Wo kommen die Bestandteile unserer Produkte her, und wie werden sie hergestellt?

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In Europa werden Rufe laut, dass Unternehmen mehr Verantwortung für Schäden an Mensch und Umwelt übernehmen müssen. Wenn Konzerne mit globalen Lieferketten nicht achtgeben, fließen in ihre Produkte Kinderarbeit und Raubbau an der Natur ein, oder sie basieren auf fatalen Arbeitsbedingungen. Brüssel feilt daher an Regeln, die hiesige Unternehmen dazu verpflichten, ihre gesamte Lieferkette zu kontrollieren, um solchen Missständen vorzubeugen.

Aufträge in aller Welt

Der Vorstoß ist gut gemeint. Ob er auch den Praxistest besteht, hängt davon ab, welchem Risiko sich heimische Unternehmen künftig aussetzen, wenn sie Aufträge in aller Welt erteilen. Bessere Kontrollen sind in vielen Fällen möglich und sollten eingefordert werden. Die Frage stellt sich, ob Firmen auch haftbar sind, wenn ein Zulieferer eines Zulieferers Verstöße begeht. Anhänger strengerer Regeln betonen, dass Strafen nur besonders fahrlässige Konzerne treffen sollten.

Darauf müssen sich Unternehmen verlassen können. Wer sorgfältig seine Lieferketten prüft, sollte aus dem Schneider sein, wenn trotzdem etwas passiert. Ansonsten schlagen die Kosten den Nutzen, in Ländern mit prekärem Rechtssystem Geschäftspartner zu suchen. Wenn sich europäische Konzerne aus riskanten Regionen zurückziehen, verlieren besonders arme Länder viel Wertschöpfung. Damit wäre weder Mensch noch Umwelt geholfen. (Leopold Stefan, 18.4.2021)