Derzeit geht es in der FPÖ wieder drunter und drüber – doch seit dem Wochenende herrscht zumindest in einer Angelegenheit großer Konsens, der da lautet: "Für Herrn Strache gibt es kein Zurück in die FPÖ. Dieser Akt ist erledigt und unumkehrbar."

Ein Bild aus besseren Tagen: FPÖ-Chef Norbert Hofer mit Klubobmann Herbert Kickl – am Dienstag steht eine blaue Klubsitzung an, da könnte der interne Streit rund um die Maskenpflicht erneut hochkochen.
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Die Parole gab der blaue General Michael Schnedlitz aus – und zwar "im Namen" der gesamten Partei, die derzeit bekanntlich alles andere als geeint ist. Zuletzt gerieten die tiefen Brüche zwischen Parteichef Norbert Hofer und Klubobmann Herbert Kickl ins Gerede. Ersterem wurde gar erneuter Koalitionswille mit der ÖVP nachgesagt, was in der FPÖ einem Rufmord gleichkommt – und Hofer prompt in Abrede stellte. Denn Kickl will die Partei auf kompromisslosem Oppositionskurs halten, vor allem in Sachen Corona.

Straches Schmeicheleien

Dabei hatte sich Ex-FPÖ-Chef Strache, der über Ibiza-Skandal, Spesenaffäre und Co gestolpert ist, via oe24.at schon bei Kickl als neuem Parteichef angedient: Er reiche Kickl und der FPÖ "die Hand", schwadronierte Strache da, und: Ja, er sei "Teil dieser Familie", und "das gehört auch amtlich gemacht". Für Hofer hatte der längst ausgeschlossene Strache nur abwertende Worte übrig: Er warf seinem Nachfolger "Feigheit" im Maskenstreit vor und tat seine Überzeugung kund, dass Hofer als Obmann nicht imstande sei, die Aufgabe zu meistern – auch aus gesundheitlichen Gründen.

In den Reihen der FPÖ schüttelt man über den jüngsten Twist von Strache nur die Köpfe. Immerhin stehe dem die erste Korruptionsanklage ins Haus, heißt es – konkret wegen möglichen Gesetzeskaufs samt Vergünstigungen für einen Privatklinikbetreiber. Unvergessen sei auch seine Gegenkandidatur bei der Wiener Landtagswahl – sich da jetzt wieder anzunähern "wäre ein grober Fehler", sagt ein Blauer.

Hofers Sündenfall

Doch damit sind die Debatten rund um das entzweite Führungsduo Hofer und Kickl noch nicht vom Tisch. Am Dienstag steht eine blaue Klubsitzung zur Plenarwoche im Nationalrat an, da könnte Hofers Pochen auf die Maskenpflicht als Dritter Nationalratspräsident erneut hochkochen, wird erzählt. Denn sehr zum Ärger von Kickl und der blauen Fraktion hatte Hofer, selbst schon von einer Corona-Infektion betroffen, den FFP2-Schutz-Verweigerern in den eigenen Reihen "Selbstüberhöhung über andere Menschen" vorgehalten.

Nicht nur für Bundesrat Johannes Hübner ist Hofer damit ein Fall für eine "Trennung im Vernünftigen". Auch ein anderer FPÖ-Mann ist davon überzeugt: Käme es im Klub derzeit zu einer offenen Auseinandersetzung zwischen Hofer und Kickl, hätte Hofer "keine Chance mehr", sich als Parteichef zu halten.

Denn mit fortschreitender Pandemie tut sich für die FPÖ ein stetig wachsendes Reservoir an Corona-Skeptikern und Corona-Frustrierten auf. Auf diese Wählerschicht will sich Kickl weiterhin konzentrieren, auch wenn die Seuche einzelne Freiheitliche fast selbst schon ein für alle Mal außer Gefecht gesetzt hat – wie Oberösterreichs Landeshauptmann-Vize Manfred Haimbuchner. Nach seinen Tagen auf der Intensivstation meldete dieser sich mit einem "Es war wirklich knapp" in der Krone zurück.

Haimbuchners Comeback

Haimbuchner, der im Herbst in seinem Heimatland Wahlen zu schlagen hat, ist mittlerweile mit Hofer auf Kurs in puncto Masken und kann einen Obmannsturz derzeit gar nicht gebrauchen: "Die Leute müssen ja, wenn sie einkaufen gehen, auch Maske tragen. Die verstehen deshalb diese Diskussion nicht", sagte er im größten Kleinformat, und: "Ich halte dieses Herumgesäge für absolut unanständig. Der Obmann verdient größte Loyalität."

Parteiinsider schätzen daher, dass die haarige Situation zwischen Hofer und Kickl bis zur geschlagenen Landtagswahl in Oberösterreich prolongiert wird, spätestens dann werde es aber "eine Klärung" geben müssen, mit wem von beiden man an der Spitze weitermache. Derzeit geben Freiheitliche auch die Warnung aus: Der Kanzlerpartei ÖVP, die selbst wegen Corona, Chats und Co unter Druck ist, gehe es um eine blaue Spaltung – und eine solche gelte es jedenfalls abzuwenden. (Nina Weißensteiner, 18.04.2021)