Die Schmuckdesignerin Petra Hauser wohnt in einer früheren Fabriksetage im 18. Bezirk in Wien. Details wie Fenster und Türen erinnern an die Geschichte. Der Rest ist eine veränderbare Bühne.

"Im Herbst 2019 haben mein Freund und ich intensiv nach einer Wohnung gesucht. Dann bin ich auf einer Immobilienplattform über diese Wohnung in Gersthof gestolpert. Wir waren sofort begeistert – und haben sie glücklicherweise auch bekommen.

Petra Hauser fand 2019 die Wohnung, in der einst optische Geräte produziert wurden.
Foto: Pilo Pichler

Mich haben Details wie die Türen, die riesigen Fabriksfenster und die halboffene Küche im früheren Fabriksbüro sofort fasziniert. In dieser 135 Quadratmeter großen Etage eines Jahrhundertwendehauses wurden früher optische Geräte hergestellt. Dieses Flair merkt man immer noch.

Das Herzstück der Wohnung ist aber die Linde vor dem Haus. Unsere Terrasse ist quasi in diesen Baum hineingebaut worden. Zumindest sieht es so aus. Er ist Lebensmittelpunkt und Energiequelle. Und die Wohnung verändert sich mit der Stimmung der Jahreszeiten. Im Frühling, wenn die ersten Blätter kommen, hat das seinen ganz besonderen Reiz.

Mit dem Sommer wird dann der Baum so undurchsichtig wie ein Brokkoli und schirmt uns von der Sonne ab. Und irgendwann kommt dann ein Specht oder ein Eichhörnchen. Letztens hat eines sogar an die Terrassentür gepumpert. Unsere beiden Katzen Minou und Sciocchezza beobachten das, aber sie jagen nur Insekten. Die beiden Katzengeschwister haben wir spontan aufgenommen, als ihr Besitzer sie nicht mehr betreuen konnte. Bei uns ergeben sich die Dinge oft einfach.

Die Katzengeschwister hat Petra Hauser spontan aufgenommen.
Fotos: Pilo Pichler

Auch bei unserer Einrichtung. Ich würde meinen Stil als eigensinnig-kreativ beschreiben. Es gibt Gegenstände, die mich schon mein halbes Leben begleiten. Die Lampe auf dem Wohnzimmertisch ist zum Beispiel aus Myanmar und eines meiner Lieblingsstücke. Ich habe überhaupt ein Faible für schöne Lampen und mag auch die Murano-Deckenleuchte aus den 1960er-Jahren sehr gerne. Manche Stücke stammen noch aus der Zeit, in der ich in Bangkok gelebt habe.

Auch meine ,Neckdresses‘ – das ist Schmuck, den ich herstelle – sind Teil meiner Raumgestaltung. Andere Dinge habe ich mir erst für diese Wohnung angeschafft, wie zum Beispiel den alten chinesischen Hochzeitsschrank in meinem Atelier. Ein sozialer Mittelpunkt bei uns ist der Holzesstisch aus dem 17. Jahrhundert. Ansonsten ist bei uns vieles improvisiert und ein lebendiger Mix von neuen, antiken und ethnischen Elementen.

Der große Wohnbereich ist ihr Lieblingsort, das "Sprinting Bike" war für sie "der beste Kauf ever".
Foto: Pilo Pichler

Meine Wohnung ist eine Bühne. Sie kann in einer Woche so ausschauen und in der nächsten wieder anders. Dadurch, dass ich Schmuckdesignerin bin, ist das Gestalten meine Leidenschaft. Wichtig ist mir aber, dass es auch gemütlich und flexibel ist. Der große Wohnbereich ist mein Lieblingsort in der Wohnung. Er ist toll für Yoga, zum Meditieren und Tanzen oder auch zum Töpfern mit meinen Nichten. Hier steht auch mein ,Sprinting Bike‘. Dieser Hometrainer war der beste Kauf ever!

Ich habe das Glück, dass ich in dieser Wohnung auch Platz für mein Atelier habe. Ich liebe es, hier flexibel Kunden empfangen zu können und auch bis in die Nacht zu arbeiten, wenn mir danach ist. Und ein zusätzliches Zimmer wird wahlweise zum Ausstellungsraum, zum Kinderzimmer oder auch zum Gästezimmer für unsere Freunde.

"Bei uns ergeben sich die Dinge oft einfach. Auch bei unserer Einrichtung", sagt Petra Hauser über ihr Zuhause.
Fotos: Pilo Pichler

Wenn gerade keine Pandemie wäre, hätte ich sowieso sehr oft Familie und Gäste hier. Das hat sich im letzten Jahr eingeschränkt. Dafür ist diese Wohnung für mich zum Rückzugsort geworden. Hier kann ich kreativ sein und gestalten. Damit habe ich mir meinen Wohntraum schon erfüllt.

Wenn man im Ausland gelebt hat, weiß man es besonders zu schätzen, dass man in 20 Minuten mit den Öffis im Zentrum ist. Zum Wohnen fahre ich dann aber immer gerne wieder zurück zu meinem Baum." (3.5.2021)