Verteidigungsminister Vladimir Padrino López zeigt eine Karte der Konfliktregion.

Foto: EPA/Miraflores Pres

Bild nicht mehr verfügbar.

Venezolanisches Kampfflugzeug, aufgenommen aus Arauquita, Kolumbien, 28. März.

Foto: REUTERS/LUISA GONZALEZ

Manöver der kolumbianischen Armee in La Guajira, 18. April.

Foto: AFP

Bild nicht mehr verfügbar.

Venezolanische Flüchtlinge in Arauquita, 5. April.

Foto: Reuters

Seit Venezuelas Armee im März eine Offensive gegen kolumbianische Guerillagruppen startete, kommt die Grenzregion nicht zur Ruhe. Verteidigungsminister Vladimir Padrino López erklärte am Montag, dass bei Kämpfen in den vergangenen 72 Stunden mehrere Soldaten getötet und verletzt worden seien, ohne genauere Zahlen zu nennen.

Zu Monatsanfang hatte er von acht Toten und 43 Verletzten auf venezolanischer Seite gesprochen. Lokale Medien berichten über neun Soldaten, die am Wochenende in Hinterhalte geraten und ums Leben gekommen seien. Auch Kolumbien hat Truppen in die Grenzregion verlegt.

Artillerieeinsatz in Apure.

Die venezolanische Armee hat Eliteeinheiten, Marineinfanteristen und tausend Freiwillige der bolivarischen Miliz in die Grenzregion verlegt und setzt Kampfflugzeuge sowie Hubschrauber gegen die Kolumbianer ein, die in dem über 50 Jahre dauernden Bürgerkrieg allerdings gelernt haben, sich vor Luftangriffen zu schützen. Sie greifen die venezolanische Armee überraschend an, ziehen sich dann schnell zurück, und bei der Verfolgung geraten die Soldaten oft in Minenfelder.

Über hundert Landminen wurden seit Beginn der Kampfhandlungen gefunden und entschärft. Um die Sprengfallen beseitigen zu können, wurden alte Schützenpanzer zu Räumfahrzeugen umgebaut.

Kolumbien klagt seit Jahren darüber, dass die Aufständischen im Nachbarland Zuflucht finden. Die ELN-Guerilla und Abtrünnige der Farc, die den 2016 von der Führungsebene in Kuba unterzeichneten Friedensvertrag ablehnen, haben in abgelegenen Grenzregionen staatsähnliche Strukturen aufgebaut, berichtet "New York Times"-Reporter Anatoly Kurmanaev, der im März die Halbinsel Guajira an der Nordküste des Landes besuchte.

Die Kolumbianer hätten lokale Verbrecherbanden vertrieben, strenge Strafen für Raubüberfälle und Viehdiebstahl eingeführt, vermittelten in Grundstücksstreitigkeiten und brächten in Tanklastern Trinkwasser, sagten Angehörige des indigenen Wayuu-Volkes der US-Zeitung.

Andererseits treiben sie auch Steuern von Rinderzüchtern und Geschäftsleuten ein und haben den Drogen- und Treibstoffschmuggel übernommen.

Menschenrechtsverletzungen

Die Organisation Human Rights Watch (HRW) wirft der venezolanischen Armee schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Seit Beginn der Offensive vor gut einem Monat seien mindestens vier Bauern getötet worden, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsgruppe. Zudem seien Zivilisten willkürlich festgenommen und gefoltert worden.

"Die Gewalttaten gegen die Bevölkerung von Apure sind keine von rangniedrigen Soldaten verübte Einzelfälle, sondern sind Teil der systematischen Menschenrechtsverletzungen durch die Sicherheitskräfte", sagte HRW-Regionalchef José Miguel Vivanco.

Tausende Zivilisten sind vor den Kämpfen über die Grenze nach Kolumbien geflohen, wo sie in Zeltlagern untergebracht werden. In den überfüllten Camps ist es kaum möglich, pandemiebedingte Sicherheitsabstände einzuhalten, auf dem Stand von 16. April wurden 76 Flüchtlinge positiv auf das Coronavirus getestet. (Bert Eder, 27.4.2021)