Neue Kritik an Whatsapp.

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Gerne wirbt Facebook mit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Kommunikation bei Whatsapp. Und tatsächlich stellt diese sicher, dass private Diskussionen vor den Augen Dritter geschützt werden. Doch was dabei gerne übersehen wird: Die Inhalte der Chats sind beileibe nicht die einzigen interessanten Informationen, die so ein Messenger abwirft.

Untersuchung

Whatsapp sei geradezu ein gefundenes Fressen für Stalker, warnt eine neue Untersuchung der Sicherheitsfirma Traced. Das liege am Statussystem des Messengers beziehungsweise an konkreten Schwächen in dessen Implementierung. Sei es dadurch Dritten doch möglich, den aktuellen Status jedes beliebigen Users abzufragen, sobald man dessen Telefonnummer kennt. Das sei auch kein theoretisches Problem, warnen die Forscher. Es gebe mittlerweile mehrere Webseiten und Apps, die genau so einen Dienst anbieten. Dabei sei es sogar möglich, mehrere Nummern gleichzeitig einzugeben, um zu sehen, wann ihr Onlinestatus überlappt – und somit Rückschlüsse darauf zu ziehen, ob diese miteinander diskutieren.

Solche Tools werden üblicherweise als "Stalkerware" bezeichnet, dienen sie doch oft dazu, (ehemalige) Beziehungspartner zu überwachen. Aber auch manche Eltern schrecken nicht davor zurück, solch zweifelhafte Tools zu verwenden, um die Aktivitäten ihrer Kinder zu protokollieren.

Kein Ausweg

Was dieses Problem besonders unerfreulich macht: Der Onlinestatus kann zwar von jedem abgefragt werden, im Gegenzug gibt es aber keine Möglichkeit, ihn zu deaktivieren. Jene Option in den "Privatsphäreneinstellungen", mit der die User festlegen können, wem der Status angezeigt wird, hat lediglich Auswirkungen auf die Darstellung innerhalb der App selbst. Ob man gerade online ist oder gar tippt, sind hingegen Dinge, die sich nicht verstecken lassen, das bestätigt auch Facebook auf in einem zugehörigen Support-Eintrag.

Gegenüber "Motherboard" sieht Facebook keinen Grund zur Änderung dieses Features. Der Onlinestatus sei gerade für Familien wichtig, da er ein Gefühl der Nähe vermittle, wenn man weiß, dass Freunde und Familie gerade online sind und miteinander sprechen. Das Problem sieht man insofern nicht im eigenen Service, sondern bei solchen externen Diensten, die einen Verstoß gegen die Whatsapp-Nutzungsregeln darstellen würden. Insofern habe man jetzt auch in Kooperation mit Google dafür gesorgt, dass die in der Untersuchung verwendete App gesperrt wird, und dem Betreiber eine Unterlassungserklärung geschickt, damit dieser den Webservice deaktiviert.

Kritik

Der Umgang von Facebook sorgte umgehend für scharfe Kritik. So spricht etwa Cyberstalking-Expertin Eva Galperin von der US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) vom "Versagen eines Unternehmens", Probleme mit Stalking und häuslicher Gewalt mitzudenken. Dass ein öffentlich einsehbarer Onlinestatus ein potenzielles Problem für die Privatsphäre darstellt, ist zudem keine ganz neue Erkenntnis. Bereits im Jahr 2014 hat ein Projekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg versucht, für dieses Thema zu sensibilisieren. (apo, 19.4.2021)