Moskau liegt mit Prag im Clinch. Hier wehen die Europaflagge und jene Tschechiens vor dessen Botschaft in Moskau.

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Cui bono? Wer profitiert davon? Die Frage taucht in der internationalen Politik verlässlich auf, wenn ein Ereignis nicht so recht eingeordnet werden kann. Wer steckt dahinter? Und warum? Gerade wenn offenbar Geheimdienste im Spiel sind, geht man – meist zu Recht – davon aus, dass die Dinge nicht so sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen.

Geheimdienste denken jedoch um mindestens ebenso viele Ecken wie die Exegeten in der Politik oder die Hobbytheoretiker vor den Bildschirmen in aller Welt. Der aktuelle Konflikt zwischen Tschechien und Russland ist hier eine besonders harte Nuss: Die Explosionen in einem tschechischen Munitionsdepot, um die es geht, liegen sieben Jahre zurück. Die aktuellen Vorwürfe gegen Russland und die Gegenvorwürfe aus Moskau tragen zur Aufklärung herzlich wenig bei.

Gefragt ist Besinnung

Aber ruhig Blut! Gefragt ist Besinnung auf das, was man hat – und weiß. Derzeit ist, auch durch den militärischen Kontext der jüngsten Affäre, viel von der Nato die Rede. Doch auch die oft belächelte Soft Power der EU ist Moskau ein Dorn im Auge. Russland hält nicht viel von der EU als Verhandlungspartnerin und setzt lieber auf bilaterale Absprachen – in der Wirtschaft, in der Diplomatie, beim Impfen. Das ist ganz ohne Geheimdienste ersichtlich. Und: Man muss nicht mitspielen. Es liegt in den Händen der europäischen Politik, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen. Also in den Händen der Wählerinnen und Wähler. In Tschechien schon im Oktober. (Gerald Schubert, 18.4.2021)