Der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) begrüßte die Entscheidung des Österreichischen Filminstituts.

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Wien – In der Auseinandersetzung um eine gendergerechte Vergabe von Fördermitteln für den Film ist am Dienstag eine Weichenstellung erfolgt. Der Aufsichtsrat des Österreichischen Filminstituts (ÖFI), der größten Filmfördereinrichtung des Landes, hat eine Richtlinienänderung beschlossen, die den Frauenanteil in den Projekten deutlich anheben soll. Sie soll mit 1. Juli in Kraft treten. Mit einer Zweidrittelmehrheit fiel die Entscheidung überraschend klar aus, wurde die Diskussion um Quoten in der Branche doch lange kontrovers geführt.

Das nun beschlossene Modell sieht ein mehrstufiges System vor, das bis 2024 eine Gleichstellung von Männern und Frauen bei der Mittelvergabe erreichen soll. Es ist mit Produktion, Regie und Buch auf zentrale Key-Departments ausgerichtet. Das Modell folgt der Initiative "No change without change", die eine Gruppe von Filmschaffenden im März an die Öffentlichkeit brachte und seitdem von 1700 Branchenpersonen unterstützt wurde (DER STANDARD berichtete).

Keine Sanktionen

Um eine harte Quote handelt es sich allerdings nicht, da das Modell keine Sanktionen vorsieht, sollte die Vorgabe im entsprechenden Zeitraum nicht erfüllt werden. Gegner der Richtlinie kritisieren, dass gegenwärtig nur 30 Prozent der Einreichungen von Frauen stammten und die Quote Schieflagen hervorrufen könnte.

Veronika Franz, Obfrau des Regieverbands, betonte auf STANDARD-Nachfrage, dass es "grundsätzlich gut ist, dass etwas für Frauen im Film gemacht wurde", obgleich das von ihr favorisierte Modell "EqualityPlus" mit einem Zusatztopf für Frauenprojekte unterlegen war. Die Zielvorgabe der jetzigen Lösung hält sie angesichts langer Produktionsabläufe mit drei Jahren für zu knapp bemessen.

Zahl der Projekte erhöhen

Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne), die sich bis jetzt bedeckt gehalten hat, verbucht die Entscheidung als "zukunftsweisenden" Erfolg: "Ich freue mich, dass mit dieser Richtlinienänderung deutliche Schritte in Richtung Geschlechtergerechtigkeit folgen werden." ÖFI-Direktor Roland Teichmann betonte, dass die Basis der Entscheidungen weiterhin "die künstlerische und wirtschaftliche Beurteilung" bilde. Das Ziel laute, die Zahl der Projekte mit weiblicher Beteiligung deutlich zu erhöhen.

Verankerung von Gender-Budgeting

Der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) begrüßte die Entscheidung des Österreichischen Filminstituts ausdrücklich. "Gleichstellung und Diversität sind mir ein prioritäres Anliegen. Die Verankerung von 'Gender-Budgeting' in den Förderrichtlinien des Österreichischen Filminstituts wird entscheidend zu Gleichstellung, Chancengleichheit und Vielfalt in der Filmbranche beitragen", wurde Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Obmann des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft, in einer Aussendung zitiert.

Ziel sei, für 2021 und 2022 mindestens 35 Prozent und im Jahr 2023 mindestens 40 Prozent der Fördermittel unter den Gesichtspunkten von "Gender Budgeting" zu vergeben, gab der Obmann Einblick in das Vorhaben.

Es gibt Zustimmung

Auf Zustimmung traf die Richtlinienänderung auch bei Gabriele Heinisch-Hosek, Frauen- und Kultursprecherin der SPÖ. Die geschlechtergerechte Verteilung der Fördermittel sei wichtig und "unbedingt begrüßenswert". Allerdings forderte sie in einer Aussendung weitere Schritte und einen konkreten Plan, damit die Fördermittel bei den Frauen tatsächlich ankommen. So müsse es etwa Konzepte geben, die Frauen dazu ermutigen, verstärkt Projekte einzureichen.

Eva Blimlinger, Kultursprecherin der Grünen, zeigte sich ebenfalls zufrieden – wenn auch nicht rundum. Es brauche "jedenfalls begleitende Anreize", meinte sie in einer Aussendung. "Das Problem war in der Vergangenheit vor allem auch, dass zu wenige Frauen um Förderung angesucht haben. Hier braucht es einen nachhaltigen Prozess, der die Einreich- mit der Förderquote in ein für alle Beteiligten faires Gleichgewicht bringt", so Blimlinger.

(Dominik Kamalzadeh, 22.4.2021)