Fußball-Gewerkschafter Gernot Zirngast sieht kleine Parallelen zur Austria.

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Gernot Zirngast, der Vorsitzende der Vereinigung der Fußballer in Österreich, hält die Super League für eine "Schnapsidee. Sie kriegen den Rachen nicht voll." Andererseits sei er nicht überzeugt, "dass sie in absehbarer Zeit Realität wird. Es könnte zu jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen kommen, die viel Geld verschlingen. Geld, das dann der Basis fehlt."

Einige Spieler würden von der Super League profitieren. "Es ist anzunehmen, dass dort astronomische Gehälter bezahlt werden." Der Gewerkschafter warnt vor Auswüchsen: "Barcelona oder Real Madrid sind extrem verschuldet, sie leben über ihre Verhältnisse, suchen nun verzweifelt einen Ausweg." Kleine Parallelen zu Österreich könne man ziehen. "Nehmen wir die Austria, auch sie hat weit über ihre Verhältnisse gelebt. Sie ist hochverschuldet, hat noch keine Lizenz."

Keine Einladung

Christian Ebenbauer, der Vorstand der Bundesliga, hat sich über den Zeitpunkt (Absegnung der nicht unumstrittenen Reform der Champions League) gewundert. "Pläne gab es schon lange. Die dermaßen unverhohlen zur Schau gestellte Gier, mit der viele Topclubs nach noch mehr Geld greifen, hat mich irritiert. Es gibt aber auch einen positiven Aspekt. Die Masken wurden fallengelassen." Die Super League widerspreche sämtlichen im europäischen Sport gültigen Grundsätzen. Ebenbauer hat große Zweifel daran, "ob die Eliteklasse kommt". Was den sportlichen Wert betrifft, fühlt sich der Liga-Vorstand an die Harlem Globetrotters erinnert. Ein heimischer Club werde wohl nie in die Gefahr geraten, der Millionen-Versuchung der Super League zu erliegen. "Es ist nicht davon auszugehen, dass ein österreichischer Verein jemals eingeladen wird."

ÖFB-Präsident Leo Windtner, er weilt beim Uefa-Kongress in Montreux, sieht den Fußball in seiner Existenz gefährdet. "Jetzt geht es wirklich ans Eingemachte, jetzt muss die Uefa ganz klar Flagge zeigen. Es droht der Super-GAU." Es bestehe die Gefahr, dass Fußball-Europa auseinanderbricht und die vielgerühmte Solidarität geopfert wird. "Das würde gerade für kleinere Nationen wie Österreich einen historischen Rückschlag bedeuten." (hac, 20.4.2021)