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Erwerbsarbeit und Heimarbeit: Frauen arbeiten oft weit mehr als Erwerbsarbeitsstatistiken nahelegen. Denn ein Gros der Heimarbeit wird nicht bezahlt.

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Kommenden Samstag ist der 1. Mai, der Tag der Arbeit. Der Freitag davor ist ganz den Arbeitslosen gewidmet und wird wie jedes Jahr von den Wiener Grünen begangen. Nachdem die Pandemie im vergangenen Jahr Rekordstände in der Arbeitslosenstatistik brachte und die Corona-Narben am Arbeitsmarkt noch länger nicht ganz verheilt sein werden, fordern die Wiener Grünen ein generelles Umdenken in Sachen Arbeit. Man müsse sie neu definieren, neu bewerten und auch neu verteilen.

"Arbeit ist nicht nur Erwerbsarbeit, sondern auch unbezahlte Arbeit", erklärt Judith Pühringer, nicht amtsführende Wiener Stadträtin und ehemals Geschäftsführerin bei Arbeit plus: "Wir müssen das Bild der Arbeit umdrehen: Der vermeintlich erfolgreiche Manager vernachlässigt also etwa seine ‚Arbeit‘ bei der Familie".

Verteilungsfrage

Anhand von Zeitverwendungsstudien könne man sichtbar machen, wie viel unbezahlte Arbeit von Frauen etwa geleistet wird. Pühringer wünscht sich, dass diese Art von Arbeit auch in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung eingeht: "Auch das ist eine Leistung, die erbracht wird."

Eine neue Sicht auf Arbeit sei wichtig, um über die Verteilung von Arbeitszeit auf Erwerbsarbeit und andere Formen von Arbeit anzugehen. Die Grüne spricht sich für eine generelle Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit aus. In einem ersten Schritt könne man etwa bei Karenzzeiten ansetzen, indem man beiden Partnern einen Anspruch auf eine 30-Stunden-Woche gibt, solange die Kinder noch klein sind.

Zur Erwerbsarbeit machen

Ein anderer Vorschlag der grünen Arbeitsmarktexpertin lautet bisher überwiegend private Arbeit zur Erwerbsarbeit zu machen. Für Wien denkt sie zum Beispiel an "Community Nurses" für jedes Grätzl, die sich um Pflegeaufgaben und andere sonst unbezahlte Arbeiten kümmern.

In ein ähnliches Horn in Sachen Arbeitszeitverkürzung bläst man bei der Arbeiterkammer (AK). Eine subventionierte Arbeitszeitverkürzung könnte den Druck vom Arbeitsmarkt nehmen und die Lebensqualität der Menschen erhöhen, schrieb die AK in einer Aussendung am Sonntag und forderte ein Familienarbeitszeitmodell.

Vermittlung von Fachkräften

Eine Eigenheit des heimischen Arbeitsmarktes ist, dass viele Unternehmen trotz hoher Arbeitslosigkeit ihre Nachfrage nach Fachkräften nicht decken können. Das Arbeitsministerium hat gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice (AMS), der Arbeiterkammer sowie der Wirtschaftskammer (WKO) ein Pilotprojekt gestartet, um Fachkräfte in Regionen mit hoher Nachfrage zu vermitteln. Die Teilnehmer von "ticket2west" sollen einen Großteil der Wohn- und Kursnebenkosten ersetzt bekommen, hieß es in einer Aussendung am Wochenende.

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) will Fachkräfte dorthin vermitteln, wo sie am meisten gebraucht werden.
Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

In das Projekt werden 700.000 Euro investiert. Vor allem im Westen Österreichs ist der Fachkräftemangel akut. Konkret sollen Informationsveranstaltungen im Rahmen von "ticket2west" 1000 Personen erreichen. "Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten letztlich ein Rundumpaket, das von einer Unterstützung bei der Wohnungssuche bis hin zu einem großzügigen Förderprogramm reicht", so Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP).

Bis zu 40 Betriebe, die dringend Fachkräfte suchen, sollen mit dem Projekt bei der Rekrutierung von Arbeitskräften unterstützt werden. Ziel des Pilotprojekts sei es, Erfolgsfaktoren für die überregionale Vermittlung zu identifizieren. Eine begleitende Evaluierung soll Hinweise für weitergehende Maßnahmen geben. (APA, luis, 26.4.2021)