Auf offenen Garagendächern ist Photovoltaik teurer als auf der Freifläche oder dem Hausdach.

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Vor mehr als 40 Jahren lancierte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) den Tag der Sonne, seither wird er jährlich am 3. Mai begangen. Bei Wien Energie steht der Aktionstag auch heuer im Zeichen der Solarenergie. Der Energieversorger betreibt seit kurzem in Wien Donaustadt die größte Freiflächenanlage Österreichs, hat aber noch allerhand mehr mit der Wärme unseres Gestirns vor. Schließlich soll Solarenergie laut Plänen der türkis-grünen Bundesregierung ein wesentlicher Baustein der Energiewende sein. Bis 2030 sollen elf Terawattstunden an zusätzlicher Solarenergie gewonnen werden, mehr als die Hälfte mit Freiflächenanlagen, der Rest auf Dächern, Fassaden und anderen bereits versiegelten Flächen.

Die Zahlen gelten für Österreich. Die Ziele von Wien Energie bis 2030 sind kleiner, aber nicht weniger ehrgeizig. Mit 600 Megawatt-Peak will das Unternehmen dann Solarenergie erzeugen, das Gros davon auf Dächern, an denen Wien reich ist. Derzeit werden rund 80 Prozent der Photovoltaikanlagen von Wien Energie auf Dächern errichtet.

Überall Flächen

Thomas Schilhansl, Projektentwickler für Photovoltaik bei Wien Energie, sieht überall Flächen, die sich für Energiegewinnung nutzen ließen. Ob Lärmschutzwände, Dächer oder Äcker – "es ist eine Berufskrankheit", scherzt er, fügt aber hinzu: "Natürlich gibt es Flächen, die ideal sind." Große Industriedächer zum Beispiel, die leicht nach Süden geneigt sind.

In Wien-Donaustadt betreibt Wien Energie die größte Freiflächenanlage Österreichs. In einem Teil der Anlage stehen bifaziale Module, dazwischen ist Platz für Landwirtschaft. Gemeinsam mit der Wiener Universität für Bodenkultur testet der Energieversorger dort Agrarphotovoltaik – also energie- und landwirtschaftliche Doppelnutzung.
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Davon gibt es in Wien allerdings viel zu wenige, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Bei Wien Energie experimentiert man deshalb mit allen möglichen Formen der Solarstromgewinnung. An der U3-Station in Ottakring wurden Klebemodule angebracht. Am Haus des Meeres wurden bifaziale Module errichtet, die Zellen an der Unterseite fangen das von der Straße und den Häuserwänden reflektierte Sonnenlicht ein. Auch auf Fassaden und Carports – offenen Garagen – produziert Wien Energie Solarstrom.

Technischer Fortschritt

Schilhansl beschäftigt sich bei Wien Energie seit fast zehn Jahren mit Photovoltaik und spricht von einer unglaublichen Dynamik, mit der sich der Markt seit 2011 entwickelt hat. Damals, als Wien Energie mit der Gewinnung von Sonnenenergie begann, lag der Wirkungsgrad von Solarmodulen bei 15 Prozent. Inzwischen liegt er bei 21 Prozent, und Schilhansl berichtet von jüngsten Forschungsergebnissen, die auf eine weitere deutliche Steigerung des Wirkungsgrads hoffen lassen – auch wenn bis dahin noch einige Jahre verstreichen dürften.

Auch preisseitig hat sich seither viel getan, Photovoltaik zählt heute zu den günstigsten Formen der Energiegewinnung. 2011 kostete ein Kilowatt-Peak rund 3.000 Euro, heute rund ein Drittel davon.

Photovoltaik Austria hat in einer Studie erhoben, auf welchem Untergrund Solaranlagen wie viel kosten. Dabei zeigt sich: Auf Hausdächern sind die Module am günstigsten.

Nicht nur der Preis zählt

Vergleichsweise am billigsten sind Photovoltaikanlagen allerdings dann, wenn Größenvorteile schlagend werden. Und das ist meist bei Freiflächen oder bei großen Industriedächern der Fall. Für Schilhansl ist das jedoch kein Grund, etwa Privatdächer, Fassaden und Carports ungenutzt zu lassen. "Das Modul auf dem Carport ist teurer, aber es spendet auch Schatten", erklärt er: "Das hat auch einen Wert".

Überhaupt beobachtet Schilhansl steigende Akzeptanz für Photovoltaikanlagen. Früher habe man abgewartet, wie sich die Preise und die Technologie entwickeln. Jetzt wisse man, dass die Klimakrise nicht wartet und Handeln geboten ist. Energie müsse grüner werden. Dieses Bewusstsein schlage sich auch bei Immobilienprojekten nieder, bei vielen Neubauten wird Photovoltaik von Anfang an mitgedacht. "Wenn ein Technologiesprung kommt, kann man Module ja immer noch austauschen", sagt Schilhansl. Man rechne aber bei Photovoltaikanlagen mit einer Lebensdauer von rund 25 Jahren.

Rascher Ausbau

Die Rahmenbedingungen für einen raschen Ausbau der Solarenergie in Wien und dem Rest Österreichs soll das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) schaffen. Das Gesetz sieht Förderungen für Anlagen vor, für Freiflächenanlagen soll es allerdings Abschläge geben. Der Interessenverband Photovoltaik Austria drängt nun anlässlich des Tags der Sonne auf eine baldige Verabschiedung des Gesetzes durch das Parlament.

"Nur mit einem praxisnahen EAG und dessen Beschluss vor dem Sommer können wir noch im Jahr 2021 tätig werden und mit der Photovoltaik raus aus dem Schatten und rein in die Solarrevolution", sagte Vera Immitzer, Geschäftsführerin von Photovoltaik Austria, in einer Aussendung.

Tage der Sonne

Der Tag der Sonne geht letztlich auf den US-Umweltschützer Denis Hayes zurück, einen großen Befürworter der Solarenergie. Aber Vorsicht, es gibt noch einen zweiten Tag der Sonne! Nordkorea feiert diesen am 15. April zum Gedenken des Geburtstags des "Großen Führers" Kim Il-sung. (luis, 3.5.2021)