Shakespeares Drama soll sich in Verona abgespielt haben. Allerdings ist die Liebesgeschichte Fiktion – und Julia hat nie wirklich in dem Haus gewohnt. Der Balkon soll erst nachträglich angebaut worden sein.

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Verona – Trotz Corona-Pandemie können Paare weiterhin frei zu jenem Haus in Verona pilgern, vor dem Romeo in Shakespeares Tragödie seine Julia anschmachtete. Das Gebäude aus dem 13. Jahrhundert, in dem laut Legende Julia gelebt haben soll, wird seit jeher von Pärchen besucht, die sich vor dem wohl berühmtesten Balkon der Weltliteratur ablichten. Pläne der Gemeinde, den Zugang zu regeln, um Ansammlungen zu vermeiden, scheiterten vor Gericht.

Die Eigentümer wehrten sich vor einem Verwaltungsgericht gegen den Plan der Gemeinde Verona, mit Drehkreuzen und einem System von Online-Buchungen den Zustrom zum Haus zu kanalisieren, um Ansammlungen zu vermeiden, und setzten sich durch, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Dienstag. Jetzt muss die Kommune andere Wege finden, um Menschenmengen unter dem weltbekannten Balkon zu vermeiden.

Meistbesuchter nicht-religiöser Pilgerort der Welt

Shakespeares Drama soll sich in Verona abgespielt haben. Allerdings ist die Liebesgeschichte Fiktion – und Julia hat nie wirklich in dem Haus gewohnt. Der Balkon soll erst nachträglich angebaut worden sein.

Der Balkon der Julia sei trotzdem der meistbesuchte nicht-religiöse Pilgerort der Welt, betonten Experten in Verona. Das Haus von Elvis Presley in Memphis zählte vor der Pandemie 300.000 Touristen im Jahr, das Haus der Julia habe zwei Millionen Besucher empfangen.

"Drehkreuze sind unserer Ansicht nach der beste Weg, um einen Ort zu sichern, der stets von Besuchern bestürmt wird. Unsere Idee ist jetzt abgeblitzt. Wir werden daher weiterhin auf Aufseher setzen müssen, um Ansammlungen zu vermeiden", sagte der Bürgermeister von Verona, Federico Sboarina. Im vergangenen Sommer, als der Tourismus nach dem Lockdown im Frühjahr neu gestartet war, war es erneut zu Ansammlungen vor dem Balkon gekommen. Weiterer Andrang nach der geplanten Lockerung der Anti-Covid-Restriktionen ab dem 26. April wird befürchtet. (APA, 20.4.2021)