Feiern (fast) wie vor der Pandemie hieß es am Freitag- und Samstag abend in einer zum Nachtclub umfunktionierten Lagerhalle im Hafen der nordenglischen Musikmetropole Liverpool. Jeweils 3.000 meist junge Menschen holten dort nach, was ihnen von Covid-19 und den Schutzmaßnahmen 14 Monate lang versagt war: Tanzen, ganz ohne Abstand und ohne Maske vor dem Mund.

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Als hätte es Corona nie gegeben: Endlich wieder Party in Liverpool – unter strengen Auflagen freilich.
Foto: Richard McCarthy/PA via AP

Der zweitägige Rave, bei dem DJ-Stars wie Fatboy Slim und The Blessed Madonna auftraten, war Teil eines Pilotprojektes der britischen Regierung, der dieser dabei helfen soll, für die Zeit nach dem Lockdown Sicherheit zu gewährleisten. Am Sonntag vor einer Woche durften schon 8.000 Fans die beiden englischen Fußballclubs Manchester City und Tottenham Hotspur live im Londoner Wembley-Stadion dabei zusehen, wie sie sich das Cupfinale untereinander ausmachten.

Im Juni will Premierminister Boris Johnson die Beschränkungen gänzlich aufheben. Ob dies gelingt, hängt neben dem bisher so glänzend funktionierenden Impfprogramm auch davon ab, wie sich Feiern wie jene in Liverpool auf das Infektionsgeschehen auswirken. Die Veranstalter jedenfalls wollten auf Nummer sicher gehen: Die Besucherinnen und Besucher mussten sich 24 Stunden vor Beginn testen lassen. Wissenschafter werden das Verhalten der Feiernden am Veranstaltungsort auswerten.

Keine Masken in Ungarns Stadien

Ähnlich wie in Großbritannien finden seit Samstag auch in Ungarn Fußballpartien wieder vor Publikum statt. Masken sucht man dort im Stadion vergeblich. Voraussetzung für den Besuch der Veranstaltungen ist das Vorweisen eines sogenannten Immunpasses, erklärte der rechtsnationale Ministerpräsident Viktor Orbán am Freitag im staatlichen ungarischen Radio. Den Immunpass erhält in Ungarn jeder, der zumindest eine erste Impfung gegen Covid-19 erhalten hat oder nachweislich erkrankt war.

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Dieser Ferencváros-Fan trägt, obwohl er es nicht müsste, eine Maske. Zumindest irgendwie.
Foto: AP Photo/Laszlo Balogh

Im Zehn-Millionen-Einwohner-Land sind derzeit rund vier Millionen Menschen gegen die Krankheit geimpft, die das Coronavirus auslösen kann. Tabellenführer Ferencváros Budapest verkauft bereits seit Mittwoch Tickets für das Match gegen Mezőkövesd. Jugendliche und Kinder, die derzeit noch nicht geimpft werden können, dürfen Sportveranstaltungen in Begleitung von geimpften oder genesenen Verwandten besuchen. In den Stadien müssen nicht einmal mehr Gesichtsmasken getragen werden.

Verzweifelte Lage in Indien

Während europäische Länder große Schritte in Richtung eines Lockdown-Endes machen, wird die Situation in Indien immer dramatischer, was Covid-19 betrifft. Das Gesundheitsministerium in Delhi hat am Sonntag 392.488 Neuinfektionen binnen 24 Stunden verzeichnet. Das sind weniger als am Vortag, als das Land erstmals über 400.000 Fälle und damit einen weltweiten Höchstwert registriert hatte. 3.689 Menschen starben in demselben Zeitraum – ein trauriger Rekord. Insgesamt haben sich mehr als 19,56 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das ist der zweithöchste Wert nach den USA.

In der Stadt Amritsar im Norden des Bundesstaats Punjab herrscht Lockdown. In vielen anderen Teilen des Subkontinents hingegen strömen Menschen zu religiösen oder politischen Events – und infizieren sich häufig.
Foto: Narinder NANU / AFP

Weil es in den indischen Spitälern an Sauerstoff und Medikamenten mangelt und selbst die Krematorien und Leichenhäuser längst überfüllt sind, haben inzwischen zehn Bundesstaaten und Unionsterritorien Lockdowns verhängt. Die Zentralregierung von Premierminister Narendra Modi zögert aus wirtschaftlichen Überlegungen nach wie vor, landesweite Maßnahmen zu ergreifen. Indiens Corona-Taskforce erhöht nun aber angesichts der dramatischen Lage den Druck auf Modi, einen Lockdown über das ganze Land zu verhängen. Erste Fälle der aus Indien stammenden Virus-Mutante haben unterdessen Europa erreicht – und auch Österreich. (Florian Niederndorfer, 2.5.2021)