Für EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton hat Priorität, dass die Impfdosen pünktlich ankommen.

Foto: EPA/MANUEL DE ALMEIDA

Lieferengpässe, seltene Nebenwirkungen, Länder, die eine Altersgrenze verhängen: Zum Impfstoff von Astra Zeneca dominieren scheinbar dauerhaft die negativen Schlagzeilen. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton deutete nun eine Reaktion der Union auf die Verzögerungen an: Hinsichtlich einer möglichen Vertragsverlängerung mit dem britisch-schwedischen Unternehmen sei zwar "noch nichts entschieden", sagte er in einem Interview mit dem französischen Sender BMFTV am Sonntag; Priorität habe für ihn aber, dass die Impfdosen pünktlich ankommen.

Astra Zeneca lieferte von den 120 Millionen Impfdosen, die die EU für das erste Quartal bestellt hatte, bekanntlich nur 30 Millionen. Im zweiten Quartal kommen statt 180 Millionen nur 70 Millionen Dosen. Grund für die Verzögerungen waren dem Unternehmen zufolge unter anderem Produktionsschwierigkeiten.

Bereits am Freitag bezeichnete Frankreichs Industrieministerin Agnès Pannier-Runacher es als sehr wahrscheinlich, dass die EU ihre Abmachung mit Astra Zeneca nicht über 2021 hinaus verlängern werde. "Medizinische Gründe" würden bei diesen Überlegungen keine Rolle spielen, stellte Breton am Sonntag klar. Es gehe um Planungssicherheit und Zuverlässigkeit.

EMA-Gutachten zu Johnson & Johnson

Neben Astra Zeneca – und im Gegensatz zu Biontech/Pfizer und Moderna – hat die EU auch mitdem US-Konzern Johnson & Johnson noch keine Gespräche für einen neuen Vertrag aufgenommen. Hier geht es allerdings tatsächlich um medizinische Bedenken: Nachdem in den USA nach sieben Millionen Impfungen sechs Fälle von Sinusthrombosen aufgetreten waren (lebensbedrohliche Blutgerinnsel in der größten Vene des Gehirns), wurden Impfungen in mehreren Ländern ausgesetzt. Auch in Österreich wurden die bereits vergangene Woche eingetroffenen Lieferungen vorerst nicht verimpft. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will am Dienstag ihr Gutachten dazu vorlegen.

Die EMA prüft derzeit auch den russischen Impfstoff Sputnik V – und erst danach wird das Vakzin wohl in Österreich eingesetzt. Der neue Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) sagte am Montag, eine EMA-Zulassung als Voraussetzung sei ihm "wichtig". Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte vor einigen Wochen bereits für Anfang April eine Bestellung in Aussicht gestellt. (maa, 19.4.2021)