Kontrabassist und Geschäftsführer Michael Bladerer und Geiger und Vorstand der Philharmoniker Daniel Froschauer.

Philharmoniker

Gerade haben die Wiener Philharmoniker angekündigt, ihr Sommernachtskonzert würde am 18. Juni stattfinden, schon gibt es eine Debatte über eine Vorreihung des Orchesters bei den Covid-Impfungen. Fakt ist, dass 95 der 148 Mitglieder der Philharmoniker zu Beginn der Woche die erste Dosis des Vakzins von Biontech/Pfizer erhalten haben.

Seitens der Stadt Wien heißt es, es habe tatsächlich eine Vorreihung gegeben. Dem STANDARD bestätigen auch der Vorstand der Philharmoniker Daniel Froschauer und Geschäftsführer Michael Bladerer in einer gemeinsamen Erklärung, dass "ein Teil der Wiener Philharmoniker" geimpft wurde.

Spielfähig bleiben

Der Hintergrund sei, "dass die Wiener Philharmoniker spielfähig bleiben müssen. Es gibt unterschiedliche Spielverpflichtungen wie das Sommernachtskonzert oder auch Auftritte im Ausland, die an internationale TV- und andere Medienkooperationen geknüpft sind".

Diese Verpflichtungen könnten nur wahrgenommen werden, "wenn beide Teilimpfungen verabreicht wurden. Ansonsten hätten die Wiener Philharmoniker hohe vertragliche Pönalstrafen zu zahlen – auch bei weiteren Auftritten, die ohne Impfung nicht möglich sein werden."

Es sei also jener Teil der Wiener Philharmoniker geimpft worden, der an diesen Projekten mitwirkt. "Es handelt sich dabei um 95 Impfdosen und betrifft nur jenen Teil der Philharmoniker, der im Rahmen dieser Projekte spielt."

Für die Scala

Bei den Projekten handelt es sich auch um ein Gastspielkonzert mit Dirigent Riccardo Muti, das an der Mailänder Scala stattfinden und übertragen werden soll. Dabei gäbe es seitens der Scala die Forderung, dass die Beteiligten geimpft sein müssen. Bezüglich des Sommernachtskonzertes ist Impfung nicht nötig. Allerdings müssten bei einer möglichen Erkrankung eines Musikers alle Mitglieder einer Instrumentengruppe in Quarantäne. Was eigentlich Konzerte gefährden könnte.

Die nun entstandene Diskussion um die Impfreihung sei ein Ergebnis der "nachrangigen Behandlung von Kunst und Kultur seit Ausbruch der Pandemie", hielt Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren in einer Aussendung fest. Die Philharmoniker hätten allergrößte Bedeutung. "Das haben aber auch viele andere in allen anderen Kunstsparten", so Ruiss. Es brauche "die umgehende Einbeziehung" von Kunst, Kultur und Publizistik in den Impfplan. "Die Gründe, die zurecht von den Philharmonikern in Anspruch genommen werden, gelten auch für alle anderen, nicht nur für einzelne Ereignisse und für eine Einrichtung allein."

Die Philharmoniker seien "der Stadt Wien sehr dankbar für ihre Unterstützung in dieser so schwierigen Zeit", heißt es auch seitens der Leitungsduos. Weiterer Vorreihungen andere Kulturinstitutionen sind vorerst übrigens nicht geplant. (Ljubiša Tošić, APA, 16.4.2021)