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Armin Laschet (60) hat es doch geschafft, er ist jetzt Kanzlerkandidat der Union. Dass er die Entscheidung noch zu seinen Gunsten drehen konnte, haben nicht alle erwartet. Doch Laschet wurde schon öfter unterschätzt. Den Wahlsieg 2017 in Nordrhein-Westfalen haben ihm viele nicht zugetraut. Dann aber besiegte er die amtierende Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD). Auch vor der Wahl des CDU-Chefs im Jänner galt Friedrich Merz als Favorit, Laschet jedoch setzte sich durch. Der gebürtige Aachener gilt als Liberaler, seine Positionen sind jedoch nicht immer unumstritten.

  • Corona
    Laschet, der Lockerer – diesen Beinamen bekam der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen bald nach der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020. Er galt als Gegenspieler zum strengen Markus Söder aus Bayern und öffnet sehr bald Möbelhäuser – zum Missfallen von Kanzlerin Angela Merkel. Später wurde er vorsichtiger und verordnete als Erster den Schülern eine Maskenpflicht selbst im Unterricht. Im Februar 2021 folgte die Wende, er klagte, man könne nicht das ganze Leben "nur an Inzidenzwerten abmessen". Um Ostern plädierte er wieder für einen "Brückenlockdown", also einen harten Lockdown, bis viele geimpft seien. Er konnte sich aber nicht durchsetzen.

  • Klima
    Klimaschutz? Natürlich, aber bitte sachte ... So lässt sich Laschets Position in dieser Frage zusammenfassen. Er warnt vor Wettbewerbsnachteilen für die deutsche Industrie bei zu vielen Auflagen und sagt: "Wenn die Stahlindustrie abwandert nach China und da den Stahl produziert, ist dem Weltklima nicht gedient." Zudem verweist er auch darauf, dass Strom für alle Menschen bezahlbar bleiben müsse. Dies nennt Laschet "Umweltpolitik mit Augenmaß". Vorantreiben will er die Wasserstoffforschung.

  • Steuern
    Während sich Grüne, SPD und Linke dafür aussprechen, die Wohlhabenden durch Steuererhöhungen an den Kosten der Pandemie zu beteiligen, hält Laschet davon nichts. Um auch noch Mittel für Investitionen in Bildung und Infrastruktur aufzubringen, will Laschet auch noch im kommenden Jahr die Schuldenbremse aushebeln. 2024 möchte er mit der Rückzahlung der Corona-Schulden im Bund beginnen. In Nordrhein-Westfalen hat er damit keine Eile, der Zeitraum wurde auf 50 Jahre gestreckt.

  • Asylpolitik
    Während Merkel im Jahr 2015 auch in der eigenen Partei und erst recht aus der CSU scharfer Wind entgegenblies, hat Laschet zu ihr gehalten. "Merkels Umgang mit der Flüchtlingskrise war richtig", sagte er 2020. Da hat Laschet auch das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos besucht, Nordrhein-Westfalen nahm Flüchtlinge auf. Der CDU-Chef tritt zudem für einen besseren Schutz der EU-Außengrenzen ein.

  • Kriminalität
    In Nordrhein-Westfalen lässt Laschet seinen Innenminister Herbert Reul (CDU) einen harten Kurs in der Kriminalitätsbekämpfung fahren. Laschet spricht sich in einem Positionspapier für die Bundespolitik für "null Toleranz bei Kriminalität und Extremismus" aus. Für die Ermittlungsbehörden fordert er mehr Personal und mehr technische Möglichkeiten. (Birgit Baumann aus Berlin, 20.4.2021)