Zu Wochenbeginn gilt die grüne Regierungsriege nach dem Abgang von Rudolf Anschober hochoffiziell wieder als komplettiert: Denn am Montag gelobt Bundespräsident Alexander Van der Bellen Wolfgang Mückstein (46), Allgemeinmediziner und Pionier in Sachen Gruppenpraxis, als Gesundheits- und Sozialminister an.

Derzeit kommt VdB jegliche Konkurrenz abhanden – und zwar in Sachen Popularität wie nächster Hofburg-Wahl.
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Rund um den Festakt ab zehn Uhr bedauert so mancher Grüne, dass mit Anschobers Rücktritt auch eine vielversprechende Personalreserve ausfällt, sollte Van der Bellen nicht mehr bei der nächsten Bundespräsidentschaftswahl antreten. Für andere in der Partei hingegen gilt es als so gut wie fix, dass VdB für eine zweite Amtsperiode bereit ist. Sogar Strategen würden sich schon mit der nächsten Wahl befassen, die im Herbst 2022 ansteht, wird da gemunkelt.

Aus der Hofburg heißt es zu all dem nur: "Die Entscheidung" für eine Wiederkandidatur "ist noch nicht gefallen". Ebenso hüllt man sich darüber in Schweigen, wann Van der Bellen seine Entscheidung bekanntgeben will. Fest steht, dass dem 77-jährigen Staatsoberhaupt durch die aktuellen Ereignisse potenzielle Konkurrenten abhandenkommen. Zudem rangiert Van der Bellen gemäß APA/OGM-Politikerindex von April für die Bevölkerung in puncto Vertrauen weiterhin an oberster Stelle.

Hofer in Troubles

Sein einstiger FPÖ-Kontrahent Norbert Hofer, der mit einem erneuten Antritt geliebäugelt hat, kämpft derzeit mit dem Problem, sich überhaupt als Parteichef zu halten – nachdem er sich als Dritter Nationalratspräsident zum Unmut der blauen Fraktion für die Maskenpflicht im Parlament starkgemacht hat.

Die anderen Parteien dürften ihre Entscheidung stark von der Wiederkandidatur Van der Bellens abhängig machen: Wiens Bürgermeister Michael Ludwig hat bereits klargestellt, dass die SPÖ dann keine Gegenkandidatur aufbieten soll. Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), selbst oft als mögliche Hofburganwärterin gehandelt, winkte für diesen Fall ebenfalls ab.

Wegen der Popularität Van der Bellens wird man auch in der Kanzlerpartei genau abwägen, ob eine eigene Kandidatur überhaupt Sinn macht. Denn wie der SPÖ steckt auch der ÖVP der erste Wahldurchgang von 2016 in den Knochen: Damals kamen Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol jeweils auf magere elf Prozent.

Und auch für die Neos spielt es eine Rolle, ob Van der Bellen in die Verlängerung gehen will. Ihre Kandidatin von 2016, Irmgard Griss, ist derzeit mit einer grünen Agenda befasst: Die Ex-Präsidentin des Obersten Gerichtshofs prüft als Leiterin der Kindeswohlkommission, wie im Sinne des Bleiberechts künftig Kinderabschiebungen vermieden werden können. (Jan Michael Marchart, Nina Weißensteiner, 19.4.2021)