In der Vergangenheit wurden ältere Arbeitslose in den Gemeinden etwa als Raumpfleger angestellt.

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Allmählich bessert sich die Situation am Arbeitsmarkt. Mit sinkenden Arbeitslosenzahlen kristallisiert sich aber heraus, dass die Corona-Krise einen Sockel an Langzeitarbeitslosen hinterlässt. Über 146.000 Menschen waren im März mindestens zwölf Monate auf Jobsuche, das sind um 40.000 mehr als im Vorjahr. Ihnen will die Regierung nun mit der Aktion Sprungbrett helfen, wie Arbeitsminister Martin Kocher ankündigte. Details würden folgen. Worauf kann man sich einstellen?

Gezielte Programme gab es bereits: Mit der Aktion 20.000 setzte die einstige rot-schwarze Koalition im Jahr 2017 auf die Vermittlung von älteren Langzeitarbeitslosen an Gemeinden und gemeinnützige Organisationen. Öffentliche Beschäftigungsvermittlung soll auch Teil der Aktion Sprungbrett werden, wie Kocher erwähnte. Als Erstes nannte der Arbeitsminister aber die Einbindung von Betrieben und somit der Privatwirtschaft.

Altbekannter Lohnzuschuss

Das Arbeitsmarktservice (AMS) hat bereits ein Instrument, um Stellen im Privatsektor zu schaffen: Mit der Eingliederungsbeihilfe fördert der Staat die Einstellung von jungen und älteren Langzeitarbeitslosen. Seit Jahresbeginn seien damit 18.500 Stellen vermittelt worden, sagte Kocher. Das AMS übernimmt dabei einen Teil der Lohnkosten. Wie viel und wie lange ist in allen Ländern unterschiedlich und wird manchmal von Fall zu Fall berechnet.

Einen großen Schritt ging man zuletzt in Oberösterreich. Dort übernimmt die öffentliche Hand für neueingestellte Langzeitarbeitslose die gesamten Lohnkosten in den ersten beiden Monaten. In den folgenden zehn Monaten erhalten Arbeitgeber zwei Drittel der Lohnkosten. Bereits 200 Stellen wurden mit einem anvisierten Zuschuss von 2,1 Millionen Euro über die Aktion vermittelt. In diese Richtung könnte die Aktion Sprungbrett auch gehen. Wäre das sinnvoll?

Zusammen mit internationalen Kollegen hat die Ökonomin Andrea Weber von der WU Wien jüngst 200 Studien über Ansätze der Arbeitsmarktpolitik ausgewertet. Ein Fazit: Subventionierung von Stellen im öffentlichen Sektor hat kaum negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Programme, die auf schnelle Vermittlung setzen, sei es durch Hilfe bei der Suche, Subventionen oder sonst wie, würden die Beschäftigung kurz- sowie langfristig stützen. Stellt sich die Frage, wie kostspielig es ist, Unternehmen mit Steuermitteln auszuhelfen.

Breites Programm nötig

"Wenn der Staat Löhne von neuen Mitarbeitern subventioniert, kommt es zu Mitnahmeeffekten", sagt Monika Köppl-Turyna, Direktorin des Wirtschaftsforschungsinstituts Eco Austria. Die öffentliche Hand subventioniert zum Teil Arbeitsplätze, die ohnehin entstanden wären. Trotzdem sollte in der jetzigen Situation eine Lohnstütze für eine breite Gruppe konzipiert werden, etwa für alle Langzeitarbeitslosen statt nur die älteren, betont die Ökonomin, denn "man riskiert sonst, dass sich Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt, und das verursacht höhere Kosten".

Nach der Pandemie wird sich vieles normalisieren, aber nicht überall wird die Uhr auf Null gestellt. Etliche Betriebe würden die Krise nicht überstehen, ganze Branchen hätten sich gewandelt, sagt Köppl-Turyna. "Umfragen zeigen, dass Menschen im Lockdown bemerkten, dass ihnen gewisse Produkte oder Erlebnisse gar nicht so abgehen." Manche bleiben beim Onlineshopping und kehren nicht in das Modegeschäft zurück. Andere haben kochen gelernt und werden seltener ins Gasthaus essen gehen. Das Sprungbrett der Regierung muss dabei helfen, über Branchengrenzen zu hüpfen. (Leopold Stefan, 22.4.2021)