Das bidirektionale Laden erhöht die Anzahl der Ladezyklen, wie stark dies die Lebensdauer der Batterien in der Praxis beeinflusst, ist noch völlig unklar.

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Ein Schlagwort, das man nun immer öfter hört, ist bidirektionales Laden. Dabei wird dem Elektroauto, das am Netz hängt, zuweilen auch Strom entzogen. Dafür soll man zwar gutes Geld bekommen, aber schon gefühlsmäßig löst das bei vielen nicht gerade helle Freude aus. So mancher Energieversorger lässt sich zur Aussage hinreißen, man könne damit sogar Geld verdienen. Getreu der Milchmädchenrechnung, dass man mehr Geld für den Strom bekommt, den man spendet, als man für jenen zahlt, den man bezieht.

Die Batterien von hunderttausenden, ja Millionen Elektroautos stellen ein enormes Energiespeicherpotenzial dar. Und genau das benötigen die Energieversorger, um Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke abzuschalten. So könnten die Angebots- und Nachfrageschwankungen beim Strom durch dieses Heer an Pufferbatterien ausgeglichen werden.

Folgen? Unklar!

Die Autohersteller haben aber auch keine Freude mit bidirektionalem Laden, weil sie die Dauerhaltbarkeit der Batterien jetzt schon als eines ihrer größten Risiken einschätzen und in einem Schadensfall der Nachweis extrem schwierig wäre.

Das bidirektionale Laden erhöht die Anzahl der Ladezyklen, wie stark dies die Lebensdauer der Batterien in der Praxis beeinflusst, ist noch völlig unklar. Es hängt von Details der Steuerung ab, die von Energieversorgern und Batterie- und Autoherstellern erst ausgearbeitet werden müssen.

Auf europäischer Ebene gibt es dafür ein Projekt von Fiat mit dem französischen Technologiekonzern "engie electro power systems" und dem italienischen Energieversorger Terna. Ende des Jahres sollen im Fiat-Werk Mirafiori an 350 Ladesäulen 700 Autos Strom tanken – und zum Teil auch spenden können. (Rudolf Skarics, 5.5.2021)