Die Aufregung um Pinky Gloves heizt die Debatte um geschlechterspezifische Hygieneprodukte wieder an.

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Die Pinky Gloves haben einen blutigen Kotsturm entfacht, der angemessen lange tobte. Die Menstruationshandschuhe – von den gepflegten WG-Mitbewohnern für ihre unhygienischen Kolleginnen entworfen – sollten die Frauenschaft von der Menstruationslast befreien, forderten aber stattdessen den Blutzoll von ihren Erfindern, die zuvor sogar erfolgreich der "Höhle des Löwen" entkommen waren, nicht aber der Blut geleckt habenden Frauenschaft, die gnadenlos die Witterung aufnahm.

Das mit dem Menstruieren ist eine Krux, seit Jahrhunderten, ach, seit die erste Höhlenfrau ihr Lendenfell waschen ging und der erste Höhlenmann sich davon unangenehm berührt fühlte. Der wilde Frauenkörper geht seit dem Paradies als Bedrohungsszenario durch. Ein unberechenbares Gelände voller Gefahren.

Beginn des Lebens

Dabei ist genau dieses Frauenblut das, was am Beginn des Lebens steht. Keine Menstruation, keine Schwangerschaft. Und damit keine Ankunft in diesem Leben. Genau genommen kommt man in einem schleimigen Blutschwall auf die Welt und kann anschließend nur hoffen, diese Welt in keinem Blutschwall wieder zu verlassen.

Vielleicht ist es dieser Aspekt der Endlichkeit, der Männer mit Menstruationsproblem nachhaltig verstört. Aber gleichzeitig ist genau diese Menstruation ja ein Versprechen auf den vielbesungenen Kreislauf des Lebens, der seit langem ohne pinke Handschuhe auskommt.

(Julya Rabinowich, 19.4.2021)