Die Malinois-Polizeihündin Fantasy Forever hat die Ausbildung zur Covid-19-Spürnase bereits absolviert: Sie kann Proben mit infiziertem Material auffinden.

Foto: Bundesheer / Daniel Trippolt

Seit Jahrhunderten macht sich der Mensch die herausragende Spürnase des Hundes zunutze: ursprünglich bei der Jagd, mittlerweile längst auch beim Auffinden von Drogen, Sprengstoff und vermissten oder flüchtigen Personen. Dazu kommen in den vergangenen Jahren immer mehr – teilweise verblüffend anmutende – Einsatzgebiete, vom Auffinden von Bettwanzen bis zum USB-Stick. Hoffnung ruht derzeit auch auf der Fähigkeit von Hunden, Covid-19 zu erschnüffeln.

Gerüche beruhen auf chemischen Stoffen, die sich in der Luft verbreiten. Wie gut ein Lebewesen imstande ist, diese wahrzunehmen, hängt in erster Linie davon ab, wie groß sein Riech-Epithel ist, also der dafür zuständige Bereich der Nasenschleimhaut, denn je größer, desto mehr Riechzellen haben darauf Platz. Menschen haben rund fünf Millionen davon, Hunde deutlich mehr, auch wenn die Anzahl je nach Rasse unterschiedlich ist: Dackel haben geschätzte 125 Millionen Riechzellen, Schäferhunde hingegen rund 220 Millionen.

Daher können Hunde alles finden, was einen Geruch ausströmt. Damit sie als Spürhund zum Einsatz kommen können, müssen sie allerdings lernen, Menschen ihre Entdeckungen auch anzuzeigen, etwa durch Bellen, Hinsetzen oder Anstarren des Gefundenen. Bei einem Hund, der bereits über Grundgehorsam und Arbeitswille verfügt, dauert das Training auf einen bestimmten Geruch rund sechs Monate, wie der Salzburger Zoologe und Hundetrainer Leopold Slotta-Bachmayr erklärt.

Breites Geruchsspektrum

Zielobjekt kann dabei so gut wie alles sein: So suchen etwa Hunde des Vereins Naturschutzhunde, bei dem auch Slotta-Bachmayr tätig ist, sehr erfolgreich die Kadaver illegal getöteter Tiere oder von Vögeln und Fledermäusen, die einer Kollision mit Windkraftanlagen zum Opfer gefallen sind. Auch Schadinsekten wie Borkenkäfer können die Vierbeiner schon bei ganz geringem Befall erkennen und damit eine frühzeitige Bekämpfung der Schädlinge ermöglichen.

Großes internationales Interesse herrscht laut Slotta-Bachmayr auch an Hunden, die Bettwanzen erschnüffeln können. Steigende Reisetätigkeit und sinkende Empfindlichkeit gegenüber Pestiziden haben die Blutsauger in den vergangenen Jahren unangenehm erfolgreich gemacht. Vor allem an Orten mit hoher Personenfluktuation – von der Berghütten bis zum Nobelhotel – kann das zu unerfreulichen Begegnungen führen.

Weitere zwei Hunde befinden sich derzeit dazu in Ausbildung.
Foto: Bundesheer / Gunter Pusch

Fährten oder Mantrailing

Bei der Suche nach Menschen gibt es unterschiedliche Varianten: So orientieren sich etwa Fährtenhunde an den Bodenverletzungen, die ein Flüchtiger oder Abgängiger verursacht. Dabei können sie auch das Alter der einzelnen Abdrücke genau bestimmen: Laut einer Studie genügen fünf solcher Trittsiegel, um den Hund erkennen zu lassen, in welche Richtung die Spur weist.

Im Gegensatz dazu suchen Mantrailing-Hunde gezielt nach dem Individualgeruch der jeweiligen Zielperson. "Der Geruch eines Menschen ist genauso einzigartig wie sein Fingerabdruck", erklärt Slotta-Bachmayr, "Hunde können sogar eineiige Zwillinge unterscheiden." Die Spürnase funktioniert auch auf dem Wasser: In strömungsfreien Gewässern können entsprechend trainierte Hunde vom Boot aus Leichen in 30 bis 40 Metern Tiefe orten.

Selbst für das Auffinden von Datenspeichern, wie USB-Sticks, gibt es eigene Spürhunde. Das ist über den Geruch von Weichmachern in Kunststoffen oder von Metallen möglich, doch in erster Linie suchen die Hunde nach Auffälligem: "Der Hund hat eine Art Geruchslandkarte im Kopf", sagt Slotta-Bachmayr, "und wenn er etwa in einem Auto etwas findet, das für ihn da nicht hinpasst, dann zeigt er das an. Das kann ein Datenträger genauso sein wie etwa eine Tatwaffe."

Krankheiten riechen

Seit rund 20 Jahren gibt es zunehmend Bestrebungen, den besten Freund des Menschen auch als Krankheitsanzeiger heranzuziehen. Tatsächlich gibt es diverse anekdotische Berichte von Hunden, die ihre Besitzer durch wiederholtes Beschnüffeln, Belecken oder Anstupsen einer bestimmten Körperstelle auf Hautkrebs aufmerksam gemacht haben, und einige Studien belegen, dass Hunde fähig sind, manche Krebsarten zu riechen. Da es allerdings auch Untersuchungen mit gegenteiligem Resultat gibt, herrscht bisher über die Einsetzbarkeit der Vierbeiner Uneinigkeit.

Das aktuellste gesundheitliche Thema ist natürlich die Pandemie, und auch hier setzt man gewisse Hoffnungen in die Spürnasen. Das Virus gibt zwar selbst keinen Geruch ab, verändert aber die Stoffwechselprozesse der befallenen Zellen, und das kann ein entsprechend trainierter Hund riechen.

Einsatz noch offen

Im Zuge von Studien in Deutschland, Finnland, Frankreich und Großbritannien haben die Tiere gelernt, Urin-, Speichel- oder Schweißproben von Corona-Infizierten von jenen gesunder Personen zu unterscheiden. Ihre Zuverlässigkeit lag dabei knapp unter der eines gängigen Corona-Tests.

Beim österreichischen Bundesheer wird seit rund einem Jahr untersucht, inwieweit Hunde bei der Erkennung des neuartigen Coronavirus einsetzbar sind. Die Malinois-Hündin Fantasy Forever hat die diesbezügliche Ausbildung bereits absolviert und bewiesen, dass sie MNS-Masken von an Covid-19 erkrankten Personen identifizieren kann; zwei Rottweiler befinden sich noch in Ausbildung.

Ob die Hunde allerdings tatsächlich zum Einsatz kommen, ist laut dem Kommandanten des Militärhundezentrums Kaisersteinbruch, Oberst Otto Koppitsch, noch offen. "Ein Einsatz könnte dann sinnvoll sein, wenn keine Schnelltests einsetzbar sind und das Ergebnis sofort verfügbar sein muss." (Susanne Strnadl, 21.4.2021)