Im ersten Corona-Lockdown arbeitete mehr als jeder dritte Beschäftigte in Deutschland von zu Hause aus. Rund drei Viertel der Arbeitenden im Homeoffice sehen sich nicht isoliert, sondern besitzen nach wie vor einen Zugang zum Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Universität Bielefeld in Kooperation mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Für das Forschungsprojekt wurden über 1.200 Arbeitgeber-Bewertungen der Plattform Kununu analysiert.

Dabei können mehr als ein Viertel vollständig auf alle unternehmensinternen Ressourcen (beispielsweise Technikzugang, Informationen über das Krisengeschehen) zugreifen, erleben einen starken kollegialen Zusammenhalt und fühlen sich von ihrer Führungskraft unterstützt, wodurch sie im Homeoffice voll arbeitsfähig sind. Die Hälfte der Arbeitenden gelten als bedingt arbeitsfähig. Sie können zwar nicht auf alle Ressourcen gleichermaßen zurückgreifen, die Mehrheit fühlt sich aber dennoch gut an die aktuelle Situation angepasst.

Manche Beschäftigte gaben an, zwar keinen oder lediglich einen unzureichenden Kontakt zu ihren Vorgesetzten zu haben, nennen aber die durch die Organisation bereitgestellten Ressourcen als zentral für ihre Arbeitsfähigkeit (38 Prozent). Einige erleben auch den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen als maßgebend für ein funktionierendes Arbeiten im Homeoffice (39 Prozent), wobei die Mehrheit diesen Zugang als gut bis sehr gut beschreibt.

Knapp ein Viertel der Arbeitenden gaben an, ihre Arbeitsfähigkeit sei von ihren Vorgesetzten abhängig.
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Remote-Führung

Nachholbedarf besteht laut den Studienautoren vor allem bei den Vorgesetzten, da diese ihren Führungsaufgaben auch im Homeoffice ausreichend nachgehen sollten. Knapp ein Viertel der Arbeitnehmenden gaben an, ihre Arbeitsfähigkeit sei insbesondere von ihrer Führungskraft abhängig. In dieser Gruppe gibt jedoch nur rund ein Drittel an, einen guten bis sehr guten Ressourcenzugang zu haben.

Insgesamt sind 22 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice nicht arbeitsfähig, da ihnen keine – oder nur in sehr begrenztem Umfang vorhandene – Ressourcen zur Verfügung stünden. Diese Beschäftigten fühlen sich nahezu isoliert und geben an, von ihrem Unternehmen und ihren Kolleginnen und Kollegen abgeschnitten zu sein und die Unterstützung durch die Vorgesetzten zu vermissen.

"Das Arbeiten von zu Hause ist nicht zwangsläufig mit Isolation und geringerem Arbeitsengagement verbunden", erklärt Christina Hoon von der Universität Bielefeld. "Die Gestaltung einer ressourcenreichen Arbeitsumgebung ist dabei der Schlüssel zur Sicherzustellung des Engagements. Das bedeutet nicht nur einen flächendeckenden Technologieeinsatz, sondern insbesondere auch Nähe zu Kolleginnen und Kollegen. Gleichzeitig muss das Personalmanagement lernen, die unterschiedlichen Anforderungen der Mitarbeiter zu identifizieren, um diese auch im Homeoffice engagiert zu halten", sagt die Professorin. (red, 27.4.2021)