Die Spezies Coffea stenophylla besitzt schwarze Beeren und bringt einen ähnlich aromatischen Kaffeegeschmack hervor wie die Arabica-Bohnen.
Foto: CRB Coffea, IRD-CIRAD

Die Gattung der Kaffeepflanzen ist ausschließlich in den Tropen verbreitet, woraus man schließen könnte, dass sie mit den steigenden Temperaturen im Rahmen des Klimawandels eigentlich gut zurecht kommen müsste. Tatsächlich aber sind die im kommerziellen Anbau am weitesten verbreitete Arten, der Arabica-Kaffee (Coffea arabica) und der Robusta-Kaffee (Coffea canephora), durchaus von Erwärmung, abnehmendem Regen sowie zusätzlichen Krankheiten bedroht.

Untersuchungen prognostizieren, dass bis 2050 mehr als Hälfte des für hochwertigen Kaffeeanbau genutzte Landfläche rund um den Globus unproduktiv sein wird. In manchen Regionen wie beispielsweise Lateinamerika könnten es sogar über 80 Prozent sein. Zwar gibt es es Dutzende Kaffeespezies, die auch unter heißeren Bedingungen gedeihen, ihnen fehle aber das nötige Aroma von Arabica sowie einige wichtige Eigenschaften für den kommerziellen Plantagenbau.

Geschmacklich ebenbürtig

Hoffnung setzen Forscher daher auf eine seltene Kaffeesorte, die trotz des Klimawandels die Zukunft von Kaffeebauern sicherstellen könnte. Die in Westafrika wiederentdeckte Pflanze mit dem wissenschaftlichen Namen Coffea stenophylla ähnele im Geschmack dem Arabica-Kaffee. Allerdings vertrage Stenophylla hohe Temperaturen deutlich besser als ihre ebenso wohlschmeckende Verwandte, berichtet ein internationales Team vom Botanischen Garten in Kew (London), der Universität Greenwich, dem französischen Forschungszentrum Cirad und aus dem westafrikanischen Sierra Leone im Fachjournal "Nature Plants".

Die seltene Sorte könnte nach Ansicht von Experten trotz des Klimawandels die Zukunft von Kaffeebauern sicherstellen.
Foto: RBG Kew

Die Entdeckung biete eine Alternative und sei als Zuchtressource für die Produktion neuer, klimaresistenter Pflanzen bestens geeignet, um den weltweiten Wunsch nach Kaffee auch weiterhin zu befriedigen. Stenophylla sei einst in Westafrika weit verbreitet gewesen, so die Wissenschafter. Seit den 1920er Jahren aber werde die Pflanze nicht mehr kommerziell angebaut. In der freien Natur sei sie 2018 erstmals seit mehr als 50 Jahren wieder gesehen worden. Stenophylla sei trockenheitstolerant und teilweise immun gegen Kaffeerost.

Wichtige Lebensgrundlage

"Die Lieferkette für Kaffee sicherzustellen, um den Klimawandel zu bewältigen, ist von entscheidender Bedeutung", sagt Aaron Davis, Leiter der Kaffeeforschung in Kew zufolge. "Kaffee treibt eine globale Industrie im Wert von mehreren Milliarden Dollar an, unterstützt die Wirtschaft mehrerer Unternehmen tropischer Länder und bietet Lebensgrundlagen für mehr als 100 Millionen Kaffeebauern."

Es sei eine einmalige Entdeckung, eine Kaffeesorte zu finden, die bei höheren Temperaturen gedeiht und ausgezeichnet schmeckt. "Diese Art könnte für die Zukunft von qualitativ hochwertigem Kaffee von entscheidender Bedeutung sein", betont Davis. (red, APA, 24.4.2021)