Jüngst kooperierte Sotheby’s mit dem bekannten Digitalkünstler Pak und verkaufte die Kollektion ("The Fungible", hier "The Switch") für knapp 17 Millionen Dollar exklusiv über den Marktplatz Nifty Gateway.

Foto: Courtesy Sotheby’s and Pak

Geht es hier nur um Geld und Investition oder doch noch um Kunst? Eine Frage, der sich ja auch die analoge Welt des Kunstmarktes stellen muss und die nun den laufend mit immer neuen Beispielen befeuerten Hype rund um Non-Fungible Token (NFT) begleitet. Das digitale Original existiert nur als auf einer Plattform gespeicherter Link und erzielt fallweise Preise, die traditionelle Akteure des Marktes und auch die Kreateure selbst überrascht.

"Holy shit", kommentierte der US-amerikanische Grafikdesigner Beeple alias Mike Winkelmann den jüngst von Christie’s erteilten Zuschlag für seine Collage Every days – The First 5000 Days. Knapp 70 Millionen Dollar (inkl. Aufgeld) war ein indischer Kryptoinvestor, der Gründer des NFT-Fonds Metapurse Vignesh Sundaresan, zu zahlen bereit: in Kryptowährung freilich.

Die erstmalige Verknüpfung der beiden Welten bescherte eine Zäsur, sowohl für den Handel mit NFT als auch für den Kunstmarkt, der damit sein Warenportfolio erweitert und eine potenzielle neue Klientel generiert. In der Ökonomie der Aufmerksamkeit profitierten davon alle Beteiligten.

Letztlich war es nur eine Frage der Zeit, wann sich NFT-Produzenten und etablierte Marktführer der Auktionsbranche verbrüdern, um jene Community zu bedienen, die ihr zum Teil in kurzer Zeit gemehrtes, aber auch volatiles Vermögen auszugeben bereit ist. Sotheby’s kooperiert dazu mit großen NFT-Plattformen.

Christie’s als Vorreiter

Anders als Christie’s, wo das Debüt kaum verwunderte. Das 1766 gegründete Auktionshaus verfolgt die technologischen Entwicklungen seit 2018 sehr genau, begann die Anwendungen von Blockchain früh zu integrieren und schließlich auch Kryptowährung als Zahlungsmittel zu akzeptieren, resümiert Dirk Boll, Christie’s-Präsident für die Region EMEA (Europe and UK, Middle East and Africa).

Im Oktober 2018 versteigerte man erstmals ein von künstlicher Intelligenz geschaffenes Werk: Edmond de Belamy, Teil der Porträtserie einer fiktionalen Familie, die der Algorithmus des französischen Künstlerkollektivs Obvious erstellt hatte.

Entgegen dem vorsichtig kalkulierten Schätzwert von 7000 bis 10.000 Dollar erzielte das Bild 432.500 Dollar. Ein Resultat, das wohl dem Reiz des Neuen geschuldet war. Als Sotheby’s ein Jahr später La Baronne de Belamy aus der Serie offerierte, lag der Kaufpreis bei nur 25.000 Dollar.

Nun also NFT. Die Idee für die Kooperation mit Beeple, so Dirk Boll, sei kurzfristig Ende 2020 aufgekommen – über einen Spezialisten aus dem New Yorker Team, der seit längerem mit Mike Winkelmann bekannt sei. Sehr viel herkömmlicher hätte ein solcher Deal wohl gar nicht eingefädelt werden können. (Olga Kronsteiner, 25.4.2021)