Der HY4 des deutschen Unternehmens H2Fly ist ein viersitziger Flieger mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb.

Foto: HY4

Das große Gezeter ist noch lange nicht vorbei. Jenes nämlich um den Energieträger und Treibstoff der Zukunft. Da schenken sich Strom in Batterien, alternative, vor allem synthetische Treibstoffe und Wasserstoff nichts, wenn es darum geht, wer uns schadstoffarm oder -frei antreiben und voranbringen wird.

Während der Batteriestrom das Rennen in den Pkws in unseren Breiten für sich entscheiden dürfte, kommt man bei schwierigeren Aufgaben an E-Fuels kaum vorbei – denken wir an die große Schifffahrt, Langstreckenflieger oder schwere Arbeitsmaschinen. Wasserstoff hingegen ist der Allrounder schlechthin. Er treibt schon jetzt Autos, Busse, Lkws und Züge an. Mit ihm will man aber auch ganze Städte umweltfreundlich machen. Und sogar als Treibstoff für Fluggeräte hält er gut her – rund 80 Jahre nach der Katastrophe mit der Hindenburg. 2016 kam das deutsche Unternehmen H2Fly mit dem HY4 heraus, einem viersitzigen Flieger in ungewöhnlicher Optik und mit einem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb.

1.500 Kilometer Reichweite

Die beiden Kabinen, in denen jeweils zwei Personen sitzen können, sind auf den Flügeln mit einer Spannweite von über 21 Metern montiert, der Antrieb befindet sich in der Mitte. Der HY4 wiegt 1.500 Kilogramm, ist bis zu 165 km/h schnell und schafft Distanzen bis zu 1.500 Kilometern. Inzwischen existiert bereits die sechste Generation des Fliegers, und weitere Fluggeräte hat das Unternehmen in Planung. Flugtaxis etwa, die emissionslos Kunden aus dem Stadtzentrum zum Flughafen bringen sollen. Oder auch eine Propellermaschine für 40 Personen, die mit einer Reisegeschwindigkeit von 520 km/h unterwegs sein soll. Ab 2030 dann.

Mit Brennstoffzellen im Auto haben vor allem die Japaner und Koreaner Erfahrung, und sie haben auch die Fahrzeuge am Markt. Umso ungewöhnlicher ist es, dass nun Toyota als einer der Pioniere ankündigt, einen Rennwagen mit Wasserstoff betreiben zu wollen. Allerdings nicht mit einer Brennstoffzelle, sondern mit einem 1,6 Liter großen Dreizylindermotor, der Wasserstoff verbrennt. Eingesetzt wird das Triebwerk erstmals im Mai beim 24-Stunden-Rennen in Fuji, Japan. Toyota baut zudem gerade an einer Wasserstoff-Modellstadt, der Woven City, in welcher der Wasserstoff den Hauptenergieträger darstellen wird.

Modellregionen schießen übrigens wie Schwammerln aus dem Boden. Im Juni 2019 sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), er wolle Österreich zur Wasserstoffnation Nummer eins machen. Bis 2025 sollte es diesem Plan nach in Österreich flächendeckend Wasserstofftankstellen geben. Derzeit betreibt die OMV fünf – in Wien, Asten, Innsbruck, Graz und Wiener Neustadt.

Das Ziel der nationalen Wasserstoffstrategie der deutschen Bundesregierung lautet ähnlich. Man will weltweit führender Ausrüster für moderne Wasserstofftechnologie werden. Und Sachsen-Anhalt sieht sich als Vorreiter, wenn es um den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft geht. Grüner Wasserstoff wird aus regenerativen Quellen gewonnen, also etwa durch Elektrolyse mit Solar- oder Windstrom – während die OMV derzeit Wasserstoff noch vorwiegend aus Erdgas gewinnt.

"In der Wasserstoffmodellregion Mitteldeutschland entsteht eine komplette Wertschöpfungskette, die unter Verwendung erneuerbarer Energien grünen Wasserstoff herstellt, ihn speichert und transportiert", heißt es aus Sachsen-Anhalt. In Leuna wird die "mit über 100 Megawatt bislang weltweit größte Elektrolyse-Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff" errichtet. Der erzeugte Wasserstoff soll zur Herstellung von nachhaltigen Grundchemikalien und Kraftstoffen genutzt werden.

Wasserstoff wird in umgerüsteten Erdgasleitungen auch nach Bad Lauchstädt transportiert, wo 3.800 Tonnen davon in einem unterirdischen Salzstock gespeichert werden sollen. Eine Menge, die in etwa dem Energieverbrauch von 40.000 Zwei-Personen-Haushalten entspricht.

Wasserstoffspeicher

Ein ähnliches Projekt geht ADX Energy in Zistersdorf im Bezirk Gänserndorf an. Sie werden aus dem Ölfeld dort noch zehn bis 15 Jahre Erdöl und -gas fördern – und wollen danach in der Lagerstätte bei 50 Bar Druck 15 Millionen Kubikmeter Wasserstoff speichern. Das entspräche der Energie von 80.000 heimischen Haushalten.

Wem es reicht, seinen eigenen Haushalt mit Energie aus Wasserstoff zu versorgen, der kann sich inzwischen eine Kleinanlage ins Haus oder die Wohnanlage stellen. Johann ist eine Energiezelle der steirischen Energy Elements GmbH mit einer Speichergröße von fünf bis 1.500 kWh. Vorzugsweise aus Photovoltaikstrom wird Wasserstoff erzeugt, gespeichert und bei Bedarf wieder oxidiert. Damit kann man Spitzen abfangen, einen Nachtspeicher betreiben oder Energie-Autarkie anstreben. Ganz billig ist das aber nicht. Gemeinsam mit einer PV-Anlage für ein autarkes Einfamilienhaus muss man schon mit einer Investition von rund 50.000 Euro rechnen. (Guido Gluschitsch, 28.4.2021)