Der 3. Mai gilt als "absolute Deadline". Sollte der Einzelhandel in Österreich nicht bis dahin von Osten bis Westen öffnen dürfen, ist für Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel der Wirtschaftskammer, Feuer am Dach. Eine weitere Verlängerung des kompletten Lockdowns in Niederösterreich und Wien würde aus seiner Sicht weder die Bevölkerung noch die Unternehmen mittragen.

Warten auf das Zugpferd

Wobei auch eine Lockerung Anfang Mai zur Hängepartie werde, da die Gastronomie wohl noch ein bis zwei Wochen zuwarten muss. Ohne diese als Zugpferd steht der Handel vielerorts auf wackeligen Beinen.

Sonderlösungen wie im Burgenland, das am Montag mit dem Aufsperren der Geschäfte vorpreschte, sieht Trefelik als äußerst problematisch, da diese die Ostregion auseinanderrissen. "Es ist eine No-win-Situation", sagt er. Das Beispiel des Factory-Outlets Parndorf, das auf überregionale Besucher angewiesen sei, zeige, was es bedeute, den Neustart ohne Kunden, dafür mit Polizeikontrollen an der Einfahrt hinlegen zu müssen.

Noch wissen die Betriebe herzlich wenig über die Bedingungen, unter denen sie aufsperren dürfen
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Als beste Nachricht des Tages bezeichnet Trefelik hingegen den geplanten Verzicht der Regierung auf Zutrittskontrollen im stationären Handel. Der Entscheidung ging ein Schulterschluss der Sozialpartner voraus. Handelsverband, Wirtschaftskammer und Gewerkschaft wehrten sich massiv dagegen. Experten der Kepler-Uni Linz verglichen die Wahl zwischen Lockdown und verpflichtenden Tests mit jener zwischen Pest und Cholera.

Unzumutbare Kontrollen

Es gab Bedenken rund um Kontrollen, die den Handelsangestellten nicht zumutbar seien. Für nicht weniger Kritik sorgte, dass Supermärkte und Drogerien als Grundversorger von der Plicht zum Test ausgenommen worden wären. Zur Angst vor ausufernder Bürokratie kam Sorge ums Geschäft: Tests verhindern Impulskäufe und verlagern Umsätze einmal mehr ins Internet. Dies alles wäre Trefelik zufolge in hohen Hürden gegipfelt.

Dass solche in Form von Zutrittstests auf sie zukommen, sehen Hotellerie und Gastronomie mittlerweile gefasst. "Die Frage ist jetzt das Wie", sagt Martin Stanits, Sprecher der Hoteliervereinigung (ÖHV), und beklagt einmal mehr "Desinformation auf höchster Stufe. Kein Öffnungsdatum, keine Details, wir wissen noch nichts", sagt Stanits. Braucht es trotz Zutrittstests Masken? Wie sieht es mit Abstandsregeln aus, wie mit Vorgaben für den Wellnessbereich? Die Betriebe können nicht disponieren, so der Branchensprecher empört.

Zutrittstests für Innenräume seien in Ordnung heißt es, aber die Radfahrer und Wanderer, die einfach so auf der Terrasse hereinschneien wollen, sollten dies auch ohne Test dürfen, sagen Branchenvertreter.
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Widersprüchliche Ansagen würden ihm auch in Sachen Veranstaltungen aus den Bundesländern zugetragen. Während die einen davon ausgehen, dass mit dem Aufsperren größere Hochzeiten mit 200 Teilnehmern möglich sein könnten, heiße es andernorts, das würde sicher nicht gehen.

Auch Mario Pulker, Gastronomieobmann in der Wirtschaftskammer, macht sich über die Testpflicht so seine Gedanken. In Innenräumen seien die Zutrittstests wohl im Interesse der Gäste wie der Wirte, sagt er. Aber niemand könne ernsthaft verlangen, dass auch Radfahrer oder Wanderer, die auf der Durchreise Einlass und Labung auf der Terrasse begehren, ein negatives Testergebnis in der Tasche haben.

Im Außenbereich sei eine mögliche verpflichtende Testung eine große Ungleichbehandlung gegenüber den Lebensmittelhändlern, so Pulker. Dort würden die Menschen dann eben Hunger und Durst stillen. Und während ÖHV-Sprecher Stanits gerne wüsste, wie es mit der geförderten Mitarbeitertestung in den Betrieben weitergeht, will Pulker, dass die Gäste auch mit einem "Lollipop-Test" Einlass finden müssten. (Regina Bruckner, Verena Kainrath, 21.4.2021)