Über Öffnungen ab 19. Mai freuen sich Bundestheater-Geschäftsführer Christian Kircher und Burgtheater-Direktor Martin Kusej (re.).

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Freut sich, dass es am Theater bald wieder losgeht: Burgtheater-Direktor Martin Kusej.

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Die lange erwarteten Öffnungsschritte für die Kultur in Österreich sind da: Am 19. Mai können wieder Veranstaltungen stattfinden. Das gab die Regierung am Freitagnachmittag in einer Pressekonferenz bekannt. Erlaubt sind dann indoor maximal 1.500 Besucher, outdoor maximal 3.000 Besucher (mit zugewiesenen Sitzplätzen). Grundvoraussetzung ist jedoch, dass man sich als getestet, geimpft oder genesen ausweisen kann.

Maximal die Hälfte der möglichen Platzkapazität kann besetzt werden. FFP2-Masken sind ebenso Pflicht wie ein Abstand von einem Sitz zwischen Gruppen von bis zu vier Menschen. "Damit kann man planen", sagte Kulturminister und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und wünschte "viel Kreativität und Freude für die neuen Ansätze": "Am 19. Mai heißt es wieder: Vorhang auf!"

Ost-Lockdown

Skeptisch zeigte sich in einer eigenen Pressekonferenz davor Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ): Er werde erst Anfang kommender Woche gemeinsam mit Expertenteams darüber entscheiden, ob der Ost-Lockdown (in dem etwa auch Museen und Ausstellungshäuser derzeit geschlossen sind) so wie in Niederösterreich auch in der Bundeshauptstadt am 2. Mai auslaufen soll. "Wir werden sehr vorsichtig schrittweise Entscheidungen treffen." Der 19. Mai sei für ihn derzeit "noch weit weg", daher wolle er sich noch nicht festlegen, ob die von der Bundesregierung angestrebte gleichzeitige Lockerung auch tatsächlich in diesem Ausmaß auch in Wien umgesetzt werde.

Von der Wiener Entscheidung wird auch die Öffnung der Bundestheater abhängen. Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher nannte die heute bekannt gegebenen Kultur-Öffnungsschritte der Bundesregierung gegenüber der APA jedenfalls eine "sehr positive Nachricht". "Es war eine große Kraftanstrengung aller Beteiligten. Wir freuen uns sehr, dass nun bald wieder Vorstellungen stattfinden können."

Alle Häuser außer Burgtheater

Alle Häuser der Bundestheater werden ihren Spielbetrieb aufnehmen, mit Ausnahme der Spielstätte Burgtheater. Hier werde eine großes Bauprojekt, bei dem die gesamte Bestuhlung in Parterre und Parkett ausgetauscht und eine Klimaanlage eingebaut wird, das ursprünglich Mitte Juni starten sollte, auf Mitte Mai vorgezogen, um eine Wiedereröffnung Anfang September sicherzustellen. Aus technischen und vergaberechtlichen Gründen (es handle sich um eine europaweite Ausschreibung) sei es nicht möglich gewesen, die Arbeiten noch weiter vorzuziehen, sagte Kircher, der darauf verwies, dass das seit Anfang November 2020 andauernde Veranstaltungsverbot nie einen langfristigen Planungsvorlauf ermöglicht habe.

An den anderen Burgtheater-Spielstätten Akademietheater, Kasino und Vestibül sollen hingegen bis zum Sommer acht Neuinszenierungen präsentiert werden, gab das Burgtheater bekannt. Und zwar: Oscar Wildes Bunbury (Regie: Antonio Latella), Thomas Bernhards Die Jagdgesellschaft (Regie: Lucia Bihler), August Strindbergs Fräulein Julie (Regie: Mateja Koležnik), Maurie Maeterlincks Pelléas und Mélisande (Regie: Daniel Kramer) sowie die Uraufführung Alles, was der Fall ist von Dead Centre über Ludwig Wittgenstein im Akademietheater. Im Kasino feiert darüber hinaus Der Fiskus von Felicia Zeller in der Regie von Anita Vulesica die österreichische Erstaufführung. Und in der Spielstätte Vestibül erwartet das jüngste Publikum die Premieren Nur ein Tag von Martin Baltscheit (für alle ab sechs Jahren) sowie Mein ziemlich seltsamer Freund Walter von Sibylle Berg (für alle ab acht Jahren).

"Ich freue mich darüber, dass es jetzt wieder losgeht und wir wieder Theater zeigen können", so Direktor Martin Kusej in einem kurzen schriftlichen Statement.

Vorrücken im Impfplan?

Zeitgleich werden auch Bedenken ins Treffen geführt. So führt etwa IG-Autorinnen-Autoren-Geschäftsführer Gerhard Ruiss die enorme Kostenbelastung ins Treffen, die sind durch den Mehraufwand für Sicherheit und Einnahmenausfälle durch Platzreduktionen ergeben hätten. Für viele der Kunst- und Kultureinrichtungen stelle sich auch die Frage, ob sie sich die Öffnung auch finanziell leisten können. Ebenso sei zuletzt die Frage aufgetaucht, wie viel Sicherheit es für das Bühnenpersonal gebe, das sich einer ganz anderen ungeschützten Nähe aussetzen muss als das Publikum. Ruiss' Vorschlag: erstens Einnahmenentfall- und Mehraufwandkompensationen, zweites Vorrückung von Kunst- und Kulturschaffenden im Impfplan.

Kunststaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) zeigte sich in einer Aussendung erfreut, endlich einen Planungshorizont anzeigen zu können, und bedankte sich bei der "unermüdlichen Arbeit und der konstruktiven Haltung der Künstlerinnen und Künstlern sowie der Kulturbetriebe in Österreich". (APA, red, 23.4.2021)