird den Kampf gegen das Virus erschweren. Allein aus globaler Verantwortung müssten die Behörden in Europa und den USA etwas weniger Vorsicht und mehr Vernunft walten lassen. (Eric Frey, 15.4.2021)