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Viele kennen diese eine Person, der das Zuhause gar nicht "smart" genug sein kann. Da wird nicht zum Lichtschalter gegriffen, sondern per Sprachsteuerung das Wohnzimmerlicht auf Lounge-Stimmung oder eben 30 Prozent Stärke gedimmt. Da wird keine Platte gewechselt, auch nicht per Klick weitergeschaltet, sondern von Alexa ein passender Song zur Stimmung gewünscht, und die Fenster werden per App 15 Minuten vor dem Nachhausekommen geöffnet, damit die Luft nicht so stickig ist.

Anfangs war es noch mühsam, die ganzen Dinge im Haus miteinander zu vernetzen, mittlerweile fällt es immer leichter. Und die Kurve soll steil nach oben gehen, denn das Internet der Dinge entwickelt sich zu einem immer größeren Netz – nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern so gut wie überall, ja sogar im All. Der britische Chipdesigner Arm Holdings geht deshalb – nicht ganz uneigennützig – davon aus, dass bis 2035 eine Billion Geräte vernetzt sein werden. Natürlich nicht jedes mit jedem, aber viele mit vielen.

Selbstauffüllender Kühlschrank

Immer wieder ist dabei auch davon die Rede, dass die Geräte selbst einkaufen sollen. Doch wie steht es tatsächlich um automatisierte Kaufentscheidungen? Mit der entsprechenden App lassen die modernsten elektrischen Zahnbürsten tatsächlich schon abgenutzte Aufsätze automatisch nachbestellen. Auch bestimmte Luftfilter können nach einer Warnung an ihre Benutzerinnen heute schon frühzeitig vorbestellen, damit für einen Wechsel alles rechtzeitig da ist. Und was ist mit dem Kühlschrank, der automatisch wieder die Lieblingslebensmittel nachfüllt – der uns seit Jahrzehnten versprochen wird?

Mastercard News

Tatsächlich wurde ja vom Zahlungsriesen Mastercard in Zusammenarbeit mit Samsung schon 2016 ein Kühlschrank vorgestellt, von dem aus einfach und direkt per Touchscreen eingekauft werden konnte. Von autonomem Bestellen und Bezahlen war das freilich noch ein gutes Stück entfernt, und dem ist man auch heute noch nicht viel näher, weil der Mensch letzten Endes halt doch immer wieder gerne aufs Neue entscheidet, was er einkauft oder sich nach Hause liefern lässt. Technisch möglich wäre wohl schon einiges.

Faktor Sicherheit

Vor allem aber haben viele noch ein ungutes Gefühl dabei, den Maschinen das eigene Bankkonto für etwaige Bestellungen zu überlassen. Dabei werden die Maschinen auch in Sachen Geld immer selbstständiger. Das hat auch mit dem Fortschritt der dezentralen, auf Blockchains basierenden Zahlungssysteme zu tun.

So hat etwa Onyx, die Blockchain-Sparte der größten US-Bank JP Morgan, kürzlich eine Bezahlung via Blockchain zwischen zwei Satelliten im Orbit erfolgreich getestet, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Die Firma geht davon aus, dass so künftig auf direktem Wege Aufträge in der Erdumlaufbahn vergeben werden könnten, also ohne menschliches Zutun auf der Erde – etwa wenn schnell Satellitenaufnahmen benötigt werden. Dann würde ein Satellit autonom den zweiten beauftragen und dieser die Lizenzgebühr verrechnen. Auf diese Weise wird der lahmende Faktor Mensch aus der Schleife genommen werden, und die Maschinen quasi auch ihr eigenes Geld verdienen. Dass dies freilich weniger ihnen selbst als den Menschen nutzt, ist auch klar.

Auch die wachsende Autonomie auf den Straßen bringt der Industrie indes weitere Einsatzmöglichkeiten. So sollen etwa alle Geldtransfers autonomer Lkws automatisch und dezentral getätigt sowie sofort steuerlich deklariert werden. Abgerechnet wird bei der Ab- und Anlieferung, und der autonome Truck bietet seine Lieferdienste auf einem Online-Logistikzentrum feil. Es ist nichts weniger als der Traum der kompletten Selbstverwaltung der Flotte. Auch hier wird der Faktor Mensch tunlichst eliminiert, um etwa Betrug an der Zapfsäule, Stehzeiten und Kollissionsgefahren aufgrund von Müdigkeit, Trunkenheit oder Unaufmerksamkeit zu vermeiden. Während der Trucker-Beruf obsolet wird, entstehen jedoch natürlich andere Berufe für Menschen.

Je mehr Autonomie sich auf der Erde breitmacht, desto größer ist jedoch stets die menschliche Angst, dass sich ungewollt jemand in die Prozesse einhacken könnte. Für die geforderte Sicherheit sollen ebenfalls an die Blockchain angelehnte Technologien wie die Iota-Daten- und Werteaustauschsysteme sorgen. Sie erlauben die schnelle und kostenfreie Abwicklung von Bezahlprozessen und werden aktuell etwa in Norwegen umfangreich getestet. Das füllt den Kühlschrank auch noch nicht von allein, für die Industrie ist das aber wohl insgesamt sowieso eine der uninteressantesten, weil weniger lukrativen Anwendungsmöglichkeiten. (faso, 30.4.2021)