Psycho-Onkolog:innen helfen, einen Umgang mit der Diagnose Krebs zu finden.

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Über 40.000 Menschen pro Jahr oder anders ausgedrückt: Etwa fünf Menschen pro Stunde müssen plötzlich mit einer Krebsdiagnose zurechtkommen – und das allein in Österreich. Betroffene erleben die Diagnose oftmals sehr einschneidend und erzählen von vielen verschiedenen begleitenden Gefühlen wie Angst, Ärger, Verzweiflung oder Hilflosigkeit. Sonja Hrad und Martina Wünsche-Fleck arbeiten als Psychoonkologinnen im Zentrum für Onkologie und Hämatologie der Klinik Favoriten. Sie erzählen, dass viele Patient:innen die Diagnose oft als eine Art Sturz aus der normalen Wirklichkeit erleben: Krebserkrankungen bringen den gewohnten Alltag der Patient:innen aus dem Gleichgewicht. Bei manchen Patient:innen leidet das Vertrauen in den eigenen Körper, es entstehen vielleicht Zweifel an der bisherigen Lebensführung oder einfach die Frage wie es jetzt weitergehen soll.

Die Psychoonkologinnen sind überzeugt: Jeder Patient findet seinen ganz eigenen Umgang mit der neuartigen Situation. Viele Patient:innen empfinden die begleitenden psychoonkologischen Gespräche dabei als hilfreiche Entlastung und Unterstützung, auch wenn zu Beginn die Skepsis vor Psychologie oft spürbar ist. Sonja Hrad und Martina Wünsche-Fleck dazu: "Wenn wir uns bei Patient:innen als Psychologinnen vorstellen, hören wir manchmal: ‚Ich bin ja nur krank aber nicht verrückt!‘ Verrückt ist tatsächlich nur die Situation, nicht aber unsere Patient:innen. Die psychoonkologische Begleitung soll zu psychischer Stabilisierung, Entlastung und Förderung der Lebensqualität beitragen.

Wie spricht man nun über die Diagnose Krebs?

Über Krebserkrankungen zu sprechen fällt vielen Menschen schwer, sei es als Betroffene:r oder als Angehörige:r. Im Rahmen der psychoonkologischen Begleitung ist es möglich Worte zu finden, um Gefühle und Gedanken auszudrücken und alltagstaugliche Umgangsweisen mit dem sozialen Umfeld zu finden.

Gibt es den einen Weg, über Krebs zu sprechen? Die Psychoonkologinnen sind der Meinung, es existieren genauso viele Möglichkeiten darüber zu reden, wie es Krebspatient:innen gibt. Es gibt nicht den einen richtigen Umgang mit der Krebserkrankung. Manche möchten so offen wie nur möglich darüber reden, andere wiederum möchten dem Krebs in ihrem Gesprächsalltag so wenig Platz wie möglich einräumen. Alle anderen sind irgendwo dazwischen aufgehoben.

In vielen Gesprächen zeigte sich für Hrad und Wünsche-Fleck: "Eine Krebserkrankung kann eine starke Belastung sein, bewirkt aber meist nicht ausschließlich Negatives. Viele Patient:innen entwickeln ein intensives Bewusstsein für ihr Leben und dafür wie sie es leben möchten. Diese Intensität bringt auch überraschend Schönes mit sich."

Was haben Sie als Betroffene:r oder Angehörige:r gebraucht?

Welche Erfahrungen haben Sie als Betroffene:r oder Angehörige:r im Umgang mit der Krankheit gemacht? Wie offen oder behutsam haben Sie darüber gesprochen? Gab es vielleicht sogar positive Veränderungen in Ihrem Leben, für die eine Krebserkrankung ausschlaggebend war? Und was hätten Sie im Rückblick gebraucht, was ihnen damals nicht zur Verfügung stand? (ugc, 4.5.2021)