So sehen Gehäuse für Elektromotoren aus, wenn sie im Motorenwerk in Steyr vom Band laufen.

Foto: HO/BMW

Wien – Die von MAN angedrohte Schließung des Lkw-Werks in Steyr scheint den zweiten großen deutschen Hersteller in der Industriestadt aufgescheucht zu haben. BMW kündigte am Dienstag für sein Motorenwerk in Steyr umfangreiche Ausbaumaßnahmen an. Um den Standort langfristig abzusichern, betonte der Werkschef des bayerischen Autoherstellers, Alexander Susanek, in einer Pressekonferenz, bei der auch der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) anwesend war.

Mit dem "Programm 25" soll das bisherige Dieselkompetenzzentrum auf Elektromobilität getrimmt werden. Zusätzlich zu den nach Eigenangaben gut ausgelasteten Produktionslinien für Diesel- und Benzinmotoren (von München werden, wie berichtet, Kapazitäten nach Steyr verlagert) wird die im Sommer 2020 begonnene Produktion von E-Antriebsgehäusen weiter ausgebaut. Die Kapazität soll von 119.0000 auf einen Ausstoß von bis zu 460.000 Gehäuse pro Jahr erweitert werden. Die dafür auf heuer vorgezogenen Investitionen gab Susanek mit 37 Millionen Euro an.

Weitere Elektrogehäuse

Hinzu komme ab Mitte 2022 eine weitere Linie für zwei weitere Gehäusetypen für Battery Electric Vehicles (BEV) mit 70 Arbeitsplätzen, deren Investitionsvolumen mit rund 80 Millionen Euro und die Stückzahl mit 180.000 angegeben wird. Neue Jobs entstehen dadurch vorerst nicht, die Transformation werde mit dem bestehenden Personal erfolgen, die Voraussetzungen dafür seien gegeben.

In Summe würden damit in der mechanischen Fertigung im Bereich E-Mobilität rund 20 Prozent der Mitarbeiter der Produktion beschäftigt sein. Der Ausbau in Oberösterreich sei in so kurzer Zeit eine Herausforderung – und Zeugnis für das Vertrauen in den Standort, betonte der steyerische BMW-Chef.

Antrieb statt Diesel

Um die Transformation auch nach außen hin sichtbar zu machen, wird das Dieselkompetenzzentrum in Antriebskompetenzzentrum umbenannt. Der Diesel bleibe der Schwerpunkt, weil dieser am Markt nach wie vor sehr wichtig sei, sagte Entwicklungschef Fritz Steinparzer mit Verweis auf die ab 2025 geltende Abgasnorm Euro-7. Hinzu komme aber die Übernahme der Entwicklung elektrischer Antriebseinheiten für volumenstarke kleine Fahrzeugbaureihen. Genannt werden beispielhaft der Mini sowie die 1er- und 2er-Reihe. Von den 700 Mitarbeitern in der Entwicklung seien bereits 15 Prozent auf E-Mobilität abgestellt, Tendenz steigend.

Quasi zur Abrundung kündigte Susanek auch Aktivitäten in der für BEV unabdingbaren Fahrzeugkühlung an. Eine Batterie brauche eine sogenannte Wohlfühltemperatur von rund 40 Grad, darunter und darüber wäre sie in ihrer Funktions- und Ladefähigkeit quasi eingeschränkt. Deshalb seien Kühlsysteme entscheidend. Auch in die Entwicklung des hochkomplexen Wechselstrom-Ladeequipments für alle Typen von Netzsteckern und Ladesäulen sind die Entwickler in Steyr involviert.

Modernisierung Kurbelwellen

Gestärkt wurde laut BMW auch die Kernkompetenz Verbrennungsmotor in Steyr: Die Produktionsanlagen für die Kurbelwellenfertigung wurden um 53 Millionen Euro erneuert, darunter die Wärme- und Härteverfahren, die nun auf induktive, also strombasierte Verfahren umgestellt wurden. Weitere Modernisierungen und Digitalisierungen sind im Gang, anders sei die bis 2025 angepeilte CO2-Neutralität nicht zu schaffen. (ung, 20.4.2021)