Kurzzeit-Casinos-Vorstand Peter Sidlo.

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Ex-Casinos-Aufsichtsratspräsident Walter Rothensteiner.

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Wien/Gumpoldskirchen – Im Prozess des kurzzeitigen Casinos-Vorstands Peter Sidlo gegen seinen Ex-Arbeitgeber hat am Donnerstag der damalige Casinos-Aufsichtsratspräsident Walter Rothensteiner als Zeuge ausgesagt. Als Sidlo Rothensteiner am Rande einer Generalratsitzung der Nationalbank gefragt hat, ob es für die FPÖ im Casinos-Vorstand was gibt, "da stellten sich bei mir die Haare auf", erzählte Rothensteiner.

Für Rothensteiner machte es, wie er sagte, einen Unterschied, ob jemand für sich oder eine Partei einen Posten reklamiert. "Ich hab gesagt: Ich brauch dort Leute und keine Partei." Sidlo hatte in seiner Einvernahme gesagt, er habe für sich als FPÖler nach einem Job gefragt, nicht für die FPÖ. Rothensteiner sagte der Richterin, er habe es anders in Erinnerung.

"Hintergrunddeal mit den Blauen"

Zur Sprache kam auch Rothensteiners Aktennotiz. In dieser hatte Rothensteiner im Vorfeld der Vorstandsbestellung nach einem Telefonat mit dem damaligen Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) festgehalten: Novomatic-Eigentümer Johann Graf "hat irgendeinen Hintergrunddeal mit den Blauen. Daher ist Sidlo ein Muss".

Sidlo war als Kandidat des damaligen Casinos-Kernaktionärs Novomatic in das Amt gekommen. Rothensteiner sagte, es habe im Aufsichtsratspräsidium die Vereinbarung gegeben, dass jeder Großaktionär einen Kandidaten vorschlage. Für die Republik war das Bettina Glatz-Kremsner, für die tschechische Sazka-Gruppe Martin Skopek.

Dass Ex-Novomatic-Chef Harald Neumann bei FPÖ-Mann Sidlo dem damaligen blauen Vizekanzler Heinz-Christian Strache im Wort war, wusste Rothensteiner laut seiner Aussage zum Zeitpunkt der Bestellung Sidlos nicht. Hätte er es gewusst, hätte er es im Aufsichtsrat thematisiert und auch nach dem Grund dafür gefragt. Dass es tatsächlich Absprachen im Hintergrund gab, schließt Rothensteiner aus den öffentlich geworden Nachrichten. "'Alles auf Schiene' interpretiere ich als eine Form von Absprache."

Sidlo als Opfer?

Grund für Sidlos Abberufung nur wenige Monate nach dessen Bestellung war laut Rothensteiner nicht seine fehlende Erfahrung in der Führung großer Unternehmen, sondern dass Sidlo dem Aufsichtsrat nach Meinung der Mitglieder verschwiegen hat, wer aller – angefangen von Barbara Kolm bis Arnold Schiefer – da mitgeredet habe. Es habe sich herausgestellt, dass "ein bestimmtes politisches Umfeld jemand drinnen haben will". Dass Sidlo da vielleicht das Opfer des Ganzen war, sei eine andere Sache, so Rothensteiner.

Es sei im Aufsichtsrat jedenfalls aber als Falschaussage und schwere Verfehlung Sidlos gewertet worden, dass dieser angab, davon nicht gewusst zu haben, obwohl aus den Chatprotokollen später hervorging, dass er involviert war. "Hätten wir das gewusst, gehe ich davon aus, dass der Aufsichtsrat die Bestellung nicht vorgenommen hätte", so Rothensteiner.

Bei der Ernennung von Glatz-Kremsner zur neuen Generaldirektorin sei nicht ihr ÖVP-Hintergrund, sondern ihre langjährige Erfahrung bei den Casinos Austria im Vordergrund gestanden. "Da ist auch niemand von der ÖVP gekommen und hat gesagt: Die muss das werden", erklärte Rothensteiner die Unterschiede zwischen den Bestellungen von Glatz-Kremsner und Sidlo.

Minar half Sidlo bei Formulierungen

Als Zeuge befragt wurde am Donnerstag auch der Unternehmenssprecher der Casinos Austria, Patrick Minar. Er hatte Sidlo bei dessen Stellungnahme an den Aufsichtsrat bei den Formulierungen geholfen. Glatz-Kremsner hätte auch aussagen sollen, ließ sich aufgrund einer Terminkollision aber entschuldigen. Sie soll nun so wie Betriebsrat Christian Holz am wahrscheinlich letzten Verhandlungstag in der vierten Septemberwoche befragt werden. Ein Termin vor dem Sommer war aufgrund des Verhandlungsrückstaus am Handelsgericht nicht möglich.

Sidlo wurde im Dezember 2019 vom Casinos-Aufsichtsrat vorzeitig abberufen, obwohl er erst im Mai desselben Jahres als Kandidat der Novomatic in den Vorstand gekommen war. Glatz-Kremsner stieg im Zuge des Vorstandsumbaus zur Generaldirektorin der Casinos Austria auf. In der Zivilklage vor dem Handelsgericht fordert Sidlo die Auszahlung seines Vorstandsvertrages über die gesamte Laufzeit von drei Jahren. Bis Vertragsende wären ihm noch für zwei Jahre und vier Monate Fixgehalt und Bonuszahlungen zugestanden. Unterm Strich fordert Sidlo mehr als 2,3 Millionen Euro. (APA, 29.4.2021)