Schon die erste Dosis wirkt – und schützt vor Hospitalisierungen aufgrund einer Covid-19-Erkrankung. Allerdings erst nach etwa vier Wochen.

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Bald müsste sich dieser Effekt auch in Österreich zeigen: Ab rund vier Wochen nach der ersten Teilimpfung mit der mRNA- Vakzine von Pfizer/Biontech oder dem Vektorimpfstoff von Astra Zeneca reduziert sich die Häufigkeit einer Spitalsaufnahme aufgrund einer Covid-19-Erkrankung um rund 90 Prozent im Vergleich zu nichtgeimpften Personen. Das hat eine schottische Studie ergeben, die kürzlich von der Fachzeitschrift "The Lancet" online veröffentlicht wurde.

In der Studie untersuchte ein Forscherteam der Universität Edinburgh Massenimpfungen in Schottland. Vom 8. Dezember 2020 bis zum 22. Februar dieses Jahres wurden dort 1,33 Millionen Personen gegen Covid-19 geimpft. Das Durchschnittsalter der Geimpften betrug 65 Jahre. Ihre nach der Erstimpfung erhobenen Daten bezüglich CoV-Erkrankungen und Spitalsaufnahmen wurden den Informationen der noch nicht geimpften Personen gegenübergestellt. Der Gesundheitsdatensatz umfasste 99,9 Prozent der schottischen Bevölkerung aus 940 Hausarztpraxen.

Verlängerung des Impfintervalls

Aufgrund der Impfstoffknappheit und auch aufgrund von Studiendaten dehnte Großbritannien das Impfintervall zwischen der ersten und der zweiten Teilimpfung im Fall des Impfstoffs von Astra Zeneca auf zwölf Wochen – statt ursprünglich vier – aus. Auch in Österreich beträgt das Intervall zwischen der ersten und zweiten Dosis bei Astra Zeneca inzwischen elf bis zwölf Wochen. Die Verlängerung dieses Zeitraums dürfte nämlich auch zu einem höheren Impfschutz führen. Im Fall der mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna sind es in Österreich sechs Wochen.

Mit ihrer Studie wollten die Forscherinnen und Forscher untersuchen, wie sich die Verlängerung des Impfintervalls auf die Schutzwirkung der Impfstoffe unter realen Bedingungen auswirkt. Damit ergänzten die Resultate ihrer Untersuchung die Ergebnisse aus klinischen Studien und Studien, etwa aus Israel.

Die Schutzraten nach der jeweils ersten Dosis der beiden Vakzine wurden für die ersten sieben Tage und jeweils für die darauffolgenden Wochen bis zum Zeitraum ab dem 42. Tag nach der Impfung berechnet und nach Altersgruppe aufgeschlüsselt.

83 Prozent weniger Spitalsaufnahmen bei über 80-Jährigen

Die erste Dosis von BNT162b2 (also des mRNA-Impfstoffs Biontech/Pfizer) war mit einer 91-prozentigen Reduktion von Spitalsaufnahmen nach 28 bis 34 Tagen verbunden. Der Impfeffekt im selben Zeitintervall für Vaxevria (bzw. ChAdOx1, den Impfstoff von Astra Zeneca) lag bei 88 Prozent. In der Altersgruppe der über 80-Jährigen lag die Wirkung beider Vakzine zusammen insgesamt nach diesem Zeitraum in einem ähnlichen Bereich: Hier reduzierte sich die Häufigkeit der Spitalsaufnahmen um 83 Prozent.

Für beide Vakzine zusammen zeigten sich je nach Altersgruppe und Beobachtungszeitraum etwas unterschiedliche Ergebnisse: Bei den 18- bis 64-Jährigen lag die Schutzrate in Hinsicht auf Covid-19-Hospitalisierung bereits in der ersten Woche nach der ersten Teilimpfung bei 62 Prozent, in der zweiten Woche allerdings gab es um zehn Prozent mehr Spitalsaufnahmen. 28 bis 34 Tage nach der Impfung wurden 92 Prozent Schutz erreicht. Dann fiel der Prozentsatz wieder auf 60 Prozent.

Unter den 65- bis 79-Jährigen wurden in der ersten Woche nach der Erstimpfung 88 Prozent weniger Hospitalisierungen wegen Covid-19 registriert, in der fünften Woche waren es minus 93 Prozent. In der Altersgruppe 80 plus startete der Schutzeffekt in der ersten Woche bei 74 Prozent, in der sechsten Woche betrug er 83 Prozent.

Während des Beobachtungszeitraums gab es in Schottland auch Lockdowns bzw. Teil-Lockdowns. Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter versuchten das in ihre Analysen einzurechnen. Gleichzeitig müssen sich diese Maßnahmen aber – wie sie schreiben – gleichermaßen auf die Geimpften wie auch auf die noch nicht Immunisierten ausgewirkt haben.

"Insgesamt erbringen wir aber auf nationalem Level Hinweise dafür, dass die Verabreichung bereits der ersten Dosis an BNT162b2 und ChAdOx1 in Schottland mit einer Verringerung der Spitalsaufnahmen infolge von Covid-19 in Hochrisikogruppen von Erwachsenen gebracht hat", resümieren die Autorinnen und Autoren.

Dauer des Impfschutzes noch ungeklärt

Die Studie untersuchte die Schutzwirkung der Impfungen gegen Hospitalisierungen aufgrund von Covid-19-Erkrankungen. Wie sehr die erste Teilimpfung vor einer Infektion oder asymptomatischen und milden Verläufen schützt, wurde nicht erhoben. Eine vorläufig nur als Preprint veröffentlichte Studie mit Covid-Testergebnissen von 350.000 britischen Personen zeigte, dass Geimpfte ab 21 Tage nach der ersten Teilimpfung mit Astra Zeneca oder Biontech/Pfizer einen um 65 Prozent erhöhten Infektionsschutz im Vergleich zu Ungeimpften haben.

Das österreichische Nationale Impfgremium (NIG) geht bei allen Impfstoffen 22 Tage nach der ersten Teilimpfung von einem Schutzwirkung aus. Ob auch die Bestimmungen des grünen Passes für Geimpfte deshalb ab Tag 21 nach dem ersten Stich gelten sollen, ist noch unklar. Ebenso, für welchen Zeitraum sie nach der Impfung gelten werden. Wie lange die Immunisierung nach der Impfung anhält, ist nämlich noch nicht abschließend geklärt. (APA, ek, 26.4.2021)