Es vergeht kein Tag mehr, ohne dass von einem, meist sogar mehreren Autoherstellern Neuigkeiten über ihre E-Autos eintrudeln. Gefühlt besonders aktiv sind gerade Volvo und vor allem die Tochter Polestar, Mercedes-Benz und der gesamte VW-Konzern. In den nächsten Monaten wird das Angebot an verfügbaren E-Autos also stark steigen. Wir werden nicht mehr nur zwischen SUV und SUV wählen können.

Möglich machten das nicht nur das Drängen der Gesetzgeber, sondern auch die Arbeit derer, die sich die Mühe gemacht haben, beim ersten Schwung schon voll dabei zu sein. Die wichtigsten, nein, die erfolgreichsten Modelle haben wir hier zusammengefasst. Und ja, es gibt einen eindeutigen Gewinner, auch wenn das Gerangel um die Spitzenplätze motiviert geführt wird. Doch wir schauen uns gleich das glorreiche Dutzend an und fressen uns dafür durch mehrere Statistiken.

Platz 12

2014 brachte Volkswagen den e-Golf. Der Gedanke dahinter war ein spannender: Man wollte nicht einfach nur ein E-Auto im Programm haben, sondern den hauseigenen Topseller so umbauen, dass er genau so zu fahren und zu bedienen ist wie seine konventionell angetriebenen Geschwister. VW verzichtete auf großes Brimborium, klebte einfach ein "e-Golf"-Logo ans Heck und designte eigene Tagfahrlichter. Der Rest war Golf. Und so fuhr er sich auch.

Er hatte 100 kW, 136 PS Leistung, eine Norm-Reichweite von 300 Kilometer – in der Praxis waren es immerhin noch 250.

Platz 2 in Deutschland 2020

Das Unaufgeregte kam gut an. Noch 2020 war der e-Golf das am zweithäufigsten verkaufte E-Auto in Deutschland. In Österreich reichte es 2020 für Platz neun, 2019 für Platz fünf.

Inzwischen hat Volkswagen die Produktion des e-Golf, der in zwei Generationen gebaut wurde, eingestellt und lässt von den Bändern in der gläsernen Manufaktur nun den ID.3 laufen, auf den wir noch zu sprechen werden kommen. Auf den Tesla Model X, den Sie im Hintergrund des Bildes sehen, trifft das nicht zu. Sorry, Fanboys, aber ihr kommt schon noch zum Zug.

Foto: Guido Gluschitsch

Platz 11

Noch vor dem e-Golf brachte Volkswagen den e-up!. Dem durften auch die Konzerntöchter Seat und Skoda ihr Logo aufpicken. Der Seat mii electric ist heuer bis März auf Platz neun der Zulassungsstatistik der E-Autos, 2020 war er auf Platz acht, während es der Volkswagen e-up! 2020 gerade noch in die Top Ten schaffte. Zumindest bei uns. In Deutschland war der e-up! vergangenes Jahr immer noch auf Platz sieben, der mii gar nicht unter den besten zehn.

Ein Auto, zwei Preise

Den Seat mii electric gibt es ab 14.590 Euro – abzüglich aller Förderungen und Boni, versteht sich, und um die abzuschöpfen, versichert man sein Auto bei der und finanziert es über die Porsche Bank – und das Service legt man auch gleich in deren Hände. Zusammen mit der staatlichen Förderung macht das alles unterm Strich 12.800 Euro aus. (Anm.: Preis und Förder-/Boni-Summe wurden nach einem Hinweis von Seat Austria korrigiert.)

Der Seat mii electric hat einen 61 kW, 83 PS starken Antrieb, und mit seinem 32,3-kWh-Akku kommt er 259 Kilometer weit. Den e-up! kann man nicht mehr frei konfigurieren und lediglich noch aus Bestandsfahrzeugen wählen.

Foto: Seat

Platz 10

Mit dem i3 ging BMW Anfang der Nullerjahre den genau gegenteiligen Weg von VW mit dem e-Golf. BMW baute ein eigenes Fahrzeug, konzentrierte sich auf Leichtbau und Nachhaltigkeit, sparte also nicht mit Carbon und rezyklierten Materialien. Womit sie auch nicht sparten, das war die Dynamik beim Fahren, für welche die Marke ja so bekannt ist. Und auch wenn am Ende ein Auto stand, das wegen wenig Sparen recht teuer war – der 125 kW, 170 PS starke BMW i3 kostet aktuell in der Basisvariante 40.800 Euro –, verkaufte sich der Wagen sehr gut. BMW-Fahrer sind da härter im Nehmen als Skoda-Kunden.

2019 war er bei uns noch das zweitmeistverkaufte E-Auto, 2020 reichte es bei uns noch für Platz sieben, in Deutschland Platz acht.

Innenarchitektur

Die Idee, viel Carbon für ein kompaktes E-Auto zu verwenden, um damit Gewicht zu reduzieren, fand kaum Nachahmer. Wohl aber das Innenraumkonzept. Den einst verwundert betrachteten Getriebewahl-Hebel, direkt am Lenkstock, finden wir inzwischen ziemlich ähnlich auch im ID.3 von VW. Die hinteren Türen, die nach vorne aufgehen, die sehen wir inzwischen auch beim Mazda MX-30 und auch beim nächsten Auto.

Foto: Guido Gluschitsch

Platz 9

Gerade erst auf den Markt gekommen, erreicht der elektrisch angetriebene Fiat 500 heuer bis Ende Mär, bei uns schon Platz fünf in der Zulassungsstatistik der E-Autos und räumt in ganz Europa gehörig den Markt auf.

Es gibt ihn mit zwei Antrieben: Das Einstiegsmodell, der Hatchback um 25.390 Euro, hat einen 70 kW, 95 PS starken Motor, und die 23,8-kWh-Batterie reicht für 190 Kilometer. Für alle anderen Modelle, also die weiteren Hatchbacks, die 3+1, was die eben erwähnte, nach vorne aufschwingende Tür auf der Beifahrerseite beschreibt, und die Cabrios gibt es 87 kW, 118 PS Leistung und einen 43-kWh-Akku für rund 300 Kilometer Reichweite. Die kosten dann zwischen 28.990 und 38.490 Euro.

Dolce vita

Doch bei dem Auto geht es wohl gar nicht in erster Linie um Reichweite und Leistung. Es ist wieder einmal das Design, das fasziniert. Jetzt baut Fiat den Wagen seit einer gefühlten Ewigkeit, bessert immer nur dort und da, ganz dezent, optisch was nach, und bei jedem neuen Modell denkt man sich: Boah, jetzt ist er richtig fesch. Bis der Neue kommt, der den Vorgänger auf einmal ziemlich alt aussehen lässt.

Bei der neuesten Version sind es vor allem die vorderen Scheinwerfer, mit der Augenbraue in der Motorhaube, die einen seufzend vor dem Auto stehen lassen. Und noch was macht Fiat, das äußerst charmant ist. Bei Geschwindigkeiten unter 30 km/h gibt der 500er kein futuristisches Fahrgeräusch von sich, nein, er spielt klassische Musik.

Foto: AFP

Bild nicht mehr verfügbar.

Platz 8

Das E-Auto, das sich 2020 weltweit am viertmeisten verkauft hat, gibt es in Österreich noch gar nicht, den Tesla Y. Und vielleicht ist das nicht einmal so schlecht, gab es doch am Anfang immer wieder Kritik an der schlechten Verarbeitung. Der Tesla Y – ein hochgestellter und etwas längerer Model 3 – soll ab Sommer auch in Berlin-Brandenburg für den europäischen Markt gebaut werden.

Es gibt den Tesla Y derzeit mit bis zu 331 kW, 450 PS und einer Reichweite von bis zu 540 Kilometer – dann hat er aber 199 kW, 271 PS.

Foto: AP / Tesla

Platz 7

Ebenfalls Platz vier – allerdings nicht international, sondern national – holt sich der VW ID.4 in der Zulassungsstatistik von E-Autos von Jänner bis März 2021. Und das ist schon beachtlich, wurden die ersten Fahrzeuge doch immerhin erst im März angemeldet. Gut, da werden auch ein paar Händlerautos dabei sein, trotzdem, die 419 Stück in einem Monat reichten, um in der gesamten Zulassungsstatistik für März gleich auf Platz zwölf einzusteigen.

Pure Basis

Den ID.4 gibt es ab 35.610 Euro. Den Einstieg macht der ID.4 Pure Basis mit einem 52-kWh-Akku und 109 kW, 148 PS und einer Reichweite von 345 Kilometer. Der ID.4 Pro Performance Basis mit 150 kW, 204 PS und einem 77-kWh-Akku kostet zumindest 38.110 Euro.

Foto: Volkswagen

Platz 6

Noch ein E-SUV. Kia Niro. Er war 2020 der am viertmeisten verkaufte E-Wagen in Österreich, heuer liegt er, wie auch schon 2019, auf Platz sieben.

Den e-Niro gibt es ab 37.990 Euro, die Top-Ausstattung Platin kommt auf 45.190 Euro. Zumindest in der 100 kW, 136 PS starken Version mit dem 39,2-kWh-Akku. Die Long-Range-Modelle mit 150 kW, 204 PS und dem 64-kWh-Akku beginnen mit Preisen von 42.390 Euro für den Titan und 49.590 Euro für den Platin.

Knapp 300 oder über 450 Kilometer

Noch kurz zur Reichweite: Der kleine Akku schafft 289 Kilometer, der große 455. Was beim Erreichen dieser Werte sicher hilft, ist, dass der Niro kein Sportwagen sein will und eher zum Gleiten als zum Hetzen verleitet. Dafür ist er halt sehr praktisch, was wohl auch der Grund für seine Beliebtheit sein dürfte.

Diese Vermutung unterstreicht auch das nächste Auto.

Foto: Guido Gluschitsch

Platz 5

Der Hyundai Kona Elektro ist ja der Konzernbruder des Kia e-Niro. Darum können wir uns hier die nochmalige Auflistung der technischen Daten des Antriebs sparen und uns gleich den Preisen zuwenden: Ab 33.080 Euro gibt es den Hyundai in der Smart Line mit dem kleinen Akku, mit der großen Batterie geht es bei 40.880 Euro los. Die Top-Versionen heißen Prestige und starten bei 41.880 respektive 45.880 Euro. Also ist der Hyundai günstiger.

Platz 5 2020 im Österreich

Na ja, schon, aber nur, wenn wir uns, wie hier, die aktuellen Werbepreise anschauen. Die Listenpreise liegen etwa 2.000 Euro über dem Kia. Wer jetzt glaubt, davon profitieren zu können, dass sich die beiden Brüder gegenseitig zu unterbieten versuchen, könnte dabei eine böse Erfahrung machen. Denn auch wenn der Hyundai weltweit das am fünftbesten verkaufte E-Auto 2020 war, er in Österreich heuer den achten Platz holte, 2020 Platz fünf und 2019 gar Platz vier – legen wohl beide Marken ihren Fokus demnächst auf andere Modelle wie Hyundai auf den Ioniq 5 und Kia auf den EV6.

Foto: Guido Gluschitsch

Platz 4

Ähnlich ist die Situation bei Audi. Die freuen sich zwar sicher, dass ihr Audi e-tron so beliebt ist – weltweit reichte es 2020 für Platz acht, in Österreich gar für Platz sechs, 2020 und auch heuer bis Ende März. Aber hinter den Kulissen geht es schon um die Markteinführung des e-tron GT und den Produktionsstart des Q4 e-tron.

Von 60.000 bis 100.000 Euro

Doch zurück zum e-tron, der mit genau dem Namen ab 59.990 Euro zu haben ist, es gibt ihn aber auch als Sportback, wie hier auf dem Bild, da kostet er dann schon 72.990 Euro, als e-tron S kommt er auf 95.000 Euro, als S Sportback beginnt er bei 97.040 Euro. Bleiben wir kurz bei Letzterem, weil es gar so beeindruckend ist:

Der hat 370 kW, 500 PS Leistung, mehr als 800 Newtonmeter Drehmoment, beschleunigt in 5,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und schafft mit dem 95-kWh-Akku eine Distanz von 347 Kilometer.

E-tron ist e-tron

Muss man sich halt leisten können und wollen. Dafür hat man dann das wohl edelste E-Auto, das es derzeit am Markt gibt. In der Zulassungsstatistik werden natürlich alle e-trons als e-tron gerechnet. Es hat also nicht jeder e-tron, den sie auf der Straße sehen, einen schlanken Hunderter im Einkauf gekostet. Obwohl, 60.000 muss man auch erst einmal haben.

Foto: Guido Gluschitsch

Platz 3

Nun zu den Top drei dieses Rankings und damit zum VW ID.3. Er ist erst seit wenigen Monaten am Markt und prescht regelrecht durch die Zulassungsstatistik. Heuer bis März ist er das zweitbeliebteste E-Auto, 2020 schaffte er es auf Platz drei, obwohl er nur einen Bruchteil des Jahres am Markt war. Weltweit liegt er auf Platz sechs, in Deutschland 2020 auf Platz vier.

Schafft also VW mit dem ID.3, was sie sich vorgenommen haben, den nächsten Wagen schlechthin nach dem Käfer und dem Golf zu bauen? Na ja, ganz so einfach wird das nicht. Da ist zum einen der ungebrochene Trend zum SUV, und damit kommt einer seiner größten Konkurrenten, der ID.4, sogar aus dem gleichen Haus.

Ab 33.020 Euro

Das aktuelle Einstiegsmodell ID.3 Pure Basis kostet 33.020 Euro – wieder abzüglich aller Boni blieben da 27.620 Euro. Er hat eine 45-kWh-Batterie, 110 kW, 150 PS Leistung, eine Reichweite von 324 Kilometer. Es gibt ihn mit drei Motoren von 107 bis 150 kW, mit drei Akkugrößen, von 45 bis 77 kWh. Letztere langt für eine Reichweite von 549 Kilometer.

Foto: Guido Gluschitsch

Platz 2

Silber geht an den Renault Zoe. Renault war schon 2013 mit dem Zoe am Markt, und 2020 war er das meistverkaufte E-Auto in Deutschland, bei uns macht er heuer bis Ende März Platz drei, 2020 schaffte er Platz zwei in der Zulassungsstatistik. Und auch global betrachtet war er 2020 das drittbeliebteste E-Auto.

Natürlich hat Renault den Zoe in den letzten acht Jahren immer wieder überarbeitet. Sowohl was das Design als auch was Antrieb und Batteriegrößen betrifft. An ihm sieht man schön, wie die Entwicklung in den letzten Jahren vorangeschritten ist.

Auch Gebrauchte gefragt

Der Zoe ist auch das gefragteste Auto einer Statistik von Autoscout Deutschland, die sie in der zweiten Jahreshälfte 2020 machten. Diese betrifft nicht nur Neu-, sondern auch Gebrauchtwagen. Und derer gibt es auch bei uns inzwischen einige – was für E-Mobilität-Einsteiger natürlich eine willkommene Option ist.

Obwohl, der Erfolg des Zoe liegt ja nicht nur daran, dass er so praktisch und unkompliziert ist. Bei E-Autos spielt schon auch der Preis eine entscheidende Rolle. Und unglaublich teuer war ein Zoe nie. Aktuell gibt es ihn als Life um 30.890 Euro – und da ist die Batterie schon dabei (bei Renault konnte man die lange Zeit mieten) und die Boni noch nicht abgezogen. Er hat eine Reichweite von 316 Kilometer, 80 kW, 108 PS Leistung. Der 100 kW, 135 PS starke R135-Motor mit dem großen Akku für rund 380 Kilometer Reichweite kostet 35.290 Euro. Vollausgestattet bleibt der dann mit 38.690 Euro immer noch deutlich unter 40.000 Euro-Grenze.

Foto: Guido Gluschitsch

Platz 1

Ganz unumstritten, der Platz eins gehört dem Tesla Model 3. Er ist das meistverkaufte E-Auto weltweit 2020, das meistverkaufte E-Auto bei uns heuer bis Ende März, das meistverkaufte E-Auto in Österreich 2020, und er war das meistverkaufte E-Auto bei uns 2019. Allein in Deutschland belegte er im vergangenen Jahr Platz drei, da kaufte ihm der Zoe, wie schon erwähnt, die Schneid ab.

Das Model 3 gibt es aktuell als Standard plus um einen Preis von 46.100 Euro, der Performance kommt auf 59.990 Euro. Der Standard plus kommt 448 Kilometer weit, der Performance 567 Kilometer. Aber wem erzähl ich das? Das Model 3 kennen Sie vermutlich besser als ich. (Guido Gluschitsch, 21.4.2021)

Foto: AFP / Hector Retamal