Wertschätzender Umgang und gute Behandlung sind die größten Wünsche von 24-Stunden-Betreuerinnen.

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Sie sind eine wesentliche Säule der Altenbetreuung. Während der Corona-Pandemie wurden 24-Stunden-Betreuerinnen medienwirksam mit Sonderzügen und Flugzeugen nach Österreich gebracht und als "systemrelevant" eingestuft. Die Arbeitsbedingungen sind aber nach wie vor umstritten. Eine mehrjährige Untersuchung in Österreich, Deutschland und der Schweiz hat die stärksten Reibepunkte bei der 24-Stunden-Betreuung erhoben. Die österreichischen Ergebnisse wurden nun vorgestellt. Neben den Vermittlungsagenturen, der Arbeit und dem Zusammenleben mit den Betreuten werden auch die Auswirkungen der Pandemie beleuchtet.

Rund 33.000 Personen nahmen im vergangenen Jahr eine 24-Stunden-Betreuung in Anspruch. Die Betreuerinnen kommen fast ausschließlich aus Osteuropa, waren in ihren Herkunftsländern schon länger arbeitslos und sind bereits älter, umreißt Michael Leiblfinger vom Institut für Soziologie der Johannes-Kepler-Universität Linz (JKU) und Teil des internationalen Forschungsteams die Branche. 99 Prozent von ihnen sind selbstständig und hätten somit keinen Anspruch auf bezahlten Urlaub oder bezahlten Krankenstand. Die Vermittlung laufe über Agenturen, sie sind es auch, die das Gehalt ausmachen. Vieles davon ist stark formalisiert, Agenturen würden auch großen Wert auf die Qualität der Vermittlung legen. Wenn die stimmt, können sich Agenturen auch um ein Gütesiegel bewerben.

Selten angesprochen

Probleme würden aber vor allem jenseits des Formalisierten entstehen. Im Vermittlungsprozess kaum angesprochen werden beispielsweise die Arbeitsbedingungen. Brigitte Aulenbacher, Professorin für Soziologie an der JKU und ebenfalls im Forscherteam, nennt die Arbeitszeit, die Haushaltsordnung und die Gefühlsarbeit als mögliche Reibepunkte. Zwar würde niemand erwarten, dass jemand 24 Stunden zur Verfügung stehe, eine Festlegung bei den Ruhezeiten gebe es aber nicht. Oft würden Betreuerinnen auch für andere Tätigkeiten im Haushalt eingesetzt.

Agenturen versprechen, dass die Haushaltsordnung wenig gestört werde. "Das Zusammenleben in einem gegebenen Haushalt ist aber immer schwierig", sagt Aulenbacher, umso wichtiger sei es, schon vorab vieles zu regeln, damit Haltelinien nicht nach unten verschoben und Auswüchse moderner Sklaverei unterbunden werden.

Mehr Regulierung

Betreuerinnen wünschen sich im Gegenzug eine "gute Familie", sagt Aulenbacher. Dazu zählen: eine gute Behandlung, ein wertschätzender Umgang, aber auch Internetzugang und Weihnachten zu Hause verbringen zu können. Für die Soziologin ist deutlich, dass bei den Rahmenbedingungen vieles nicht reguliert sei.

Damit sich diese verbessern, wäre es wünschenswert, auch die Arbeitsbedingungen vertraglich zu regeln. Hier könnte, so der Vorschlag von Aulenbacher, auch bei den Bedingungen für das Gütesiegel eingegriffen werden. Derzeit wird dafür nur die Qualität der Vermittlung berücksichtigt. Eine andere Möglichkeit wäre es, die staatlichen Förderungen an die Einhaltung bestimmter Arbeitsbedingungen zu binden. (Gudrun Ostermann, 17.4.2021)