Die kurzen Videos sind gut gemacht. Und sie haben Witz. Der österreichische Schauspieler Manuel Rubey erklärt, dass Theater und Museen überhaupt nie wieder aufzusperren sollten, seine Schauspielkollegin Nina Proll, dass Einsamkeit auch Geselligkeit bedeuten könne. Der Blick Prolls ist ironisch fröhlich, jener von Rubey dackelhaft ernst. So sprechen Schauspieler, wenn sie mit viel Ironie oder Satire in eine Rolle schlüpfen. Bei der Internetaktion #AllesDichtmachen sind es immerhin 53 Fernseh- und Filmschauspieler, die die Corona-Politik der deutschen und im Falle der fünf österreichischen Teilnehmer der heimischen Regierung satirisch durch den Kakao ziehen. Unter ihnen so prominente Namen wie Ulrich Tukur, Ulrike Folkerts oder Jan Josef Liefers.

Das wegen des Lockdowns geschlossene Burgtheater in Wien.
Foto: imago images/Viennareport

Seitdem die Aktion in der Nacht von Donnerstag auf Freitag online ging, kann man sich über viele Kommentare nur wundern. Zwar begrüßen viele, insbesondere Kulturschaffende, die Aktion, die Mehrheit der Kommentatoren steht ihr allerdings äußerst ablehnend gegenüber. Die einen sprechen von "Wasser auf die Mühlen der Querdenker", andere sehen das Andenken der über 80.000 deutschen Corona-Opfer beschmutzt. Die ersten Teilnehmer knickten bereits am Morgen nach der Veröffentlichung unter der Last der öffentlichen Meinung ein und zogen ihre Beiträge zurück. Ist Satire denn kein probates Ausdrucksmittel, um auf Ungereimtheiten und Widersprüche, auf Probleme und Kollateralschäden der Corona-Politik aufmerksam zu machen?

Dass es diese gibt, dürfte außer Frage stehen, dass Kulturschaffende unter ihnen besonders leiden, auch. In Deutschland hat man die Corona-Bremse erst am Donnerstag noch einmal angezogen und selbst Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel oder Museumsbesuche bei einer dreitägigen Inzidenz von über 100 verboten. In Spanien sind die Kulturstätten dagegen seit Monaten geöffnet, in Italien sperrt man sie am Montag auf, in Österreich Mitte Mai. Dass sich angesichts der deutschen Kulturpolitik Widerstand regt, sollte niemanden verwundern. Auch nicht, dass Schauspieler dabei auf das Mittel der Satire zurückgreifen. Satire ist böse und polemisch, übertreibt oder spitzt zu. Sie war immer schon eine Lanze gegen eine herrschende Meinung, eine offene Gesellschaft hält das aus – auch wenn die Mehrheit eine andere Meinung hat oder die Satiriker von falscher Seite Beifall bekommen. (Stephan Hilpold, 23.4.2021)