CDU-Chef Armin Laschet oder CSU-Chef Markus Söder? Nur einer wird die Union als Kanzlerkandidat in die nächste Wahl führen.

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Berlin – Der CDU-Parteivorstand hat sich erneut mit großer Mehrheit für Parteichef Armin Laschet als Kanzlerkandidat der deutschen Union ausgesprochen. Laschet und CSU-Chef Markus Söder hatten sich zuvor seit Tagen ein Fernduell geliefert. Die beiden waren sich auch zum Wochenbeginn noch nicht einig geworden, wer die Union als Kanzlerkandidat in den Wahlkampf führen soll. Daher gab es am Montag den ganzen Tag lang Klärungsbedarf, die Debatte im Vorstand der CDU dauerte bis in die Nacht auf Dienstag an. Erst nach Mitternacht – und nach einigen technischen Pannen rund um die Abstimmung – gab es dann eine Entscheidung: 77,5 Prozent der Stimmen für Laschet, 22,5 Prozent für Söder.

Für Laschet war es jedenfalls, auf eigentlich heimischen Boden in der CDU, alles andere als ein leichtes Spiel. Er musste sich bei der Sitzung – und auch den ganzen Tag zuvor – viele kritische Stimmen anhören. Nach Mitternacht votierte das Gremium dann doch noch für ihn, und zwar deutlich. Konkret entfielen 31 Stimmen auf den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfahlen. Neun Stimmen gingen an seinen bayerischen Kontrahenten. Es gab auch sechs Enthaltungen. Ohne diese hat Laschet nur 67 Prozent erhalten.

Söder-Korb an Laschet

Zu Mittag hatte es Laschet mit so etwas Ähnlichem wie einem Überraschungsangriff probiert: Er bekräftigte in einem kurzfristig anberaumten Statement, dass er für den Abend eine virtuelle CDU-Vorstandssitzung einberufen und zu dieser auch Söder eingeladen habe. Doch der Bayer gab Laschet einen Korb, mit der Begründung, die CSU-Gremien am Nachmittag hätten in München ja auch unter sich getagt, und zwar ganz ohne Laschet.

Söder betonte aber einmal mehr, dass er bereit sei, als Kanzlerkandidat anzutreten, wenn die CDU das wolle. Das allerdings hatte der CSU-Chef auch schon vor acht Tagen erklärt und dann hatte er doch nicht weichen wollen. "Breite Unterstützung heißt, wenn Vorstand, Fraktion und Basis das gemeinschaftlich wollen", präzisierte Söder dann am Montagnachmittag.

Etliche Wortmeldungen

Um 18 Uhr trafen sich die CDU-Granden, es gab zunächst mehr als 40 Wortmeldungen, Laschet hatte zuvor eine offene Aussprache eingefordert. Wie er unterstützt, aber auch angegriffen wurde, drang alsbald auch an die Öffentlichkeit.

Selbst Laschet-Befürworter gerieten offenbar ins Wanken. Laut "Bild", die den ganzen Abend lang Redepassagen aus der eigentlich geheimen Sitzung fast live zitierte, sagte Schleswig-Holsteins CDU-Chef und Ministerpräsident Daniel Günther zwar: " Unser Parteivorsitzender ist ein hervorragender Kandidat" und stichelte gegen Söder: "NRW (Nordrhein-Westfalen, die Heimat Laschets, Anm.) ist kein Bundesland, das man einfach so gewinnt. Es gibt andere Bundesländer, die gewinnt man einfacher." Doch er räumte auch ein: "Sind wir ehrlich, die Mehrheit an der Basis ist nicht für Armin Laschet."

Überraschend kam für manche die Positionierung von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), der als Vertrauter von Kanzlerin Angela Merkel gilt. "Wenn wir in die Basis reinhören, ist es anders ausgegangen, als wir vielleicht dachten", gab er zu bedenken. Die deutliche Unterstützung im CDU-Teil der Bundestagsfraktion für Söder habe "viele überrascht".

Altmaier verwies auch darauf, dass außer dem CDU-Landesverband Nordrhein-Westfalen kein Landesverband geäußert habe, dass seine Mitglieder weitgehend zum CDU-Chef stehen. "Viele werden enttäuscht sein, wenn der Bundesvorstand genau das Gegenteil beschließt, was ihnen am Herzen liegt", so Altmaier.

Ohne Prozedere

Doch es gab auch Unterstützung für Laschet, allerdings von einem sehr kleinen Landesverband, jenem in Bremen. Berlins CDU-Chef Kai Wegner forderte die Entscheidung in ein anderes Gremium zu verlagern und brachte dafür eine Abstimmung unter den Fraktions- und Kreisvorsitzenden ins Spiel.

Genau das hatten die Unionsspitzen im Vorfeld nämlich versäumt: Ein Prozedere festzulegen, wie man einen Kanzlerkandidaten küren solle. Man war der Meinung, Laschet und Söder würden die Angelegenheit einfach klären. Das lässt auch nach dem vermeintlichen Showdown vom Montagabend noch ein paar Fragen offen. Etwa, wie Laschet, dem die Parteibasis Söder wohl eindeutig vorziehen würde, nun zu einem allgemein akzeptierten Kanzlerkandidaten der deutschen Christdemokraten werden soll. (bau, red, 19.4.2021)