Wien – Dass Sport schon lange als Bühne für große Geschäfte dient, muss man wohl niemandem mehr erklären. Das spielt nun dem österreichisch-schweizerischen Mobile-Payment-Anbieter Bluecode in die Hände. Angeführt vom deutschen Hopp Family Office, sichert sich das Unternehmen eine Finanzierung in Höhe von 20 Millionen Euro.

Bluecode bekommt damit einen Partner rund um einen europäischen Technologiegiganten – das Hopp Family Office wird von SAP-Mitgründer Dietmar Hopps Sohn Daniel geleitet. Neben Hopp sind aber auch Bestandsinvestoren aus Österreich und der Schweiz dabei. Es zeigt sich also, während einer Pandemie ein System zum kontaktlosen Bezahlen anzubieten kann so falsch nicht sein.

Eishockey und Investment

So geht dieses Investment auf die SAP-Arena – die Eishockeyhalle des achtmaligen deutschen Meisters Adler Mannheim – zurück. "Daniel Hopp integrierte Bluecode in das SAP-Kassensystem", erzählt Bluecode-Geschäftsführer Christian Pirkner im Gespräch mit dem STANDARD. "So ist der Kontakt zu Hopp überhaupt erst entstanden." In Sachen Finanzierung habe dann schnell eines zum anderen geführt.

Fast gebetsmühlenartig weist man bei Bluecode auf die Anonymität der Zahlungsflüsse hin.
Foto: Bluecode

Da SAP auch der Hauptsponsor des deutschen Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim 1899 ist, kann man davon ausgehen, dass auch in deren Stadion bald die Bluecode-Technologie Einzug finden wird. Pirkner gibt sich optimistisch, durch die Partnerschaft mit SAP im europäischen Sport- und Unterhaltungsmarkt nun schnelle Meter zu machen.

"Für uns ist die Idee, den europäischen Zahlungsverkehr zu stärken, sehr naheliegend", sagt Daniel Hopp und meint: "Es genügt nicht, fortwährend auf die Gefahren hinzuweisen, die von außereuropäischen Zahlungsanbietern ausgehen, man muss auch gegensteuern." Mit Bluecode bleibe überdies die Wertschöpfung in Europa, und zeitgemäße Datenschutzstandards seien gesichert.

Kein 50-Euro-Limit

Das Ziel für das Wachstumskapital lautet, für noch mehr Banken und Handelsfirmen Technologiepartner zu werden. Bluecode bietet seit 2017 die Möglichkeit an, via Strichcode auf dem Handy bei vielen heimischen Händlern zu bezahlen – etwa allen heimischen Banken und Sparkassen und bei mehr als 85 Prozent der Handelsfirmen, darunter etwa die Rewe-Gruppe, Spar, Hartlauer oder die Bäckerei Felber. "Künftig besteht außerdem kein 50-Euro-Kontaktloslimit mehr", sagt Pirkner.

Mit dem Service kommunizieren die Bank des Händlers und die Bank des Kunden direkt via Bluecode miteinander und liefern nicht wie bei anderen Diensten wie von Google oder Apple Daten in die USA. Die Zahlungsflüsse seinen anonym und DSGVO-konform.

Transaktionen im Lockdown

Die Lockdowns spiegeln sich auch in den Transaktionsdaten von Bluecode wider. In Stadien, Universitäten oder in Kantinen gab es mehr oder weniger einen Komplettausfall, dafür gingen die Nutzungszahlen laut Firmenangaben in Supermärkten und anderen systemrelevaten Geschäften deutlich in die Höhe.

Ein Blick in die Vergangenheit: als es den Supermarkt Merkur noch gab.
Foto: Bluecode

Der Großteil der Transaktionen laufe nicht mehr über die Bluecode-App, sondern über jene der unterschiedlichen Partner. "Es war immer das Ziel, die Technologie für Handels- und Bankpartner zur Verfügung zu stellen, damit sich Kunden in deren Apps bewegen." Das sei auch der Grund, warum er über Transaktions- und Nutzerzahlen keine Auskunft geben könne.

Huawei und Jö

Anfang Februar wurde Bluecode europaweit in alle Huawei-Smartphones integriert. Wegen der US-Sanktionen darf der chinesische Technologiekonzern auf seinen Handys nicht mehr das Android-Betriebssystem mit Google-Diensten verwenden und muss auch ohne die Bezahlfunktion Google Pay auskommen.

Für die Handybenutzer funktioniert das System recht einfach: Man kann das Programm "Huawei Blucode" im Wallet am Handy hinzufügen und direkt mit seinem Girokonto verknüpfen. Beim Einkaufen wird für jeden Bezahlvorgang ein einmalig gültiger und anonymer Barcode generiert, der an der Kassa eingescannt wird. Der Betrag wird dann vom Girokonto des Kunden abgebucht. Durch die Kooperation mit dem Jö-Bonusclub können Kunden mit einem Scan des Smartphones sowohl bezahlen als auch die entsprechenden Bonuspunkte sammeln.

Bluecode hat sich als europäischer Anbieter für Mobile Payment ein schwieriges Feld gesucht, der Markt ist heiß umkämpft, da mit Apple und Google die große Dominanz von den USA ausgeht. Investoren vertrauen dennoch auf das Unternehmen, 2018 gab es eine Finanzspritze von elf Millionen Euro, 2019 dann zwölf Millionen und nun eben 20. (Andreas Danzer, 29.4.2021)