Friedrich Merz wurde zum CDU-Bundestagskandidaten gewählt.

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Beim dritten Mal hat es geklappt. Die Kampfabstimmung im Wahlkreis Hochsauerland um das Direktmandat für den Bundestag hat Friedrich Merz gewonnen und das ziemlich deutlich. Als CDU-Chef hatten sie ihn nicht haben wollten, er scheiterte zwei Mal mit seiner Bewerbung. Einmal gegen Annegret Kramp-Karrenbauer, einmal gegen Armin Laschet. Wirtschaftsminister hat er auch werden wollen, da aber rümpfte Kanzlerin Angela Merkel nur kurz die Nase und die Sache war erledigt.

Also war das Hochsauerland in Nordrhein-Westfalen die letzte Chance für Merz, von der Seitenlinie aus in der Bundespolitik wieder Fuß zu fassen und dort mehr zu sein als der Kandidat für den CDU-Vorsitz, der dann doch wieder unterliegt. Er hat sie genutzt und das kann man ihm nicht verdenken. Kampfabstimmungen im Wahlkreis sind nichts Seltenes. Sein Konkurrent Patrick Sensburg, der Merz bei dessen Ausscheiden aus dem Bundestag nachgefolgt war, hatte das Nachsehen. Er galt als beliebt und fleißig, man klagte jedoch, dass er sich zu selten im Wahlkreis sehen lasse. Offensichtlich glänzte der Merz-Faktor dann doch sehr viel stärker – wenngleich man sich schwer vorstellen kann, dass Merz die Arbeit im Wahlkreis viel Freude machen wird.

Er braucht die große Bühne, und die dürfte er im Bundestag bekommen. Seine Nominierung gilt als Freifahrtschein Richtung Berlin, das Hochsauerland ist tief schwarz und konservativ. Wer hier für die CDU antritt, schafft es auch ins Parlament.

Wie willkommen man ihn dort heißen wird, wird von Merz selbst abhängen. Nach seiner (sehr wahrscheinlichen) Wahl ist er einer von vielen Abgeordneten. Wird er sich mit dem Job als "einfacher Abgeordneter" begnügen? Oder in der Fraktion gleich mehr wollen? Sein Name ist immer noch klingend, viele schätzen seine klare Sprache und seine konservativen Positionen. Aber er hat es sich auch bei vielen mit seinen vielen Querschüssen und der Besserwisserei verscherzt. In seiner Bewerbungsrede vor der Abstimmung versprach er den Delegierten, "keinen bequemen und angepassten Abgeordneten" zu bekommen. Das kann eine Verheißung sein. Im Falle Merz klingt es allerdings ein bisschen wie eine Drohung. (Birgit Baumann, 17.4.2021)