Armin Laschet lächelt. Ein strahlender Sieger sieht aber anders aus.

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Nein, es war kein weißer Rauch, der dann endlich, endlich am Dienstagmittag in München und Berlin aufstieg. Man konnte bloß noch schwarzen, beißenden Qualm erkennen.

Nach Tagen der Qual hat sich CDU-Chef Armin Laschet durchgesetzt, sein CSU-Rivale Markus Söder musste klein beigeben. Es ist ein Pyrrhussieg sondergleichen für Laschet. Noch nie ist ein Kanzlerkandidat in Deutschland so beschädigt und ramponiert in den Wahlkampf gezogen wie nun Laschet.

Die Schuld für den Scherbenhaufen liegt bei vielen. Zunächst fehlte es an einem geordneten Verfahren. 2005 ist Kanzlerin Angela Merkel zum ersten Mal angetreten, dann 2009, 2013 und 2017 noch einmal. Wer eine Fixstarterin hat, braucht sich keine Gedanken zu machen.

Aber jeder in der Union wusste, dass es 2021 anders sein würde. Dennoch kam niemand auf die Idee zu überlegen, wer denn eigentlich entscheiden soll. Stattdessen starrte die CDU monatelang abwartend nach München, ob Söder nun anzutreten geruht oder nicht. Die große Schwester machte sich also von der kleinen abhängig.

Ja, dann nein

Den nächsten Fehler machte Söder, indem er zwar erklärte, er werde ein Votum der CDU für Laschet akzeptieren, sich dann daran aber nicht hielt. Denn dass Laschet nur Rückhalt vom CDU-Vorstand und vom CDU-Präsidium erhielt, erschien ihm als zu gering.

Man konnte ihn ja ein wenig verstehen, schließlich spiegelte die zaghafte erste "Meinungsbildung" pro Laschet nicht die Stimmung unter den Unionsanhängern wider. Und dennoch stand Söder plötzlich wie ein machtbesessener Verräter da. Und die CDU-Granden wie eine abgehobene Vereinigung, die keine Ahnung hat, was ihre Basis eigentlich bewegt. Letztendlich haben Söder und seine Fans in CSU und CDU auch den angeblich so laschen Laschet unterschätzt. Er warf die Nerven auch im starken Gegenwind nicht weg, sondern hielt durch und erzwang doch noch die Gefolgschaft der CDU. Das hatten viele nicht erwartet.

Gemeinsamer Wahlkampf fraglich

Nun hat die Union zwar einen Kanzlerkandidaten, aber zugleich schüttelt alle Welt den Kopf über die abgrundtiefen Risse zwischen CDU und CSU und auch innerhalb der CDU zwischen dem Laschet- und dem Söder-Lager. Wie in den kommenden Monaten bis zur Bundestagswahl am 26. September ein gemeinsamer Wahlkampf gelingen soll, ist im Moment völlig rätselhaft. Ebenso die Frage, wie Laschet Wählerinnen und Wähler überzeugen will, wenn er es nicht einmal bei den eigenen Leuten schafft.

Aber zusammenraufen müssen sie sich alle. Die Zeiten, in denen die Union ein Abo aufs Kanzleramt zu haben schien, sind vorbei. Niemand mehr kann sich im Wahlkampf auf den hohen Beliebtheitswerten Merkels ausruhen. Die Union braucht jetzt eigene Ideen, Deutschland ist nach mehr als einem Jahr Pandemie erschöpft und ausgebrannt.

Wenn CDU und CSU nicht zueinanderfinden, wenn die Streitigkeiten weitergehen, dann könnte leicht eintreten, was bislang als sehr vage Möglichkeit und in der Union zugleich als Schreckensbild galt: Dann wird die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock tatsächlich Kanzlerin. Und die Union kann sich von dem grausigen Machtkampf der vergangenen Tage die nächsten vier Jahre auf der Oppositionsbank erholen. (Birgit Baumann, 20.4.2021)