Robyn in "High Fidelity": Zoë Kravitz

Foto: Disney, Hulu

Remakes sind in den vergangenen Jahren fast ein eigenes Genre geworden. Sie sind nicht nur Neuinterpretationen, sondern korrigieren oft die Überbesetzung weißer, männlicher, heterosexueller Rollen und ihr typisches Verhalten.

In die Riege der "Genderflips" von "Ghostbusters" und "Ocean’s 8" reiht sich das Remake von Nick Hornbys Roman "High Fidelity" ein. 20 Jahre nach der Filmadaption läuft die zehnteilige Serie auf Disney+. Aus Robert wurde die Plattenladenbesitzerin Robyn, bisexuell, mit weißer Mutter und schwarzem Vater. Auch die Vorzeichen ihrer Angestellten haben sich geändert: Simon – zugleich Robs Ex-Freund – ist schwul, Cherise eine übergewichtige schwarze Frau. Sonst folgt die Serie überwiegend dem ursprünglichen Plot samt direkter Ansprache des Publikums.

Zoë Kravitz verkörpert gelungen die coole, charismatische Selbstzweiflerin Rob, die kein Glück in der Liebe hat und Top-5-Listen von Verflossenen verfasst. Auch weil sie mit ihrer Egozentrik konfrontiert wird und reflektiert, wie schlecht sie ihren Ex, Dates, Freunde und Familie behandelt, ist Rob ambivalenter und nahbarer als der in seiner Männlichkeit gekränkte Robert. Damit versetzt die Serie gekonnt die Bindungsängste und Entscheidungsschwäche in die Jetztzeit von New Yorker Millennials.

Auch der Soundtrack ist zeitgemäßer, man weiß aber nicht immer, ob er sich nur in Robs Kopf befindet. Plotgetreu wird über Musik geklugscheißert – eine Deutungshoheit, die schwarze Frauen in Serien selten haben – inklusive Cancel-Culture-Debatte: Darf man noch Michael-Jackson-Platten verkaufen? Schade, dass es nach der ersten Staffel aus ist. (Selina Thaler, 19.4.2021)