Finanzbildung ist Konsumentenschutz: Auch junge Menschen haben schon Erfahrungen mit dem Thema Schulden gesammelt.

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Wer die Worte "Online" und "Finanzen" in einem Satz nennt, der denkt oft an die Berichterstattung der vergangenen Monate: an die Befeuerung der Gamestop-Aktie durch aktionistische Reddit-User, an Tinder-artiges Aktien-Gezocke über Börsen-Apps wie Robinhood, an den nach wie vor volatilen Bitcoin-Kurs. Andere wiederum denken sich, dass man auch schlicht konservativ Geld beiseitelegen könnte – und zu dieser Fraktion gehören die Gründer des Start-ups hinter der Finanz-App Monkee.

"Das Thema Financial Wellbeing ist nun wichtiger als je zuvor", sagt Martin Granig, Gründer und CEO von Monkee. Einerseits gebe es nun die bereits bestehenden Monkee-Kunden, die unerwartet in Kurzarbeit geschickt wurden und daher auf den gesparten Notgroschen zurückgreifen. Andererseits gibt es jene, die ein reguläres Einkommen haben, ihr Geld aber aufgrund des Lockdowns nicht in Kneipen und Kinos ausgeben können. Bevor diese ihr Geld in diversen Webshops für Dinge ausgeben, die sie nicht brauchen, können sie genauso gut für die Zukunft sparen.

Der Mensch braucht Ziele

Und genau hier setzt die App an. Es wird ein Ziel definiert, auf das man spart – etwa der nächste Urlaub oder ein neues Fahrrad –, und dieses Ziel wird anschließend in kleine Sparbeträge aufgeteilt. "Das ist vergleichbar damit, dass man 10.000 Schritte am Tag geht, um gesünder zu werden", sagt Granig. "Wenn der neue Laptop nicht mehr einmalig 1.000 Euro kostet, sondern zehn Euro pro Tag, wirkt der Betrag nicht mehr so groß."

Die Monkee-App zerlegt große Ziele in kleine Sparbeträge.
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Unterstützt wird die Sparmotivation durch regelmäßige Pop-up-Nachrichten auf dem Smartphone – also jene Methodik, mit der normalerweise Plattformen wie Facebook und Instagram um die Aufmerksamkeit ihrer User buhlen, aber in diesem Fall mit einem realen Ziel verbunden. Monkee selbst verdient Geld durch Partnerhändler: Bestellt ein Monkee-User dort, so erhält das Start-up eine Provision, die wiederum zu einem gewissen Grad an die User in Form eines Rabatts weitergegeben wird.

Wohlgemerkt: Dabei geht es nicht darum, ein "Kaufe jetzt, zahle später"-Schema zu verfolgen. Die Nutzer sollen nur das Geld ausgeben, das sie tatsächlich vorher gespart haben. "Wir wollen die Menschen zu einem bewussten Konsum bewegen", sagt Granig. Denn Konsum per se sei nicht schlecht, man solle sich dafür aber nicht verschulden. Somit sei eine gute Finanzbildung zugleich ein Konsumentenschutz, wie der Gründer betont: "Immerhin hat jeder dritte Lehrling bereits Erfahrung mit Verschuldung und Inkasso gemacht."

Das Geld liegt auf der Bank

Auf rechtlich-organisatorischer Ebene ist der Sparprozess derart organisiert, dass das Geld nicht beim Start-up liegt, sondern auf einem Sparkonto auf einer Partnerbank. Dort wird das Geld treuhänderisch verwaltet, Zinsen gibt es keine. Die Beträge werden dann via Lastschriftmandat vom Konto bei der eigenen Hausbank auf das besagte Sparkonto überwiesen.

Der Vorteil, der sich daraus ergibt: Falls das Start-up wirtschaftlich scheitern und Insolvenz anmelden müsste, würde das Geld einfach vom Sparkonto der Partnerbank auf das Gehaltskonto zurücküberwiesen. Das Sparkonto wird gleichzeitig mit der Eröffnung eines Monkee-Accounts eröffnet, bei der Deaktivierung des Accounts wird auch das Konto wieder geschlossen. Granig betont auch, dass sich die Bewegungen auf dem Sparkonto nicht auf den Credit-Score auswirken – es werden also keine Daten mit Kreditschutzverbänden und Bonitätsauskunfteien geteilt.

Die Finanzwelt als Wimmelbuch

Anfang des Jahres hat das Start-up ein Investment im mittleren sechsstelligen Bereich erhalten. Mit diesem soll die App technisch weiterentwickelt werden, zugleich will man Neukunden akquirieren. "Das wollen wir aber nicht durch Facebook-Ads, sondern durch Content erreichen", sagt Granig. Will heißen: Mit passenden Inhalten zum Thema Finanzen sollen potenziell Interessierte auf die App aufmerksam werden.

Das Gründungsteam von Monkee.
Foto: Monkee

Das wird schon jetzt über einen Blog praktiziert, auf dem diverse Tipps rund um die Themen Finanzen und Geldsparen geteilt werden. Als nächsten Coup planen die Gründer, ein Wimmelbuch zum Thema Finanzen auf den Markt zu bringen. Dieses soll Eltern die Möglichkeit geben, das Thema Geld gemeinsam mit ihren Kindern zu thematisieren. Es soll über Crowdfunding vertrieben, aber auch an Schulen und Bibliotheken verschenkt werden.

"Da es nichts zu lesen gibt, kommunizieren Eltern und Kinder auf Augenhöhe. Die Kinder können durch Wimmelbücher Verbindungen herstellen, die Welt entdecken", schwärmt Granig über das Format: "Man könnte auch sagen, für Kinder ist die Welt ein Wimmelbuch." Eine Aussage, die auch auf nicht gerade wenige Erwachsene zutrifft, wenn es um den Überblick über die eigenen Finanzen geht. (Stefan Mey, 16.4.2021)