Auch das Wifi Steiermark verfügt über eine bestens ausgestattete Kfz-Werkstätte, die, so die Gerüchte, Kammerangestellte zu besten Konditionen genützt haben sollen.

Imago Images / Westend61

Es war ein mysteriöser Fall. Ein 45-Jähriger, so schrieb die APA Ende März, "hat am Freitag im Bezirk Graz-Umgebung seine Stieftochter beim Hantieren mit einer Schusswaffe unabsichtlich verletzt". Die 16-Jährige musste wegen einer durch den Schuss erlittenen Oberschenkelverletzung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Mann, der diese Waffe illegal besaß und gegen den nun Ermittlungen laufen, habe sich verfolgt und bedroht gefühlt, sagt der Sprecher der Grazer Staatsanwaltschaft Hansjörg Bacher.

Unmittelbar zuvor hatten Polizeibeamte an der Tür des Mannes geläutet. Sie wollten ihn befragen –zu einer Causa, die sich in der Wirtschaftskammer Graz zugetragen haben soll.

Unter den Teppich kehren

Der Mann steht nämlich im Verdacht, in der Wirtschaftskammer – oder exakter in der großen Weiter- und Ausbildungsinstitution der Kammer, dem Wifi – für die Abhaltung von Kursen im Kfz-Bereich neben der Wifi-Gebühr eine Extragage kassiert zu haben. Ein Kursteilnehmer hatte die Wirtschaftskammerführung darüber informiert. Nachdem man dort aber, so heißt es intern, die Sache eher unter den Teppich kehren wollte, ging der erzürnte Kursteilnehmer zur Polizei.

"Ja, es wird derzeit in dieser Causa ermittelt, wir sind gerade dabei, die Schadenssumme und die Geschädigten zu eruieren. Das Verfahren ist anhängig. Wir schauen genau an, was verrechnet wurde und wer was bezahlen musste", sagt der Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Bacher.

Die Meisterkurse, um die es hier vor allem gehen soll, sind ja ohnehin nicht gerade billig: 4.000 bis 5.000 Euro für Wochenendkurse.

Günstige Autoreparatur

Das Wifi betreibt ein großes Spektrum an Werkstätten, in denen auch Meisterprüfungen abgenommen werden: von der Maler-, Tischler-, Elektriker- bis eben zur bestens ausgestatteten Kfz-Werkstätte. Und da geht die Staatsanwaltschaft noch einem anderen Hinweis nach: In der Kfz-Werkstätte des Wifi soll nämlich auch ein lebhaftes Autoreparaturgeschäft gelaufen sein. Wirtschaftskammerfunktionäre und Kammerangestellte sollen hier – so laufen kammerintern Gerüchte – seit langem ihre Autos "unter der Hand" reparieren und servicieren lassen. "Wir prüfen auch das", heißt es in der Staatsanwaltschaft.

"Der Besagte hat gar nicht zu uns gehört, das war ein externer Prüfer und kam von außerhalb des Wifi. Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Das Einzige, was vorstellbar ist, ist, dass er die Sachen im Privaten angeboten hat. Aber er wird ohnehin nicht mehr weiter im Wifi beschäftigt", sagt Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk.

Mittlerweile ist auch der Kfz-Bereichsleiter, unter dem der externe Prüfer gearbeitet hat, suspendiert worden. Warum? "Na ja, die Sache muss gänzlich aufgeklärt werden, da gehören alle Verdachtsmomente geklärt." Dass im Kfz-Bereich Unregelmäßigkeiten passiert sind, könne er sich nicht vorstellen.

"Wir haben ja keine Spenglerei oder Lackiererei. Wenn, dann muss auch da was außerhalb der Kammer passiert sein. Aber grundsätzlich ist das alles ein Thema des Wifi, da haben wir von der Kammer weniger damit zu tun."

Wifi-Chef "überrascht"

Im Wifi zeigt sich die dortige Führung ziemlich uninformiert. Wifi-Chef Martin Neubauer ist sogar "überrascht" über die Frage nach den Vorkommnissen. Dass – wie Kammerpräsident Herk bestätigt – auch der Bereichsleiter suspendiert worden ist, ist nicht bis zu Neugebauer durchgedrungen.

"Der Leitung der Kfz-Werkstätten wird unserer Information zufolge nichts vorgeworfen. Daher laufen dazu auch keine Untersuchungen. Unseren Informationen nach gibt es auch keine Justizermittlungen, dass Kfz von WK-Funktionären 'schwarz' in den Werkstätten serviciert und repariert worden seien. Was es unseres Wissens nach gibt, sind Ermittlungen der Justiz gegen einen ehemaligen externen Trainer, der auch am Wifi Kurse gehalten hat", sagt Neubauer.

In zwei, drei Wochen will die Staatsanwaltschaft ihrer Ermittlung der Causa in der steirischen Wirtschaftskammer abgeschlossen und Licht in die Sache gebracht haben.

Ausbildung am Wifi

Das Wifi (Wirtschaftsförderungsinstitut) ist eine zentrale Aus- und Weiterbildungseinrichtung der Wirtschaftskammer. Es werden hier nicht nur Meister und Lehrlingsausbildungen und -prüfungen angeboten, mittlerweile kann an den Wifis auch ein akademischer Abschluss gemacht werden

Auch das Wifi Steiermark bietet – wie es auf der Homepage heißt – "eine breite Palette an Master- und Universitätslehrgängen – auch für Personen mit Lehrabschluss und ohne Matura". Im Angebot: Master für Unternehmensmanagement, MSc für Handelsmanagement, Marketing- und Verkaufsmanagement oder "Integrales Gebäude- und Energiemanagement". (Walter Müller, 28.4.2021)