Real Madrids Präsident Florentino Perez ist vom Projekt der Super League überzeugt.

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Madrid/London – Real Madrids Präsident Florentino Perez hat die geplante Super League verteidigt und als notwendigen Schritt zur Rettung des Fußballs bezeichnet. Er sei nicht der Eigentümer von Real Madrid. Der Club sei ein Mitgliederverein. "Jetzt machen wir das, um den Fußball zu retten, der sich in einer kritischen Situation befindet", sagte der als Boss der neuen Liga auserkorene Spanier in der Nacht auf Dienstag in einem Interview des spanischen Senders "El Chiringuito de Jugones".

Überall auf der Welt seien Vereine wegen der Corona-Pandemie in finanziellen Schwierigkeiten, und es gehe darum, den "Fußball zu retten, damit wir zumindest für die nächsten 20 Jahre in Ruhe leben können. Die Situation ist sehr dramatisch", betonte Perez. Real hat wie der FC Barcelona und weitere Clubs hohe Schuldenberge, die Corona-Pandemie hat die Lage für viele wegen der eingebrochenen Umsätze verschlimmert.

Die Königlichen sind einer von drei Clubs aus Spanien, sechs aus England und drei aus Italien, die sich zu einer Super League zusammenschließen wollen und damit tags zuvor auf Konfrontationskurs mit der UEFA und deren Champions League gegangen sind. Teilnehmen sollen insgesamt 20 Mannschaften, für die Gründungsmitglieder sind 3,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

"Sobald wie möglich beginnen"

"Wir werden versuchen, sobald wie möglich zu beginnen", versicherte Perez, der als Vorstandsvorsitzender des Unternehmens auserkoren ist. Der Darstellung, dass die Superreichen noch reicher werden wollen, widersprach der 74-Jährige: "Wenn gesagt wird: Das sind die Reichen – nein. Ich bin nicht der Eigentümer von Real Madrid, Real Madrid ist ein Mitgliederverein. Alles, was ich tue, ist zum Wohl des Fußballs."

Die bei der Exekutivsitzung der UEFA am Montag beschlossene Reform der Champions League, die zukünftig mit 36 statt 32 Clubs ausgetragen werden und durch einen neuen Modus 100 Spiele mehr pro Saison haben soll, kommt laut Perez zu spät: "Sie sagen, das neue Format kommt 2024. 2024 sind wir alle tot." Laut dem Bau-Magnaten sei die aktuelle Königsklasse erst ab dem Viertelfinale attraktiv. "Wir müssen gegen bescheidene Mannschaften spielen, was nicht attraktiv ist."

Die harsche Reaktion der UEFA und der nationalen Ligen auf die Super-League-Pläne kann Perez nicht nachvollziehen. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin droht damit, dass Spieler der abtrünnigen Clubs nicht mehr für Nationalteams spielen dürfen. Auch ein Ausschluss aus der laufenden Europacup-Saison steht im Raum. Betroffen wären davon im Champions-League-Halbfinale neben Real auch Chelsea und Manchester City, in der Europa League Manchester United und Arsenal.

"Wir sind hier nicht die Aggressoren"

Einen Rückzieher werden aber auch die englischen Clubs dennoch nicht machen, betonte ein namentlich nicht genanntes Vorstandsmitglied am Dienstag gegenüber dem Sender Sky News. Die öffentlichen Reaktionen auf die Pläne seien "zweifellos schrecklich" gewesen. "Aber denkt daran: Wir sind hier nicht die Aggressoren. Wir versuchen einfach, einen neuen Wettbewerb zu starten. Es muss Veränderungen geben, aber niemand hört uns zu."

Der anonyme Spitzenfunktionär rief zu einem "kühlen Kopf" und einem "konstruktiven Dialog" auf. Morddrohungen, wie sie einer seiner Kollegen über die Sozialen Netzwerke erhalten hatte, seien inakzeptabel. "Wir haben versucht, Lösungen zu finden, die innerhalb des gegenwärtigen Rahmens funktionieren. Wir waren jetzt gezwungen, eine andere Lösung zu finden."

Attraktiv sei es, wenn die Großen Clubs untereinander spielen würden, ergänzte Perez. Mit harten Konsequenzen rechnet der Real-Boss nicht. Die UEFA solle einen Dialog führen anstatt zu drohen. "Man muss transparent sein. Die UEFA ist nicht transparent gewesen, und damit ist es vorbei. Mit den Monopolen ist es vorbei, und wir alle sagen, dass der Fußball am Rande des Ruins steht. Wir werden mit Sicherheit nicht aus der Champions League rausfliegen. Auch nicht aus La Liga, nichts dergleichen."

Spaniens Ligachef Javier Tebas widersprach dem Real-Präsidenten, mit dem er in der Vergangenheit bereits Meinungsverschiedenheiten hatte. "Florentino Perez der Retter, nein Danke", schrieb Tebas auf Twitter. Im Dezember 2020 habe er Perez als "ratlos" bezeichnet. "Jetzt ist er komplett verloren." Der Fußball stehe keineswegs vor dem Ruin. Tebas: "Die Super League ist eines der Probleme, nicht die Lösung. Sie ist der Tod des Fußballs." (APA, 20.4.2021)