Die ASB Graz Gemeinnützige Rettung und Soziale Dienste GmbH ist insolvent (Symbolbild).

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Ein Corona-Cluster in einem steirischen Pflegeheim im vergangenen Herbst hat für den Grazer Arbeitersamariterbund Folgen. Die Tochtergesellschaft ASB Graz gemeinnützige Rettung und Soziale Dienste GmbH musste nun als Betreiberin der Einrichtung Insolvenz anmelden, berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV). Der betroffene "Tannenhof" in St. Lorenzen im Mürztal, in dem unter den Bewohnern 42 Covid-Infektionen mit 18 Todesfällen aufgetreten sind, wurde behördlich geschlossen – das Land Steiermark und die Staatsanwaltschaft prüfen die Vorfälle.

Wirtschaftlich ist das Unternehmen durch diese Ereignisse ins Trudeln gekommen und der bisher positive Pflegebereich mit insgesamt acht Heimen mit 464 Betten in die Verlustzone geraten. Durch das Ableben von Bewohnern, nicht nur wegen Corona, sei die Belegung von durchschnittlich 95 auf nunmehr 65 Prozent gesunken. Die mediale Berichterstattung habe zudem für das Ausbleiben von Nachbesetzungen und Spenden geführt, heißt es über die Insolvenzgründe.

Corona-Jahr verschärfte Lage

Eine Sanierung des Unternehmens mit 311 Mitarbeitern wird nicht angestrebt. Zwischenzeitlich sollen die sieben noch vom ASB Graz betriebenen Pflegeeinrichtungen fortgeführt werden, Verhandlungen mit potenziellen neuen Betreibern wurden bereits aufgenommen. Der AKV erwartet eine Überschuldung von zumindest 3,5 Millionen Euro des ASB, der als zweites Standbein in Graz einen Rettungs- und Krankentransportdienst mit etwa 40 Fahrzeugen unterhalten hat.

Auch diesem hat die Covid-Pandemie offenbar wirtschaftlich zugesetzt. Diese habe einerseits zu einem Rückgang der Krankentransporte geführt, andererseits zu weniger Rettungseinsätzen wegen der Lockdowns. Zudem hätten für Corona-Transporte teure Schutzausrüstungen angeschafft und Fahrzeuge umgebaut werden müssen. Die Folge war ein Jahresverlust von 0,32 Millionen Euro.

Rote Zahlen soll es in diesem Bereich auch in der Vergangenheit gegeben haben, die zuvor durch Überschüsse aus dem Pflegebereich querfinanziert wurden. Das Unternehmen sei bisher vom Land Steiermark nicht als Rettungsdienst offiziell anerkannt worden – gegen den ablehnenden Bescheid ist laut AKV derzeit ein Rechtsmittel anhängig. Darüber hinaus war ASB Graz, die dem Verein "Arbeiter Samariter Bund Österreichs, Gruppe Graz" gehört, im Katastrophenschutz tätig und führte Lehrgänge im Bereich Erste Hilfe und Covid-19-Hilfsmaßnahmen durch.

Politik schaltet sich ein

ÖVP-Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß sagte dazu am Freitag: "Dem Land Steiermark obliegt die Aufgabe, nach dem steirischem Pflegeheimgesetz die Betreuung und Pflege sicherzustellen. Aufgrund dessen werden ab Montag die Einrichtungen des steirischen Arbeitersamariterbundes von den Bezirksverwaltungsbehörden kontrolliert. Die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner muss gewährleistet sein – das ist jetzt das Wichtigste."

Die Grünen sagten dies kritischer: "Wir werden zu den neuen Entwicklungen im Landtag aktiv werden", kündigte Klubobfrau Sandra Krautwaschl an. Sie sieht die Landesregierung und insbesondere Landesrätin Bogner-Strauß gefordert. Diese versuche "laufend zu beschwichtigen", wie zuletzt in der Landtagssitzung, sagte Krautwaschl. FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek forderte unter anderem, dass sich Bogner-Strauß und Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) zur Vermittlung einschalten müssten. Beim Samariterbund handle es sich bekanntlich um eine Organisation, die eine besondere Nähe zur SPÖ habe. Keinesfalls dürften die Arbeitnehmer oder die Heimbewohner unter dieser neuen Situation leiden. (aha, APA, 30.4.2021)