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Sicherheit und Schutz vor Manipulation sind bei Ausweisen und Identitäten ein zentrales Thema – das zeigte sich nicht zuletzt in einem Artikel des STANDARD, laut dem derzeit gefälschte Impfpässe mit vorgetäuschter Covid-Impfung auf Kanälen wie Telegram zum Kauf angeboten werden. Dem wird gegengesteuert, indem schon im Mai eine erste Version des grünen Passes in Österreich genutzt werden soll, um eine Impfung, eine Covid-Genesung oder einen negativen Corona-Test digital zu dokumentieren.

Parallel dazu sollen Ausweise per se digitalisiert werden: Das EU-Projekt der "E-ID" sieht vor, dass sich EU-Bürgerinnen und -Bürger künftig mit einem digitalen Pass oder Personalausweis ausweisen können. Und auch für die Wirtschaft soll es eine entsprechende Lösung geben: Das in Wien ansässige Start-up VID International bietet – unabhängig von Projekten wie ID Austria – digitale Ausweise für Unternehmen an.

"Man kommt recht leicht überall rein"

Warum eine solche Lösung essenziell sein kann, beschreibt zugleich die Gründungsgeschichte des Start-ups. Denn Gründer Daniel Gosterxeier war zuvor bei einem Subunternehmen eines großen Telekommunikationsunternehmens angestellt gewesen, hatte sich aber der Einfachheit halber oft als Mitarbeiter des Konzerns ausgegeben – innerhalb weniger Minuten ist er dann in den Serverräumen der Kunden gestanden, ohne dass jemand überprüft hätte, ob seine Angaben der Wahrheit entsprechen.

"Man kommt recht leicht überall rein", sagt Gosterxeier. "Niemand will sich um dieses Thema kümmern, es wird aber immer wichtiger." So war ihm die Idee gekommen, digitale Ausweise für Mitarbeiter anzubieten.

Ausweise auf der Blockchain

Die digitale Identität eines Mitarbeiters deckt laut Gosterxeier dabei drei Bereiche ab: die Identität per se, seine Privilegien (also: was er darf) und seine Assets (also: was er besitzt). Ist dies digitalisiert, so können diese Punkte dem Mitarbeiter im Rahmen des Onboardings zugewiesen und beim Ausscheiden aus dem Unternehmen wieder weggenommen werden. Und wenn er mal auf Urlaub oder krank ist, dann sieht die Vertretung, wozu die Person berechtigt ist – und wozu nicht.

Die App hat im Lauf der Entwicklung diverser Design-Stadien durchlaufen.
Foto: VID International

Besonders in großen Unternehmen mit einer nahezu unüberschaubaren Zahl an Mitarbeitern kann das nützlich sein. Derzeit gehören aber vor allem Steuerberater zu den Kunden des Start-ups: Denn diese haben auch diverse Freigabeprozesse in der Steuererklärung der Kunden zu durchlaufen, die nur von bestimmten Personen durchgeführt werden können – über eine digitale ID ist das deutlich angenehmer, als den Kunden mit verschlüsselten E-Mail-Anhängen und anderen Unannehmlichkeiten zu belasten.

Diese Daten sind auf der Blockchain abgelegt – das mag nun zwar so klingen, als sei ein Start-up auf Buzzword-Suche gegangen, macht in diesem Fall aber Sinn: Denn es liegt in der Natur dieser Technologie, dass einmal in einem Block abgelegte Information nicht mehr verfälscht werden kann, was in Bezug auf Identitäten äußerst nützlich ist.

QR-Codes in der Gastronomie: Reine Zukunftsmusik?

Das erste Projekt zu digitalen Identitäten hatte VID International schon 2019, seitdem wurde vor allem das User-Interface in Form von 45 unterschiedlichen Prototypen stetig weiterentwickelt. Den das Problem mit Blockchain-Lösungen ist, dass das Hantieren mit Public Keys, Private Keys und Wallets Nichttechnikern oft äußerst kompliziert erscheint. Damit eine Anwendung aber von der Bevölkerung auch angenommen wird, muss die Benutzung so einfach seine wie eine Facebook-Anmeldung.

Ob das System wohl auch in der Krisenbewältigung eingesetzt werden könnte? Gosterxeier schmunzelt. "Meine Mitarbeiter wollten eine Lösung machen, bei der man sich über einen QR-Code registriert und ausweist. Ich habe darin wenig Potenzial gesehen. Drei Monate später wurden die QR-Gästelisten in der Gastronomie eingeführt", sagt er. "Hätten wir uns anders entschieden, dann hätten wir das Produkt vor dem Problem gehabt." (Stefan Mey, 26.4.2021)