"Die Masken wurden fallengelassen", sagte Bundesliga-Chef Christian Ebenbauer angesichts der bevorstehenden Gründung einer Fußball-Super-League. Ein Irrtum. Die Verantwortlichen trugen längst keine Masken mehr. Die Fans wollten nur nicht wahrhaben, dass sie für ihre Herzensklubs nur so interessant sind wie ihre Geldbörse.

Diese Klubs, das sind nicht die Spieler, Mitarbeiter oder Trainer – es sind die Besitzer. Sie treffen die Entscheidungen. Und ihnen geht es nur ums Geld. Sportvereine haben sich als Investitionsobjekt etabliert; Manchester United, Liverpool oder Arsenal gehören US-amerikanischen Multimilliardären. Andere Klubs wie der FC Barcelona haben keinen reichen Besitzer, dafür aber über eine Milliarde Euro Schulden.

Fans wollten nicht wahrhaben, dass sie für ihre Herzensklubs nur so interessant sind wie ihre Geldbörse.
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Die einen wie die anderen haben gute Gründe, eine Super League zu erzwingen. Nummer eins: mehr Berechenbarkeit. Auch das teuerste Starensemble kann einmal die Qualifikation für die Champions League verpassen – und damit potenzielle Einnahmen im neunstelligen Bereich verlieren. Spielen die immergleichen Klubs in der Super League die TV-Gelder aus, ist diese Gefahr gebannt. Die großen Sportligen der USA operieren seit jeher nach diesem Prinzip; Auf- und Abstieg gibt es nicht. Und wer sein Team auf ewig in der neuen Königsklasse verwurzelt hat, kann es noch viel teurer an den nächsten Investor verkaufen.

Profitmaximierung

Grund Nummer zwei: noch mehr Geld. Das Ziel der Vermarktung ist längst nicht mehr Europa, das Geld kommt jetzt aus Asien, Amerika und in Zukunft auch Afrika. Dort haben Klubs wie der FC Kopenhagen und OSC Lille eher keine Anhänger, mit Matches wie Real Madrid vs. Liverpool sind viel mehr Pay-TV-Abos zu machen.

Dass die größten – und auch viele der kleineren – Klubs nur möglichst viel Geld aus ihren Anhängern quetschen wollen, hätte niemanden mehr überraschen dürfen. Trikots und Tickets kosten bei den meisten Klubs genau so viel, wie man zur Profitmaximierung verlangen kann. Der Fußball funktioniert genau wie der Rest der Wirtschaft.

Ligen und Verbände haben stets mitgemacht. Unter dem Druck der Superreichen, die gnadenlos um ein größeres Stück vom Kuchen kämpften, entwickelte sich die Champions League in Richtung Dauerduell der Geldmaschinen. Deshalb ist es auch gut möglich, dass am Ende des Kampfes eine von der Uefa unterstützte Super League steht – mit weniger sportlichem Wettbewerb, aber mehr Geld für alle. (Martin Schauhuber, 20.4.2021)